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Das Tagebuch der Eleanor Druse

Das Tagebuch der Eleanor Druse

Titel: Das Tagebuch der Eleanor Druse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hab’s schon abgehört.« 
    »Ich möchte es trotzdem haben«, sagte ich geduldig. »Ich weiß, dass du darauf nichts hören kannst. Ich habe schon immer gespürt, dass die Schreie des kleinen Mädchens eine akustische Frequenz außerhalb der Bandbreite Normalsterblicher haben. Wäre das nicht so, würde man Otto wegen des Geschreis in Aufzug 2 die Bude einrennen.«
    »Ja, Mom.«

DIE WESENHEIT
    Dr. Massingale machte es mir nicht leicht, über meine Behandlung weiterhin selbst zu bestimmen. Natürlich würde ich ihr auch nicht erzählen, was ich über den Geist des kleinen Mädchens, über Madeline Kruger und Dr. Gottreichs Horrorkabinett wusste.
    Das war völlig ausgeschlossen. Nicht, dass sie meine Geschichte mit dem am eingeschlagenen Schädel eines verbrecherischen Lobotomisten herumschnüffelnden Ameisenbären nicht interessiert hätte, aber ich war nicht so naiv oder gutgläubig, einer Schulmedizinerin diese Art von Munition in die Hand zu geben. Dr. Massingale war zwar eine nette Frau, aber sie gehörte genauso wie ihre Kollegen zu dem Geschwader von Tieffliegern aus dem Reich der exakten Wissenschaft, das mich in diesem Stadium meines Lebens ständig im Formationsflug umkreiste. Sie und ihresgleichen lauerten nur auf ein medizinisch belegbares Anzeichen geistiger Inkompetenz, um das zu erhalten, was sie wirklich wollten: die totale Kontrolle über meine Behandlung.
    Selbst wenn es mir gelänge, Dr. Massingales Vertrauen zu gewinnen, würde ich sie wohl kaum davon überzeugen können, dass ich im Grenzbereich zwischen Leben und Tod gewesen war. Eher konnte man versuchen, einem stocktauben Menschen eine Symphonie von Mozart zu beschreiben. Ich hielt mich also zurück und versuchte, sie zu weiteren Untersuchungen zu veranlassen, deren Ergebnis hoffentlich meine Sicht der Dinge bestätigen würde. Das musste allerdings klug eingefädelt werden.
    Im Augenblick jedenfalls schien Dr. Massingale wild entschlossen, mittels aller möglichen Tests zu beweisen, dass ich einen weiteren epileptischen Anfall erlitten hätte.
    (Wohlgemerkt, weder Stegman noch seine Spießgesellen in Boston waren Zeugen eines akuten Anfalls gewesen. Sie hatten lediglich meine EEGs dahingehend interpretiert, dass ich möglicherweise klinisch nicht nachgewiesene epileptische Anfälle gehabt haben könnte.)
    Weil Lona Massingale in erster Linie eine wissenschaftlich arbeitende Schulmedizinerin war, konnte ich ihr Vertrauen nur dadurch wiedergewinnen, dass ich mein Spiel nach den Regeln der Wissenschaft spielte. Und das bedeutete, dass ich mich der Sache mit der Stimme und der Wesenheit des kleinen Mädchens systematisch und mit wissenschaftlichen Methoden annehmen musste. Genau deshalb war es so wichtig, dass Dr. Massingale weitere Untersuchungen anordnete.
    Gehirnaufnahmen von Schizophrenen zeigen, dass akustische Halluzinationen in anderen Regionen des Gehirns »gehört«
    oder verarbeitet werden als echte Stimmen. Wäre es doch nur möglich, Aufnahmen von meinem Gehirn zu machen, während ich im Aufzug 2 fuhr! Wenn ich die radiologisch-technischen Assistenten herbeirufen könnte, damit sie in dem Moment, in dem ich die Stimme des kleinen Mädchens hörte, eine Magnetresonanzaufnahme von meinen Gehirnstrukturen machten, dann würde sich anhand dieser Aufnahmen beweisen lassen, ob die Stimme nur in meiner Vorstellung existierte oder tatsächlich von außen kam.
    Natürlich. Alles klar. Und wenn das Wörtchen wenn nicht wär, wär mein Vater Millionär.
    Als Wissenschaftlerin war mir natürlich klar, dass es für die Stimme des kleinen Mädchens mehrere Erklärungen geben konnte, von denen ich manche Dr. Massingale plausibel machen konnte, während ich andere vermutlich mit ins Grab nehmen musste. So war es beispielsweise möglich, dass ich die Stimme in einem präkognitiven und hellhörigen Teil meines Gehirns wahrnahm, weil das Mädchen irgendwie einen unmittelbaren Zugang zu meinen zerebralen Schaltkreisen hatte. Vielleicht benutzte ich ja, wenn ich die Stimme hörte, denselben Teil des Gehirns, der auch bei Mystikern aktiv ist, wenn sie in die Ewigkeit schauen. Durchaus möglich! Aber selbst wenn es so wäre, würden sich die Schulmediziner davon nicht überzeugen lassen, und die Diagnose würde immer noch auf akustische Halluzinationen lauten, und wenn es noch so viele Hirnaufnahmen davon gab. Wie aber konnte ich Dr. Massingale davon überzeugen, dass es sich nicht um eine akustische Halluzination handelte? Ein spiritueller Tiefflieger

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