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Das Tagebuch der Eleanor Druse

Das Tagebuch der Eleanor Druse

Titel: Das Tagebuch der Eleanor Druse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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holen wollten, bei denen Apparate mein Gehirn durchleuchteten. Aber diese Verschnaufpause würde bestimmt nicht von langer Dauer sein! Über kurz oder lang würde es irgendeinem ehrgeizigen jungen Arzt (der gerade eine Familie gegründet und wegen seines Medizinstudiums noch einen Schuldenberg abzubezahlen hatte) auffallen, dass bei mir zurzeit keine einträglichen Untersuchungen durchgeführt wurden, und unverzüglich weitere Tests anordnen.
    Ich bestellte Bobby zu mir, weil ich die Unterlagen durchsehen wollte, die mir Hilda Kruger so verächtlich hingeworfen hatte. Außerdem sollte er mir berichten, was er bei der Ladd Library im Faust College erreicht hatte. Bobby kam direkt nach der Nachtschicht zu mir und wirkte wie immer ziemlich mitgenommen, weil sein Biorhythmus vollkommen aus dem Gleichgewicht war und zu wenig Schlaf, zu viel Zucker und zu viel Nikotin ihr Übriges taten.
    Er setzte sich und rieb sich mit der rechten Hand die Stirn.
    Als auch noch die linke hinzukam, machte ich mir ernsthaft Sorgen um ihn.
    »Mom, jetzt ist Schluss.«
    »Nein, bitte sag es nicht, Bobby!«
    »Was soll ich nicht sagen?«
    »Dass du schon wieder von zu Hause ausziehen möchtest, Bobby.« 
    »Mom, mit diesem Unsinn hier muss Schluss sein. Die gesamte Ärzteschaft sagt das schon.«
    »Was meinst du damit?«
    Ich spielte die Ahnungslose, aber er fiel nicht darauf herein.
    Stattdessen sah er mich so verstockt an, wie … ja, wie zuletzt damals, als ich die Zeitschriften mit den nackten Mädchen verbrannt hatte, die ich unter seinem Bett gefunden hatte.
    »Das Leben kann so schön sein, Bobby. Lass uns nicht streiten.«
    »Ich streite nicht mit dir, Mom. Der Unsinn muss aufhören, das ist alles. Ich arbeite hier im Kingdom, und wenn du so weitermachst, sind meine Tage in diesem Job gezählt.«
    »Blödsinn, Bobby, ich …«
    »Und außerdem gefährden die Nachforschungen, die du da anstellst, deine Gesundheit. Die Ärzte haben mir geraten, die Papiere von dieser Madeline Kruger loszuwerden, damit du dich nicht weiter in die Sache mit dem Brand hineinsteigerst und dir einbildest, im Aufzug Stimmen zu hören und was sonst noch alles.« Bei diesen Worten warf er mir einen ängstlichen Blick zu. »Und genau das habe ich getan. Ich bin das Zeug losgeworden.«
    Er schloss die Augen und widmete sich wieder seinem beidhändigen Kopfreiben.
    »Soll das etwa heißen, dass du die ganzen Papiere weggeworfen hast, Bobby?«
    »Eines muss man dir lassen, Mom, was diese alten Krankenakten betrifft, hast du ein gutes Gespür gehabt. Sie lagerten unten im alten Teil des Krankenhauses in einem feuersicheren Raum und haben dort den Brand von 1939 überstanden. Weil es sich um Studien handelte, hat man sie aufgehoben. Allem Anschein nach haben sich Vater und Sohn Gottreich auf dem Gebiet der Schmerzforschung einen ziemlichen Namen gemacht und waren eine Zeit lang sogar richtiggehend berühmt. Letzten Endes scheint bei ihren Experimenten nichts herausgekommen zu sein, aber die Unterlagen hat man trotzdem aufbewahrt.«
    »Das mag ja alles stimmen, Bobby, aber du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    Er traute sich noch immer nicht, mich anzuschauen.
    »Mom, ich habe die Mappen zurück ins Archiv gebracht, und die anderen Unterlagen habe ich Hilda Kruger zurückgegeben. Die Ärzte meinten, nach allem, was du dir in letzter Zeit geleistet hast, sei das wohl das Beste.«
    Noch immer schaute er mich nicht an.
    »Bobby?«
    Immerhin wagte er jetzt einen flüchtigen Blick aus den Augenwinkeln, bevor er abermals seine Stirn bearbeitete.
    »Ich kann dich verstehen.«
    »Wirklich?«
    »Ja, das kann ich«, antwortete ich.
    »Und du bist mir nicht böse?« Die Vorstellung zauberte ein Strahlen auf sein Gesicht, das allerdings nicht lange anhielt.
    »Ich bin dir nicht böse, weil die Papiere noch immer in deinem Spind sind und du nur mal testen wolltest, wie böse ich würde, wenn du sie tatsächlich an Hilda Kruger zurückgegeben hättest. Und ich kann dir sagen, ich wäre dir sehr böse gewesen, Bobby. Und jetzt geh und hol mir bitte die Mappen, Bobby. Jetzt sofort!«
    Er stöhnte so laut, dass die Nierenschale auf meinem Nachttisch wackelte. Wenn er eine dritte Hand gehabt hätte, dann hätte er sich mit der wohl ebenfalls den Kopf gerieben.
    Schließlich stand er widerwillig auf und schlurfte davon, um mir die Unterlagen zu holen.
    »Und vergiss nicht das Diktiergerät, Bobby. Ich brauche das Band, das ich aufgenommen habe!«
    »Da ist nichts drauf, Mom. Ich

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