Das System
des Computers, nahm einen kleinen |126| Schraubenzieher und schraubte im Inneren herum. Nach kurzer Zeit hielt sie ein kleines Metallgehäuse in der Hand. Es war unglaublich,
dass in dieses Kästchen hundert Gigabyte Daten passten – so viel Informationen wie in eine große Stadtbibliothek mit hunderttausend
Büchern.
Sie öffnete einen zweiten der vier Computer auf ihrem Tisch und baute die Festplatte dort ein. »Das ist mein Analysesystem«,
sagte sie.
»Kann der Virus nicht überspringen, wenn du die Festplatte dort einbaust?«
»Nein. Die Festplatte wird nicht gebootet, und es werden auch keine Programme von ihr ausgeführt. Sie wird lediglich gescannt.
Die Daten werden in einen geschützten Bereich gelesen. Dann sucht meine Analysesoftware nach Mustern, die typisch für Viren
und Spyware sind.« Sie schraubte den Computer zu, startete ihn und aktivierte ein entsprechendes Softwareprogramm. Ein Fortschrittsbalken
erschien, der sich jedoch nur sehr langsam bewegte.
»Das dauert jetzt ein bisschen. Ich habe Hunger, und du?« Mark nickte.
»Ich kenne da einen ganz guten Türken«, sagte Lisa. »Hat die besten Döner in der Gegend.« Ohne einen Kommentar abzuwarten,
verließ sie die Wohnung. Mark folgte ihr überrascht. Er hatte irgendwie erwartet, dass Lisa sich nur von Gemüse und vielleicht
gelegentlich ein paar Sushi-Häppchen ernährte, so schlank, wie sie war.
Es war bereits kurz vor vier nachmittags. Die Sonne schien, und die Leute schlenderten mit vollen Einkaufstüten durch die
Straßen von Altona. Alles wirkte so friedlich, dass Mark für einen Moment beinahe vergaß, dass er immer noch unter Mordverdacht
stand und von der Polizei gesucht wurde. Wenigstens hatten sie noch keine Fahndungsplakate aufgehängt.
Der türkische Schnellimbiss war klein, aber sehr sauber. Die Döner schmeckten wirklich vorzüglich. Sie tranken |127| noch einen türkischen Kaffee, der sehr stark und aromatisch war.
Als sie später nebeneinander durch belebte Wohnstraßen zurückschlenderten, sagte Mark plötzlich: »Lisa, es tut mir schrecklich
leid, dass ich dich damals entlassen habe. Ich habe dir Unrecht getan. Bitte verzeih mir!«
Sie sah ihn nicht an. »Was geschehen ist, ist geschehen.« Ihre Stimme blieb neutral. Den Rest des Weges schwiegen sie.
Als sie die Wohnung erreichten, hatte das Analyseprogramm seine Arbeit beendet. »17 patterns matching«, stand in einem Nachrichtenfenster.
Darunter eine Liste von kryptischen Bezeichnungen.
»Sieh mal an«, sagte Lisa und runzelte die Stirn.
»Was ist es?«, fragte Mark. »Ein Virus?«
»Nein … oder vielleicht doch, ich weiß nicht genau. Aber die Signaturen, die das Programm gefunden hat, kenne ich gut. Sie
stammen allesamt aus dem DINA-Client.«
Der DINA-Client war die Software, die auf Hunderttausenden von Computern lief, dort in Arbeitspausen Rechenaufträge ausführte
und die Ergebnisse an den DINA-Zentralrechner übermittelte. »Heißt das, du hast den DINA-Client auf deinem Computer installiert?«
»Nein, das habe ich nicht. Wenn sich DINA irgendwie selbst installiert hätte, hätte ich das sofort gesehen. Das hier ist nicht
DINA, jedenfalls nicht der DINA-Client, den ich kenne. Aber es enthält Teile des DINA-Codes.«
»Was bedeutet das?«
»Das bedeutet, dass jemand unseren DINA-Client modifiziert und etwas Neues daraus gemacht hat.«
»Aber warum? Was könnte derjenige damit bezwecken?«
»Ich weiß nicht genau. Aber das Ding hat sich von selbst auf meine Festplatte geladen wie ein Wurm. Und es hat sich irgendwie
an all meinen Schutzvorrichtungen vorbeigemogelt.«
|128| »Soll das heißen, jemand hat den DINA-Client in einen Virus umprogrammiert?«
»Sieht so aus. Und zwar in einen verdammt cleveren. Ich glaube nicht, dass den irgendein kommerzieller Virenscanner erkennt.«
Mark wurde blass. »Das bedeutet, dass diese DINA-Variante sich vielleicht schon über das ganze Internet ausgebreitet hat!
Mein Gott, DINA läuft möglicherweise nicht mehr nur auf ein paar hunderttausend Computern, sondern …«
»… auf ein paar hundert Millionen«, vollendete Lisa seinen Satz.
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30.
Hamburg-Klostertor,
Samstag 22:19 Uhr
Friedemann Unger fühlte sich einfach großartig. Das Adrenalin rauschte durch seine Blutbahn wie eine Glücksdroge, hochgepumpt
vom wummernden Rhythmus der Bass Drum und dem rhythmischen Klatschen der Leute. Seine Finger glitten wie von selbst über das
Griffbrett der Ibanez. Die Bühne
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