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Das System

Das System

Titel: Das System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Lebensenergie unter der kontinuierlichen Attacke des Kobolds wieder ab.
    So langsam wurde der kleine Kerl richtig unangenehm. Sie setzten die Flucht fort. Als sie schließlich das Dorf erreichten,
     hatte Morgana ihre gesamte magische Energie verbraucht, um Ferrin am Leben zu erhalten.
    Sofort kamen von allen Seiten Soldaten des Königs angelaufen und stürzten sich auf den Kobold. Das war eine weitere Schutzfunktion
     für Anfänger. In Dörfern war man sicher – dafür hatten die Eternia-Spieldesigner gesorgt, indem sie übermächtige Elitesoldaten
     in praktisch unbegrenzter Zahl eingebaut hatten, die sich auf jedes Monster stürzten, das sich versehentlich in ein Dorf verirrte.
    Doch der Kobold war nicht davon abzubringen, weiter auf Ferrin einzudreschen, während ein Regen von Hellebardenschlägen auf
     ihn einprasselte.
    Schließlich brach der Dieb tot zusammen. »So ein verdammter Mist!«, rief Gavin. »Das ist doch einfach unfair! Tot, auf Level
     Zwölf, durch einen dämlichen Kobold! Das lass ich nicht mit mir machen! Ich kündige meinen Eternia-Account!« Norman konnte
     ihn gut verstehen.
    Der Kobold kümmerte sich nicht um die Soldaten, die weiter auf ihn einschlugen. Er sah Tarkus an, bleckte die Zähne und rannte
     dann mit erhobenem Holzknüppel auf den Barbaren zu.
    Zum ersten Mal, seit er in Eternia spielte, brach Norman Reed der Angstschweiß aus.

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    |157| 38.
    Hamburg-Altona,
    Sonntag 14:44 Uhr
    Lisas Gesicht war schneeweiß. Ihre Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepresst. »Lucy? Wer ist Lucy?«, fragte Mark.
    Es dauerte einen Moment, bis sie antwortete. »Ich bin Lucy«, sagte sie. »Das ist meine ID als Hackerin.«
    »Du bist eine Hackerin?«
    »Natürlich bin ich eine Hackerin. Jeder Softwareentwickler, der was auf dem Kasten hat, ist ein Hacker. Das, was du dir unter
     dem Begriff vorstellst, Leute, die unbefugt in fremde Systeme eindringen, nennen wir Cracker. Ein Hacker macht so etwas nicht.
     Hacker sind konstruktiv. Sie erschaffen Dinge und zerstören sie nicht. Sie mischen sich nicht in fremder Leute Angelegenheiten
     ein, sondern helfen sich gegenseitig.«
    »Okay, und warum hast du dann einen Tarnnamen?«
    »Das ist kein Tarnname, das ist meine ID. Mein Spitzname, wenn du willst, mit dem mich andere Hacker anreden.«
    »Woher kennt DINA deinen Spitznamen? Und woher weiß sie, dass du es bist, die mit ihr chattet?«
    Lisa schüttelte nur den Kopf. Sie setzte an, etwas in die Tastatur zu tippen, zögerte dann, als habe sie Angst davor. »Wie
     lautet mein richtiger Name?«, tippte sie schließlich.
    »Lucy ist ein richtiger Name«, gab das Programm zurück.
    »Wie lautet der Name, der in meinem Personalausweis steht?«
    »Lisa Jennifer Hogert.«
    »Das gibt es doch nicht«, warf Mark ein. »Wie kann sie das wissen?«
    Lisa beachtete ihn nicht. »Wie heißt die Hauptstadt von Peru?«, tippte sie.
    |158| »Lima ist die Hauptstadt von Peru.«
    »Wie ist das Wetter in Lima?«
    »Die Temperatur in Lima beträgt zurzeit 32,3 Grad. Es ist leicht bewölkt. Die Windgeschwindigkeit liegt unter 5 km/h. Die
     Luftfeuchtigkeit beträgt 57 %.«
    »Wie hieß der dritte Präsident der USA?«
    »Thomas Jefferson war von 1801 bis 1809 Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.«
    »Was soll das?«, fragte Mark. »Sind wir hier bei ›Wer wird Millionär‹, oder was?«
    »Du hast doch den Brief gelesen, oder?«, fragte Lisa. »Rainer hat Pandora nicht für eine Außerirdische gehalten. Er hat geglaubt,
     dass sie ein künstliches Wesen ist. Das erste wirklich intelligente Softwareprogramm. Deshalb wohl auch der Name, den er ihr
     gegeben hat: Pandora ist so was wie die griechische Version von Eva – die erste Frau auf der Welt. Außerdem soll sie unbeschreiblich
     schön gewesen sein.«
    »Pandora, war das nicht die mit der Büchse?«
    »Es war ein Tonkrug. Ja, darin waren der Sage nach alle Plagen der Welt. Aber auch die Hoffnung.«
    »Und du meinst, Rainer hat wirklich geglaubt, dass dieses Ding … denken kann?«
    Lisa nickte. »Du weißt, was der Turing-Test ist?«
    »Natürlich.« Der britische Mathematiker Alan Turing hatte kurz nach dem Zweiten Weltkrieg die These aufgestellt, dass es möglich
     sein müsse, Computer zu entwickeln, die denken können wie Menschen. Er beschrieb eine Methode, um die Intelligenz eines Computers
     zu messen, die als Turing-Test berühmt wurde: Ein Mensch und ein Computer sind mit einer Testperson über ein Terminal verbunden.
     Die

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