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Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Titel: Das Tagebuch der Patricia White (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gian Carlo Ronelli
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Dementsprechend groß war auch der Schreck, als die Tür hinter mir mit einem Knall ins Schloss fiel.
    »Hallo?«, rief ich noch einmal. »Jemand hier?«
    Keine Antwort.
    Der Eingangsbereich war kaum zwei Quadratmeter groß und mit hellem Parkett ausgelegt. Ein schmaler Wandschrank stand rechts neben der Tür. Der Holzboden wechselte unter einem Torbogen von hell in dunkel . Im Gegensatz zum Eingangsbereich wirkte der Boden der Diele abgewohnt und alt, was sich durch ein Knarzen bei jedem meiner Schritte bestätigte. Von dem langgezogenen Vorraum führten insgesamt drei Türen in weitere Räume. Zwei jeweils an den Enden, die dritte gegenüber dem Eingang. In der Tür zu meiner Rechten war Milchglas eingelassen, durch das etwas Licht in die Diele fiel. Der Wohnraum, vermutete ich und ging langsam darauf zu.
    Die Tür war angelehnt. Ich drückte sie auf und musste kurz die Augen schließen. Sonnenlicht blendete. Auch hier bestand der Boden aus dunkelgrauem Holz, dessen Unebenheit durch den Lichteinfall ins Auge stach. Links im Eck stand eine Couch, auf der zwei Personen sitzen konnten. Wie der Boden wirkte sie alt und schmuddelig, aber nicht unbequem. Davor stand ein heller Holztisch mit einem Couchsessel. Gegenüber eine Kochnische, in der sich außer einem Herd mit Kochplatte und einem mit Geschirr gefüllten Waschbecken nur ein schmaler Geschirrschrank und ein Kühlschrank befanden.
    Rechts von der Tür ragte ein raumhoher, weißer Wandverbau hoch, mit Bücher n und DVDs in drei Regalen. Daneben stand ein Kästchen. Darauf ein Fernsehgerät und ein DVD-Player – beide hatten wie der Rest des Zimmers offensichtlich schon einige Winter erlebt .
    Alles in allem wirkte der Raum warm und gemütlich. Jedoch wurde mir beim Anblick der bunt zusammengewürfelten Möbel eines klar: Ich hatte keine Familie. Es fehlten Details, die auf die Handschrift einer Frau hindeuteten. Blumenstöcke, Bilder an der Wand, heimelige Vorhänge passend zu Läufern und Teppichen. Es fehlten herumliegende Spielsachen, Kinderschuhe und Frauen-Magazine a uf de m Tisch.
    Die zweite Tür im Gang führte ins weiß geflieste Badezimmer. Eine Dusche und ein Waschbecken neben einer Toilette, auf knapp drei Quadratmetern, wobei man während des Verrichtens des großen Geschäftes die Armaturen des Beckens und der Brause ohne Mühe erreichen konnte. Über dem Waschbecken hing ein Spiegel, neben der Armatur lagen Seife, Zahnbürste und -pasta. Darüber war ein Holzregal montiert, worauf ein Kamm und ein Rasierapparat abgelegt waren. Neben dem Spiegel hing ein weißes Handtuch.
    Ich befand mich bereits wieder in der Diele, als ich stutzte. Das Waschbecken. Hatte ich mich getäuscht? Noch einmal betrat ich das Bad. Das Becken war nass. Jemand musste vor kurzem hier gewesen sein. Der Gedanke, ich hätte doch nicht alleine hier gewohnt, ließ Freude in mir aufflackern. Vorsichtig legte ich die Hand auf den K nauf der letzten Tür. Es musste das Schlafzimmer sein. Vielleicht befand sich wer immer das Becken benutzt hatte hinter dieser Tür? Vielleicht schlief meine Freundin und hatte meine Rufe nicht gehört?
    Nach einem leisen Klacken schwenkte das Türblat t in den Raum. Ein Doppelbett. Nur a uf einer Seite war die Matratze mit einem Leintuch bezogen. Ein zerknittertes Kissen lag darauf, eine Stoffdecke zurückgeschlagen am Fußende.
    Ein weißer Schrankverbau zog sich von der Tür zur Fensterwand. Die Schranktüren standen offen.
    Neben dem F enster hing ein Bild . Es zeigte einen neben Betonbrocken knienden Feuerwehrmann, der sich auf seiner Axt abstützte. Sein Gesicht war dreckig, der Helm tief ins Gesicht gerutscht. Diesen Schnappschuss hatte jemand kurz nach einem Großbrand gemacht. Das Bild berührte mich in einer Art, die ich nicht zu beschreiben vermochte. Ich fühlte mit diesem Mann, spürte seine Müdigkeit und den Willen, dennoch weiterzukämpfen. Und für einen kurzen Augenblick glaubte ich, dass ich dieser Mann war. Nicht äußerlich – innerlich. Als würde ich in diesem Moment vor den Trümmern meines Lebens knien und mich zwingen, aufzustehen und weiter zu gehen. Immer weiter – bis ich die Wahrheit gefunden hatte.
    Das verknitterte Kissen und die Decke zeigten mir eines ganz klar: Ich hatte definitiv alleine in dieser Wohnung gewohnt. Die Freude über eine mögliche Mitbewohnerin erlosch und machte einem neuen Gefühl Platz. Einem unangenehmen Gefühl – als zöge sich Gänsehaut über meine Eingeweide, ausgelöst durch einen Wurm aus

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