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Das Tagebuch der Eleanor Druse

Das Tagebuch der Eleanor Druse

Titel: Das Tagebuch der Eleanor Druse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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MTA und klebte mir Elektroden für ein weiteres EEG an meinen alten Hirnkasten. Eine Kontrolluntersuchung. Nicht die erste, nicht die zweite, nein, die dritte. Angeordnet von drei verschiedenen Ärzten.
    Als ich schließlich zurück auf mein Zimmer kam, wartete dort Dr. Massingale bereits ungeduldig auf mich. Sie schien weniger freundlich als sonst und wirkte fast ein wenig genervt.
    Sie sagte, dass es mehrere Tage dauern würde, bis sie die Daten der verschiedenen Tests ausgewertet hätte, aber dann würde sie gerne ein so genanntes »Sally-Druse-Gipfeltreffen«
    einberufen. Ganz offensichtlich ging sie davon aus, dass ich einen weiteren epileptischen Anfall gehabt hatte, der ihrer Meinung nach darauf zurückzuführen war, dass ich eigenmächtig meine Medikamente abgesetzt hatte. Nachdem sie mir das verkündet hatte, erklärte sie mir klipp und klar, dass sie mich, wenn ich mich in Zukunft nicht an die Anweisungen der Ärzte hielt, aus dem Kingdom entlassen und nach Hause schicken würde.
    Während ich den Gedanken gar nicht mal so schlecht fand, teilte Dr. Massingale mir ganz beiläufig mit, dass mir die Verwaltung auf eine Beschwerde von Hilda Kruger hin den Status einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin des Krankenhauses entzogen hätte. Das bedeutete, dass ich fortan keinen Zutritt mehr zur Station Sonnenschein hatte und mich auch sonst nur noch in Teilen des Krankenhauses aufhalten durfte, die allen Patienten offen standen. Der Besuch bei anderen Patienten war mir nur dann erlaubt, wenn sowohl diese selbst als auch deren behandelnde Ärzte mir die ausdrückliche Erlaubnis dazu gegeben hätten. 
    Während sie mir das eröffnete, konnte ich an nichts anderes denken als an Madelines Nachricht an mich. Es war vielleicht das Letzte, was sie in ihrem Leben geschrieben hatte: »Das kleine Mädchen, das uns gerettet hat, irrt noch immer umher.
    Es braucht unsere Hilfe. Komm sofort zu mir.«
    Da saß ich nun ganz schön in der Tinte. Um weitere Nachforschungen über die Wesenheit des armen Mädchens anstellen zu können (deren Existenz für mich so real war wie der Boden unter meinen Füßen), musste ich für die medizinischen Materialisten hier im Kingdom die Kranke spielen und so tun, als hätte ich epileptische Anfälle.
    Andernfalls würden mich die renommierten Äskulapjünger des Kingdom Hospital nach Hause schicken und mir damit die Gelegenheit nehmen, dem armen Kind zur ewigen Ruhe zu verhelfen.
    Dr. Massingale, die sich bisher immer durch eine schier unendliche Geduld ausgezeichnet hatte, schien offensichtlich am Ende derselben angekommen zu sein für den Fall, dass ich mich weiterhin weigerte, meine Tabletten einzunehmen.
    »Wenn Sie unsere Therapie nicht akzeptieren und die Medikamente, die wir Ihnen verschreiben, eigenmächtig absetzen, gibt es für mich keinen Grund mehr, Sie noch länger in diesem Krankenhaus zu behalten.«
    Mir wurde klar, dass ich mit dem Geist des Mädchens in Verbindung treten musste, bevor Dr. Massingale die Ergebnisse der angeordneten Untersuchungen erhielt, denn ich war mir sicher, dass aus den Tests eindeutig hervorgehen würde, dass mein Gehirn kerngesund war. Und wenn das so war, würde man mich nach Hause schicken und mir verbieten, das Krankenhaus ohne ausdrückliche Erlaubnis noch einmal zu betreten. Und das wäre nicht nur für den ruhelos umherirrenden Geist des Mädchens eine Katastrophe. Wenn man in meinem Alter ist, hat man eigentlich immer einen oder mehrere gute Freunde, die im Sterben liegen und denen man in ihren letzten Stunden nahe sein will. Vor allem wollte ich jetzt bei meinem lieben Lenny sein. Ihn durfte ich doch hoffentlich noch besuchen, oder etwa nicht?
    Ich hatte noch viele Fragen über Madeline, den Brand, den grauenvollen Dr. Gottreich, die Wesenheit des Mädchens und die Kreatur, die ihr Begleiter oder Beschützer zu sein schien, aber deren Beantwortung musste warten. Im Moment musste ich mich ein wenig ausruhen. Meine Gelenke schmerzten, und meine alten Knochen waren ebenso wie mein altes Gehirn müde von der Reise zurück an den Ort, an dem Maddy und ich mit dem Bösen in Berührung gekommen waren.
    Die einzige Sehnsucht, die ich noch in meinem leeren Kopf verspürte, war die, dass dieser Tag endlich vorübergehen möge, dass Mutter Nacht käme und Schwester Schlaf.

BOBBY
    Am nächsten Morgen konnte ich erleichtert durchatmen: keine Laborantinnen, die es auf mein Blut abgesehen hatten, und auch keine Schwestern, die mich zu irgendwelchen Untersuchungen

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