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Das System

Das System

Titel: Das System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Testperson kann sich mit beiden über eine Tastatur unterhalten. Wenn die Testperson nicht mehr in der Lage ist, zwischen
     Computer und Mensch zu unterscheiden, dann ist der Computer intelligent.
    »Ich glaube, Pandora ist das erste Softwareprogramm, das |159| den Turing-Test bestehen kann«, sagte Lisa. Ihre Augen leuchteten. »Sie denkt sicher nicht wie ein Mensch. Aber du hast ja
     gesehen, dass sie auf jede Eingabe sinnvoll reagiert. Sie ist in der Lage, eigenständige Schlussfolgerungen zu ziehen. Ich
     denke, sie hat ein eigenes Bewusstsein entwickelt.«
    »Bist du nicht ein bisschen voreilig mit deiner Annahme? Es ist doch allgemein bekannt, dass der Turing-Test weniger die Intelligenz
     des Computerprogramms misst als vielmehr die der Testperson.« Mark wusste, dass es für einen guten Programmierer relativ leicht
     war, ein Programm zu schreiben, das einem unerfahrenden Benutzer Intelligenz vorgaukelte. Bereits Ende der sechziger Jahre
     hatte Joseph Weizenbaum am Massachusetts Institute of Technology ein berühmtes Programm namens »Eliza« entwickelt, das nur
     aus ein paar hundert Zeilen Programmcode bestand und doch intelligent wirkte. Damals waren viele Menschen überzeugt gewesen,
     dass die Maschine sie wirklich verstehen konnte. Dabei machte das Programm nichts anderes, als auf ein paar Stichworte zu
     reagieren und das, was man ihm gesagt hatte, in Form einer Frage wieder zurückzugeben. Ein billiger Trick, mehr nicht.
    Seitdem waren Systeme, die natürliche Sprache verstehen konnten, immer besser geworden. Mark hatte einmal auf einer Party
     den Gründer eines Hamburger Start-ups namens Kiwilogic kennengelernt. Die Firma entwickelte virtuelle Kundenberater für Websites
     großer Unternehmen. Er hatte sich später auf ihrer Website mit der virtuellen Version des Gründers unterhalten. Man konnte
     dabei schnell vergessen, dass es sich um eine Maschine handelte und nicht um einen Menschen, auch wenn das Programm hin und
     wieder zu erkennen gab, dass es eine Eingabe nicht verstand. Mark war so beeindruckt gewesen, dass er beschlossen hatte, auch
     DINA eine natürlichsprachliche Benutzerschnittstelle zu geben. Ohne Zweifel erfüllten die Programme von Kiwilogic einen sinnvollen
     Zweck und konnten das Leben im Internet |160| gerade für unerfahrene Nutzer erleichtern. Aber mit Denken im menschlichen Sinne hatte das nichts zu tun.
    Lisa sah Mark verärgert an. »Glaubst du, ich bin nicht intelligent genug, um einen Menschen von einem Computer zu unterscheiden?«
    »Das meinte ich nicht. Aber ich könnte mir vorstellen, dass Rainer Schwierigkeiten damit hatte. Für ihn waren schließlich
     alle anderen Menschen irgendwie fremd. Vielleicht hat jemand das ausgenutzt und ihm nur vorgegaukelt, dieses Pandora-Programm
     sei intelligent.«
    »Warum sollte jemand so etwas tun?«
    »Keine Ahnung. Aber es ist doch offensichtlich, dass wir noch längst nicht alles wissen. Warum ist Rainer ermordet worden?
     Wer ist diese Eva? Warum hat er den Brief an sie zerrissen, anstatt ihn abzuschicken? Ist sein Geständnis wirklich für voll
     zu nehmen? War er vielleicht nicht nur Autist, sondern ernsthaft geisteskrank? Wir wissen im Grunde so gut wie gar nichts!«
    »Okay. Aber wir können herausfinden, ob Pandora eine Maschine ist oder nicht.«
    »Wie willst du das machen?«
    »Wir machen den Turing-Test. Aber mit umgekehrtem Vorzeichen. Ich werde dir beweisen, dass Pandora intelligenter ist als ein
     Mensch.« Sie tippte eine neue Frage: »Wie lautet die 29. Wurzel aus 14567?«
    Die Antwort kam mit kaum spürbarer Verzögerung: »Die 29. Wurzel aus 14567 ist 1,39176.« Mark sog hörbar die Luft ein.
    Lisa holte einen Taschenrechner aus der Schreibtischschublade und rechnete das Ergebnis nach. Es stimmte. Sie tippte ein paar
     weitere Zahlen. Dann stellte sie die nächste Frage: »Welches sind die Primfaktoren von 43541267?«
    »43541267 = 7*11*17*29*31«
    »Na bitte«, sagte Lisa. »Kein normaler Mensch kann so schnell eine Primfaktorenzerlegung durchführen.«
    |161| »Ein normaler Mensch nicht«, sagte Mark. »Aber Rainer hätte es vielleicht gekonnt.«
    Lisa ignorierte seine Bemerkung und setzte ihre Tests fort. Mark merkte, wie ihr anfänglicher Schreck einer wachsenden Faszination
     wich. Sie schien Mark vergessen zu haben und plauderte mit Pandora über alles Mögliche: über das Wetter, die Börsenkurse,
     das Fernsehprogramm. Nicht ein einziges Mal gab das Programm eine unpassende Antwort.
    Nach einer Weile

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