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Das Tagebuch der Eleanor Druse

Das Tagebuch der Eleanor Druse

Titel: Das Tagebuch der Eleanor Druse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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reinzuwerfen.«
    »Freitag, der dreizehnte«, sagte Ollie. »Und Vollmond obendrein. In der Nacht ist das kleine Mädchen nach der Katheteroperation gestorben. In dieser Nacht hat alles angefangen.« 
    »Was hat angefangen?«, fragte ich. In der Nacht, in der ich Madelines Leiche gefunden hatte, waren mir die Jungs nicht über den Weg gelaufen.
    »Einfach alles«, antwortete Danny. »Der Tod des Mädchens hat alles andere ausgelöst. Die Erdbeben. Und dann gab es in der Küche einen Brand, weil ein Tiegel mit Fett zerbrochen ist und das Zeug sich an einer Gasflamme entzündet hat. Mrs.
    Kruger wurde tot in ihrem Zimmer gefunden, und dann waren Sie auch noch WVF.«
    »WVF?«, fragte ich.
    »Weg vom Fenster«, erklärte Ollie.
    »Und im Keller sind die Ratten Amok gelaufen«, ergänzte Danny die Aufzählung.
    »Von dem Brand in der Küche hat mir Bobby gar nichts erzählt«, sagte ich. »Ich muss diesen Dingen unbedingt auf den Grund gehen.«
    »Da müssen Sie nicht unter die Archäologen gehen«, erwiderte Ollie. »Das Ganze ist völlig offensichtlich. Und es wird immer schlimmer.«
    »Laurel Werling und Dr. Rattentod«, sagte Danny. »Und dann erst Dr. Egas«, bemerkte Ollie.
    »Dr. Egas?«, fragte ich. »Ist das nicht der koksende Arzt, der das kleine Mädchen auf dem Gewissen hat? Bobby hat mir von ihm erzählt, und außerdem stand es in der Zeitung.«
    »Genau der«, sagte Danny. »Er liegt jetzt oben auf der Intensivstation und ist MTAL.«
    Ich schaute Ollie fragend an.
    »Mehr tot als lebendig.«
    »Sehen Sie jetzt, worauf ich hinauswill, Mrs. D.?«, fuhr Danny fort. »Alles, was mit diesem Dr. Rattentod zu tun hat, scheint zurück auf die Nacht zu gehen, in der das kleine Mädchen starb. Da haben die Erdbeben nämlich angefangen.« 
    »Und was hat das damit zu tun, dass Dr. Egas mehr tot als lebendig auf der Intensivstation liegt?«
    »Dazu komme ich gleich«, sagte Danny. »Durch das Erdbeben muss der Bleimantel um die Röntgenröhre des Fluoroskops in der Kardiologie, wo auch das kleine Mädchen gestorben ist, einen Riss bekommen haben, und bei der nächsten Röntgenaufnahme von einem Herzen hat das Ding die volle Strahlung von sechs Rad in der Minute rausgeknallt.
    Alles in allem hat Egas auf diese Weise hundertzwanzig Rad abgekriegt.«
    »Eine absolut tödliche Dosis«, warf Ollie ein.
    »Und stellen Sie sich bloß vor, Mrs. D.«, sagte Danny und nahm meine Hand in die seine, so aufgeregt war er. »Die kaputte Röhre hat weder die Labortechniker noch den Patienten noch die Krankenschwester verstrahlt. Nur Dr. Egas.
    Der Riss im Gerät verlief so, dass die Strahlung direkt auf die Stelle zwischen der Bleischürze und Egas’ verkokstem Kopf gerichtet war.«
    »Jetzt liegt er auf Intensiv und spielt Tschernobyl«, sagte Ollie. »Die Haare sind ihm ausgefallen, und er hat starke innere Blutungen. Typischer Fall von KBA.«
    Ich blickte Hilfe suchend zu Danny.
    »Kratzt bald ab.«
    »Vielen Dank, dass ihr gekommen seid und mir das alles erzählt habt, Jungs«, sagte ich. »Ihr wart mir eine große Hilfe.«
    »Irgendetwas geht hier vor sich«, sagte Ollie.
    »Und die Verwaltung will es vertuschen, Mrs. D.«, ergänzte Danny. »Was die mit Ihnen gemacht haben, war nicht okay. Die tun so, als ob Sie Gespenster sehen würden.«
    »Danny«, sagte ich, »könnten Sie mir bitte meine Notizhefte reichen? Ich muss mir dringend etwas aufschreiben, bevor ich mich wieder an die Arbeit mache.«

 

WEHE, WENN SIE LOSGELASSEN
    Dannys und Ollies Besuch hatte eine so vitalisierende Wirkung auf mich wie nur selten ein Ereignis in meiner normalerweise eher ruhigen und in gewisser Weise auch ereignislosen Laufbahn als esoterische Psychologin. Nun gab es zumindest einen halbwegs objektiven Zeugen dafür, dass das, was hier im Kingdom Hospital vor sich ging, nichts mit meinen angeblichen epileptischen Anfällen zu tun hatte. Auch wenn es der spleenige Ollie war – Danny schien ihm seine Geschichte immerhin zu glauben. Diese Tatsache versetzte mich in eine derartige Hochstimmung, dass ich etwas Unkluges tat – eigentlich eine ganze Reihe unkluger Dinge. Eine einzelne unkluge Entscheidung kann man vielleicht noch rückgängig machen, oder sie fällt niemandem auf, mehrere hintereinander aber können in ein regelrechtes Desaster ausarten, das eine ganz eigene Dynamik entwickelt und dann zu dem wird, was mein guter alter Dad früher immer als Riesenschlamassel bezeichnet hat.
    Ich musste jetzt dringend Nachforschungen anstellen

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