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Das Tagebuch der Eleanor Druse

Das Tagebuch der Eleanor Druse

Titel: Das Tagebuch der Eleanor Druse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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und fast das gesamte Personal war jetzt im Schwesternzimmer.
    Natürlich hätte ich die Stationszentrale auf eigene Faust verlassen und zu Laurel Werling gehen können, aber damit hätte ich mir wohl eine Menge Ärger eingehandelt. Also schaute ich wieder den Flur 9D entlang, aber er blieb leer. Die Patienten waren alle in ihren Zimmern oder im Aufenthaltsbereich am Ende des Gangs.
    Das Einzige, was mir einfiel, war, Bobby anzurufen.
    Schließlich war er direkt neben mir gestanden, als der Alte in jener Nacht zur Stationszentrale gekommen war. Ich ging zum Telefon auf der Theke, wählte die Nummer der Krankenhausvermittlung und ließ mich mit der Pförtnerloge verbinden. Otto hob ab und erklärte mir, dass Bobby sich gerade draußen mit Danny und Ollie, zwei Rettungssanitätern von Castleview Rescue, unterhielt (und dabei bestimmt wieder Pfeife rauchte!). Ich ließ Bobby ausrichten, dass er schleunigst in den neunten Stock in die Psychiatrie kommen sollte, und legte auf.
    Der Flur der Station 9D war noch immer leer, aber als ich mich umsah, ob die Schwestern schon aus ihrem Schwesternzimmer kamen, sah ich, wie ein alter Mann in einem weißen Kittel draußen im offenen Wartebereich an den Aufzügen stand. In seiner rechten Hand trug er eine lederne Werkzeugtasche, und unter den linken Arm hatte er ein dickes Notiz-oder Handbuch geklemmt. Schon wieder dieser seltsame alte Kauz! Er trug denselben weißen Kittel wie vorhin und auf dem Kopf eine Art schwarzen Schutzhelm. Als er sich umdrehte und mich durch die Drahtglasscheibe hindurch anblickte, sah ich vorne auf dem Helm ein Logo mit einem stilisierten Insekt und dem Schriftzug Luv Kraft Pest Control.  
    Ein ähnliches Logo befand sich auch auf der Brusttasche seines Kittels. In der offenen Werkzeugtasche lagen kleine Schachteln mit der Aufschrift: »Rattentod: Vorsicht! Enthält Warfarin. Extrem giftig.«
    Das Licht über dem Aufzug leuchtete auf, die Klingel ertönte, und die Tür ging auf. Der Mann drehte sich noch einmal kurz zu mir um, so dass ich einen Blick auf das Titelblatt des Handbuchs werfen konnte, das er unter dem Arm trug. Es zeigte einen menschlichen Schädel und ein stählernes Instrument, das auf eine der Augenhöhlen gerichtet war. Der Alte – und ich schwöre, es war wieder genau derselbe verrückte Alte! – lächelte mir zu und zog zum Abschied seinen Schutzhelm. Dabei entblößte er eine große blasse Narbe, die sich wie eine dünne Schnur von seiner linken Schläfe bis hinters Ohr schlängelte. Dieses seltsame serpentinenförmige Gebilde hatte ich bereits in der Nacht von Madelines Tod auf dem Schädel des klapperdürren alten Patienten gesehen.
    »Ganz schön große Exemplare habt ihr hier oben«, murmelte der Mann, während er in die Kabine stieg.
    Hatte er das wirklich gesagt? Seine Worte wurden durch das Glas der Stationszentrale gedämpft, und ich hatte ihm mindestens die Hälfte davon nur von seinen blutleer wirkenden Lippen abgelesen.
    Ganz schön große Exemplare habt ihr hier oben?
    In diesem Augenblick kam Berta, die ältere Assistentin, zurück in die Stationszentrale. Ich erzählte ihr, was ich gesehen hatte, und hatte dabei den Eindruck, dass sie sich fragte, ob nicht auch ich reif für einen Aufenthalt auf ihrer Station sei.
    Während sich Berta mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung im Umgang mit verwirrten Menschen redlich bemühte, die Details meiner Geschichte in einen logischen Zusammenhang zu bringen, wurde ich immer aufgeregter. 
    »Sie haben also einen Mann in einem weißen Laborkittel gesehen? Gut, dann wollen wir mal überlegen, wer das gewesen sein könnte. War es ein Arzt? Oder vielleicht ein Atemtherapeut? Es kommen immer wieder Ärzte auf die Station, um nach ihren Patienten zu sehen.«
    »Nein«, antwortete ich. »Ich meine, ja. Als er mit mir im Aufzug war, sah er noch wie ein Arzt aus, und vorhin draußen auf dem Gang hatte er immer noch den Arztkittel an, aber als er wieder draußen war, hatte er plötzlich auf seinem Kittel das Logo von dieser Schädlingsbekämpfungsfirma, die ihre Lieferwagen unten in der Garage stehen hat, und einen Helm mit demselben Logo hatte er auch auf.«
    »Ist er denn hier vorbeigekommen?«, fragte Berta. Es war unmöglich, von der Station zu den Aufzügen zu gelangen, ohne von jemandem in der Stationszentrale hinausgelassen zu werden. Aber was kümmerten mich diese Details?
    Inzwischen waren auch die anderen Schwestern und psychologisch-technischen Assistenten und weiteres medizinisches

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