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Das System

Das System

Titel: Das System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Tränke, so dass es zumindest von der Straße nicht
     zu sehen war, und legte Handtuch und Hemd daneben. In seiner schwarzen Jeans, dunkelgrauem Rollkragenpullover und schwarzer
     Jacke passte er nicht besonders gut in diese Landschaft, aber die Bäuerin würde sicher bald die Polizei über den Diebstahl
     informieren. Er kletterte über den Elektrozaun und querte die Weide bis zu der kleinen Anhöhe, auf der sich einige Buchen
     und Eichen erhoben. Die Kühe sahen ihm verständnislos hinterher.
    Am Rand der kleinen Baumgruppe hockte er sich hinter ein Gebüsch. Der Hubschrauber war verschwunden. Entweder konzentrierte
     er seine Suche auf eine andere Gegend oder sein Einsatz war abgebrochen worden. Doch Mark machte sich keine Illusionen: Die
     Polizei würde alle Ausfallstraßen kontrollieren.
    Was sollte er tun? Vielleicht, wenn Franzie herkam und ihn in ihrem Wagen versteckte … Er holte das Handy hervor, um sie noch
     einmal anzurufen. Diesmal würde er auf den Anrufbeantworter sprechen – vielleicht war sie zu Hause und |99| hatte nur keine Lust gehabt, den Hörer abzunehmen. Er musste …
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Stromschlag. Er starrte das Handy an, als sei es eine Handgranate, deren Stift er gerade gezogen
     hatte. Natürlich, so hatten sie ihn gefunden! Man konnte die ungefähre Position eines Handys über die Sendemasten, mit denen
     es in Kontakt war, bestimmen. Die Mobilfunkanbieter hatten gehofft, über diese Möglichkeit »Location Based Services« anbieten
     zu können und so zum Beispiel den Weg zur nächsten Tankstelle oder Apotheke aufzuzeigen – gegen eine saftige Gebühr natürlich.
     Doch die ortsbezogenen Handydienste hatten sich nie wirklich durchgesetzt, weil es den meisten Menschen unangenehm war, dass
     man ihre exakte Position bestimmen konnte. Mark verstand jetzt nur zu gut, warum.
    Er warf das Handy fort und rannte los. In der Ferne hörte er das Dröhnen des Hubschraubers, der sich langsam näherte.
    Er rannte über Äcker und Weiden und blieb dabei möglichst dicht an den spärlichen Büschen, die zwischen den Feldern wuchsen.
     Als das Geräusch des Helikopters so nah war, dass er eine Entdeckung befürchten musste, warf er sich zwischen zwei Sträucher.
    Der Hubschrauber kreiste in einiger Entfernung über dem kleinen Wäldchen, in dem Mark das Handy weggeworfen hatte. Er zog
     einen größeren Kreis und näherte sich seinem Versteck bis auf ein-, zweihundert Meter. Mark unterdrückte den Impuls, einfach
     loszulaufen. Wenn sie ihn sahen, hatte er keine Chance mehr. Der Hubschrauber flog weiter, setzte seinen langgezogenen Kreisbogen
     fort und verschwand schließlich in Richtung Buchholz.
    Als er außer Sichtweite war, klopfte Mark den gröbsten Schmutz aus seiner Kleidung und lief weiter. Er hielt sich von Gehöften
     und Ortschaften fern und mied auch die wenig befahrenen Straßen. Zum Glück gab es in dieser Gegend nicht allzu viele davon.
    |100| Allmählich veränderte sich die Landschaft. Der Boden wurde sandiger, und die saftigen Weiden wichen rotbraunem Heidekraut,
     das die sanft geschwungenen Hügel überzog. Dazwischen ragten schlanke Koniferen auf wie Statuen. Die Landschaft sah aus, als
     habe sie ein Gärtner kunstvoll angelegt. Morgen, am Samstag, würde es hier vermutlich von Spaziergängern wimmeln, doch heute
     war das beliebte Ausflugsziel glücklicherweise menschenleer.
    Er erreichte einen überdachten Grillplatz. Die Kohlen in der Feuerstelle waren alt – die Grillsaison war noch nicht eröffnet.
     Obwohl es erst früher Nachmittag war, beschloss er, zunächst hierzubleiben und die Nacht in der achteckigen, halb offenen
     Hütte zu verbringen. Hier war er vor Regen und vor Blicken geschützt. Der Helikopter hatte sich zwar seit einigen Stunden
     nicht mehr blicken lassen, aber das hieß natürlich nicht, dass die Suche nach ihm abgeblasen war. Er wusste, dass er sich
     nur Zeit erkaufte. Früher oder später würde er der Polizei in die Falle gehen. Seine einzige Chance war, bis dahin Hinweise
     auf Ludgers Mörder zu finden. Wie er das anstellen sollte, wusste er allerdings nicht.

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    24.
    Hamburg-Altstadt,
    Freitag 16:15 Uhr
    »Und? Was hat Dr. Brunner gesagt?« Dreek sah mit sorgenvoller Miene auf, als sein Chef das Büro betrat. Seine ungestüme, selbstbewusste
     Art war wie weggeblasen. Das nahm Unger den Wind aus den Segeln.
    Natürlich war Ungers Vorgesetzter alles andere als begeistert gewesen. Worte wie »peinlich« und

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