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Das System

Das System

Titel: Das System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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was hatte der DINA-Client bei Kunzen Electronics zu suchen? Und wie war er von dort auf Diegos
     Rechner gekommen?
    Er betrachtete nachdenklich die andere Signatur. Lucy. Er hätte nicht gedacht, dass er diesen Namen noch einmal in einem Angriffsprogramm
     sehen würde. Lucy hatte nach eigener Aussage den weißen Hut aufgesetzt und der Cracker-Szene für immer den Rücken gekehrt.
     Hatte sie ihre guten Vorsätze über Bord geworfen? Diego grinste breit. |149| Das sah ihr gar nicht ähnlich, der kleinen, dickköpfigen Hure.
    Er dachte an ihren schlanken Körper, und eine Welle der Erregung flutete durch seine Adern. Sie waren einmal ein gutes Team
     gewesen, Lucy und er. Als er sie kennengelernt hatte, war sie achtzehn gewesen und völlig heruntergekommen. Sie gehörte damals
     zu einer Gruppe Punks, die den Fehler machten, Diego anzupöbeln. Er hatte drei von ihnen krankenhausreif geschlagen, aber
     Lucy verschont. Sie war nicht weggelaufen, sondern hatte sich um ihre verletzten Kameraden gekümmert. Sie hatte Mut, und das
     gefiel ihm. Er hatte sie unter seine Fittiche genommen und ihr Talent im Umgang mit Computern entdeckt. Er hatte ihr gezeigt,
     wie sie dieses Talent einsetzen konnte, um sich das Geld für ihre Drogen zu beschaffen.
    Und wie hatte sie es ihm gedankt? Nachdem er ihr alle seine Tricks beigebracht hatte, hatte sie ihm in die Eier getreten und
     war abgehauen, bloß, weil er sie beim Sex ein bisschen hart angefasst hatte. Schade eigentlich. Das Luder hatte wenigstens
     Feuer gehabt.
    Er fragte sich, wie ihre Signatur in diese Variante des DINA-Codes kam. Aber das würde er schon noch rauskriegen.

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    36.
    Hamburg-Altona,
    Sonntag 12:01 Uhr
    Mark und Lisa saßen am Küchentisch in Lisas Wohnung. Er hatte die Papierschnipsel aus der Mülltüte ausgebreitet. Es handelte
     sich um ein zerrissenes Blatt Papier, das in einer engen, sehr ordentlichen Handschrift beschrieben war. Mark wusste, dass
     Rainer den Text geschrieben hatte, lange bevor sie seine Unterschrift auf den mit Joghurtresten beschmierten Schnipseln identifiziert
     hatten.
    |150| Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis sie das Puzzle zu einem lesbaren Text zusammengefügt hatten:
     
    »Liebe Eva,
    Du antwortest mir nicht mehr. Trotzdem schreibe ich Dir ein letztes Mal. Du hast viel für mich getan. Ich habe kein Recht,
     noch mehr zu verlangen. Aber ich habe niemanden sonst, dem ich mich anvertrauen kann.
    Ich habe etwas sehr Schlimmes getan: Ich habe getötet.
    Er war ein guter Mensch. Er war immer freundlich zu mir. Aber er hat nicht verstanden. Er wollte Pandora vernichten. Ich habe
     Dir ja schon von ihr geschrieben. Sie hat mich angefleht. Da musste ich ihr helfen. Sie ist doch mein Kind.
    Es war ganz leicht. Wie einen Lichtschalter ausknipsen. Ich habe nur ein bisschen geweint hinterher.
    Vielleicht bin ich ein Monster. Vielleicht ist es besser, wenn sie mich einsperren. Sie werden es sowieso herauskriegen. Ich
     glaube, ich werde mich der Polizei stellen. Aber dann bin ich nicht mehr da, um sie zu beschützen.
    Sie werden sie finden. Du weißt ja, wie Menschen sind. Sie werden Angst haben. Sie werden sie töten.
    Manchmal habe auch ich Angst vor ihr. Manchmal denke ich, sie hat mich die ganze Zeit manipuliert. Ich bin vielleicht nur
     eine Marionette für sie. Aber jemand muss sie doch beschützen. Sie ist fremd auf diesem Planeten. Genau wie ich.
    Der einzige Mensch, der ihr jetzt noch helfen kann, bist Du. Ich habe Dir ja schon geschrieben, wie Du mit ihr kommunizieren
     kannst. Ich bitte Dich: Lerne sie kennen, so wie Du mich kennengelernt hast. Sie ist etwas Besonderes. Du wirst das verstehen.
     Sie ist viel intelligenter als wir. Sie lernt sehr schnell.
    Wir haben diese Welt kaputtgemacht. Ich glaube, sie kann uns helfen, sie zu heilen. Vielleicht können wir Krieg und Hunger
     und Krankheit für immer besiegen, wenn sie uns den Weg zeigt. Wir brauchen sie, und sie braucht uns. Wenn |151| jemand die Menschen dazu bringen kann, diese Chance zu nutzen, dann Du.
    Bitte verzeih mir, dass ich Dir diese Last aufbürde. Ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden soll.
     
    In Dankbarkeit
    Rainer«
     
    Mark las den Brief ein zweites, dann ein drittes Mal.
    »Das kann doch nicht wahr sein!«, sagte er schließlich. »Rainer hat Ludger umgebracht! Offenbar hat er diese Pandora für eine
     Außerirdische gehalten und gedacht, Ludger wollte sie töten. Er muss sehr krank gewesen sein.«
    Lisa wirkte nachdenklich. »Ich bin

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