Das Tagebuch der Eleanor Druse
war, oder dass auch Ollie einen mysteriösen alten Arzt bemerkt hatte, der in den Gängen des Kingdom Hospital sein Unwesen trieb.
Stattdessen fragte ich ihn liebenswürdig, ob er nicht für mich ins Archiv des Kingdom Hospital gehen und Mr. Bates, den Archivar, fragen könnte, ob es noch irgendwelche Unterlagen aus der Zeit vor dem Brand gab. Auch Zeitungsartikel über den Brand, Monografien oder Berichte über das alte Krankenhaus würden mich interessieren. Es war zwar nicht allzu wahrscheinlich, dass Bates viel finden würde, aber er war ungefähr so alt wie ich und wusste bestimmt, wo man etwas über den Brand herausfinden könnte, auch wenn es im Krankenhaus selbst möglicherweise keine Unterlagen mehr darüber gab. Mir waren alle Informationen recht, mit deren Hilfe ich Madelines seltsame Hinweise auf den Brand und das kleine Mädchen, das darin nicht umgekommen war und noch immer umherirrte, enträtseln konnte. Möglicherweise würden mir sogar alte Patientenakten helfen.
Bobby unterbrach mich mit einem genervten Seufzer.
»Ich weiß nicht viel, Mom, aber eines weiß ich sicher: Patientenakten werden hier sieben Jahre lang aufbewahrt.
Maximal zehn. Danach werden sie verbrannt, außer, die Patienten haben an einer Studie teilgenommen. Was du von Bates willst, sind Patientenakten aus der Zeit, bevor das alte Krankenhaus abgebrannt ist! Und das ist jetzt vierundsechzig oder fünfundsechzig Jahre her. So lange wird keine Akte aufgehoben, selbst wenn sie den Brand im Jahr 1939 auf wundersame Weise überlebt haben sollte.«
»Es geht mir nicht unbedingt um Patientenakten, Bobby.
Vielleicht gibt es im Archiv eine Liste der Ärzte, die damals hier gearbeitet haben und Dienst hatten, als das Feuer ausbrach? Oder Unterlagen über die Geschichte des alten Krankenhauses? Du musst mir helfen, Bobby.«
»Ich sehe zu, was ich machen kann, Mom. Ich gehe zu Mr. Bates. Und ich werde auch zum Faust College gehen und fragen, welche verstaubten Unterlagen sie dort für dich ausgraben können.«
»Und sag ihnen, dass ich dich geschickt habe, Bobby.
Schließlich war ich dort einmal Professorin. Auch wenn sie mein altes Zimmer einem spirituellen Tiefflieger gegeben haben, der Statistik unterrichtet, aber wenn sie dir nicht helfen wollen, dann sag ihnen, dass dich Eleanor Druse geschickt hat, emeritierte Professorin für esoterische Psychologie und Noetik.«
»Ja, Mom«, antwortete er, aber ich wusste genau, dass er sich selbst dann nicht an meinen Titel erinnern könnte, wenn Petrus ihn an der Himmelspforte danach fragen würde und es sich dabei um die letzte, alles entscheidende Frage vor dem Eintritt ins Paradies handelte.
AUFZUG 2, AUFWÄRTS
Am nächsten Tag wachte ich früh auf und hängte mir einen Regenbogenkristall an einer dünnen Schnur um den Hals, um besser meditieren zu können und meine Kundalinis und Chakren von den Verunreinigungen westlicher Medikamente zu befreien. Eine Art spirituelle Klempnerei, sozusagen.
Schließlich hüllte ich mich in meinen Bademantel und fühlte mich erfrischt und munter. Ich war in einem Zustand, den wir introspektiven Menschen gerne als ›achtsam‹ bezeichnen, offen für alles und erfüllt von den Energiefeldern, die meine kleine Ecke des Universums durchwabern. Dann machte ich mich auf, um meinen alten Freund Lenny Stillmach zu besuchen, der mit Bauchspeicheldrüsenkrebs oben auf der Station Sonnenschein lag und sich auf seine letzte Reise vorbereitete.
Ich schlich den Gang entlang und stieg über die Treppe ins nächste Stockwerk hinauf, wo die Schwestern mich nicht kannten (was allerdings nicht ganz stimmte, denn inzwischen kannten mich alle hier im Krankenhaus, aber auf einem anderen Stockwerk würde man mich vielleicht nicht fragen, was ich ganz allein auf dem Gang zu suchen hatte). Wegen meiner jüngsten Schwindelanfälle durfte ich eigentlich nicht aufstehen und herumlaufen, und ich hatte vergessen, Dr.
Massingale um Erlaubnis für den Besuch bei Lenny zu fragen.
Ich sagte mir, dass ich das mit der Erlaubnis zum Aufstehen nicht so genau nehmen musste, denn schließlich war ich ja so etwas wie eine Mitarbeiterin des Krankenhauses, wenn auch nur eine ehrenamtliche. Ich kannte mich hier aus und wusste, was ich zu tun hatte, falls mir wieder schwindlig würde.
Ich ging zu den Aufzügen und drückte den Knopf mit dem Pfeil nach oben. Die Zahlen über den Türen zeigten mir, dass Aufzug 1 unten im Erdgeschoss war und Aufzug 3 im obersten Stockwerk. Aufzug 2
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