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Das System

Das System

Titel: Das System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Monster gestalteten.
    |154| Ferrin spannte seinen Kurzbogen. »Warte noch!«, sagte Norman. Er wusste, dass ein Kobold selten allein war. Da dieser hier
     nicht die Flucht ergriffen hatte, musste er reichlich Verstärkung im Rücken haben. Normans Nackenhaare stellten sich auf.
     Wahrscheinlich war es eine gemischte Gruppe! Ein einzelner Kobold als Lockvogel, und hinter den Steinen lauerte eine große
     Gruppe von Orks oder, noch schlimmer, ein Troll. Norman wusste, dass Trolle sich hin und wieder Kobolde als Sklaven hielten.
    Eine Weile verharrten die beiden ungleichen Gegner, eine bis an die Zähne bewaffnete Gruppe von Abenteurern mit mindestens
     Level Zwölf auf der einen Seite, ein kleines schwarzes Wesen mit höchstens zwanzig Lebenspunkten, das unverständliche Verwünschungen
     ausstieß, auf der anderen. Doch kein Troll kam hinter den Felsen hervor, nicht einmal Orks.
    »Er blufft!«, sagte Ferrin. »Warte, ich verpass ihm eine!« Er schoss den Pfeil ab, der den Kobold jedoch verfehlte.
    Das Wesen stieß einen Schrei aus und griff an. Es rannte an Tarkus vorbei und stürzte sich mit seinem Holzknüppel auf Ferrin.
     Norman war einen Moment zu verblüfft, um zu reagieren. Kobolde verhielten sich einfach nicht so!
    Der Kobold drosch wie irre auf Ferrin ein, der seinerseits mit seinem Kurzschwert nach dem Angreifer hieb. Er traf mehrmals,
     doch der Kobold schien keine Verwundungen davonzutragen. Er schlug weiter in schneller Folge mit seinem lächerlichen Knüppel
     auf die Lederrüstung des Diebes und zog ihm mit jedem Treffer einen oder zwei Lebenspunkte ab.
    »Verdammt«, sagte Ferrin. »Der scheint unverwundbar zu sein! Vielleicht hilft mir mal einer?«
    Endlich löste sich Norman aus seiner Starre. Er steuerte Tarkus mit der Maus in den Rücken des Kobolds und ließ ihn einen
     gewaltigen Schlag mit der Axt ausführen. Das war nicht ungefährlich – bei dieser Nähe bestand die Möglichkeit, dass der Axthieb
     Ferrin traf. Doch der Schlag saß. Ein dicker roter Blutspritzer erschien auf dem Computermonitor |155| über dem Kobold, und darin die Zahl einhundertdreiundzwanzig. So viele Schadenspunkte mit einem einzigen Schlag – ein Traumergebnis.
     Es waren mindestens sechsmal so viele Lebenspunkte, wie ein Kobold haben konnte.
    Doch der Kobold dachte gar nicht daran, den Löffel abzugeben. Er prügelte weiter wie besessen auf Ferrin ein, der inzwischen
     bereits die Hälfte seiner Lebensenergie verloren hatte.
    Jetzt schaltete sich Morgana ein. Sie lenkte einen Angstzauber auf den kleinen Angreifer. Eine absolut sichere Methode, um
     selbst eine große Gruppe von Kobolden in die Flucht zu schlagen, denn diese Wesen waren besonders feige. Doch der Kobold zeigte
     sich unbeeindruckt. Wie eine außer Kontrolle geratene Maschine ließ er seinen Knüppel herabsausen, wieder und immer wieder.
    Endlich begriff Norman, dass etwas nicht stimmte. Möglicherweise war dies gar kein Kobold, sondern ein Zauberer oder gar ein
     Gott, der Koboldgestalt angenommen hatte. Doch übermächtige Götter oder Zauberer griffen Abenteurer in Eternia niemals unvermittelt
     an, sondern stellten ihnen erst einmal irgendwelche Aufgaben. Zu einem Angriff kam es nur, wenn man sich weigerte, den Willen
     der Götter zu befolgen, oder sie respektlos behandelte. Dann dauerte der Kampf in der Regel nicht sehr lange.
    Wahrscheinlich handelte es sich bei dem unverwundbaren Kobold einfach um einen Programmfehler. So etwas kam immer wieder mal
     vor. »Lasst uns abhauen«, rief Norman. »Irgendwas stimmt da nicht! Ich schicke dem SysOp nachher eine Nachricht.« Er steuerte
     Tarkus im Laufschritt den Pfad hinunter zum Dorf.
    Morgana und Ferrin folgten ihm. Der Kobold folgte Ferrin und hieb weiter auf ihn ein. Definitiv ein Programmfehler. Was immer
     dieses Wesen war, es hätte an seinem Verteidigungspunkt bleiben müssen. Es gehörte zu den ungeschriebenen Gesetzen in Eternia,
     dass Monster niemals flüchtende Abenteurergruppen verfolgten. Schließlich sollten |156| besonders Anfänger die Chance haben, ihren Fehler zu korrigieren, wenn sie sich in die falsche Gegend verirrt hatten.
    »He, Leute, ich könnte mal Hilfe gebrauchen«, sagte Gavin. »Ferrin ist gleich platt.«
    Morgana blieb stehen und fuchtelte mit den Armen. Eine leuchtende Kugel erschien über Ferrin, aus der so etwas wie glühende
     Flüssigkeit auf ihn herabregnete und ihn von innen aufleuchten ließ. Ein Heilzauber. »Danke«, sagte Ferrin. Doch schon sank
     seine

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