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Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Titel: Das Tagebuch der Patricia White (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gian Carlo Ronelli
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Lass seinen Schädel explodieren. Er hat es verdient!
    Der Mann sah nicht aus wie ein Killer. Er war Mitte dreißig, hatte dunkles, kurzes Haar und dichte, fast feminine Augenbrauen. Die Wangen waren sauber rasiert, und die Lippen für männliche Verhältnisse einen Deut zu voll. Sein Gesicht wirkte erschrocken. Es spiegelte den Schmerz wider, den er kurz vor seinem Bewusstseinsverlust gespürt haben musste.
    Du verfluchter Jammerlappen! Jetzt drück endlich ab!
    Ich zog die Waffe zurück und erschrak, als der Kopf sich wieder zu mir drehte. Erst jetzt bemerkte ich, dass die Lider nicht vollständig geschlossen waren. Ein schmaler , weißer Schlitz war erkennbar und gab dem Gesicht etwas Unheimliches. Etwas Totes. Hatte ich den Mann umgebracht?
    Ich fasste an seinen Hals. Der Puls war schwach spürbar und in einer nicht beschreibbaren Weise fühlte ich mich plötzlich schuldig. Natürlich war diese Gefühlsregung überflüssig. Immerhin wollte er mich töten. Dennoch spürte ich etwas wie Sympathie und einen inneren Widerstand, den Mann so liegen zu lassen.
    Blut rann über den Fußteil des Rollstuhls. Langsam tropfte es auf den Boden.
    »Verdammter Idiot«, flüsterte ich ihm zu. Ich stec kte die Waffe in den Hosenbund und ging zu meinem Bett. Im Beinbereich der Matrat ze klaffte ein kleines Loch. Entweder hatte der Mann kein Talent, was die Treffsicherheit betraf, oder – und diese Erkenntnis passte in das Bild, dass ich beim Betrachten seines Gesichtes hatte – er wollte mich nicht töten. Der Schuss hätte mein Bein getroffen. Ich wäre verletzt gewesen. Aber nicht tot. Das schien mir p lausibel, denn dieser Mann war bestimmt einer der Kerle, die diese eine Information aus mir herauspressen wollten. Und dazu brauchte er mich lebend .
    Wo sind sie?
    »Ich hätte es dir nicht sagen können«, murmelte ich, während ich nach dem Tagebuch griff und mich umwandte. Eine rote Pfütze hatte sich gebildet. Hatte das Blut zuvor noch getropft, rann es nun in einem dünnen Rinnsal . Er würde sterb en. Und das konnte ich nicht zu l assen. So paradox es auch klang: Ich konnte es nicht.
    »Ich hoffe, dass ich ab sofort auf der Liste deiner besten Freunde stehe«, sagte ich und drückte auf den Rufknopf für die Krankenschwester. Ein durchdringendes Klingeln war auf dem Gang hörbar, gefolgt von einem leisen Piepen. Kurz darauf vernahm ich eilige Schritte.
    »Was ist … ?«, fragte die Schwester, hatte aber offenbar sofort erkannt, warum sie gerufen wurde. Sie starrte mich kurz an. Dann rannte sie zu dem Mann, fiel auf die Knie, griff nach seinem Bein , winkelte es an, fasste an seine Schultern und drehte ihn zur Seite.
    »Was ist passiert?«, fragte sie ohne mich anzusehen.
    »Er ist gestürzt?«, fragte ich zurück, da für mich die Situation offensichtlich war. »Gleich, nachdem er mich umbringen wollte«, fügte ich hinzu. »So ein Pech aber auch.«
    »Ich brauche einen Verband«, sagte sie mit einer Selbstverständlichkeit, als wäre ich in dem Spital als Krankenpfleger angestellt. »Schnell!«, fügte sie hinzu. Ich wollte ihr mitteilen, dass ich nicht die geringste Ahnung hätte, wo ich jetzt einen Verband auftreiben sollte, erinnerte mich dann aber an das Verbandszeug im Schrank. Ich griff nach einem Cellophanpäckchen und warf es der Frau zu. Sie öffnete es und nahm den Verband heraus.
    »Umbringen?«, fragte sie. »Wieso … ?«
    »Ich denke, er kann mich nicht besonders gut leiden. Rufen Sie die Polizei«, sagte ich und verließ das Zimmer.
    »He, Mister!«, hallte es im Gang. »Sie können nicht einfach … «
    Doch. Ich konnte.
    Rechts, etwa zehn Meter an der gegenüberliegenden Wand, stand eine Tür offen. Das Schwesternzimmer. Das Piepen daraus war immer noch deutlich zu vernehmen. Gemeinsam mit leiser Radiomusik. Der Ausgang der Station befand sich in der Gegenrichtung.
    Ich öffnete die Glastür, ging zum Fahrstuhl und drückte den Rufknopf. Ein leises Surren. Auf der Anzeigetafel leuchteten nach und nach die Ziffern 3 und 4 auf. Ein Schild über dem Fahrstuhl zeigte mir, dass ich mich im neunten Stockwerk befand. Es würde also noch eine Weile dauern.
    Ich hörte Schritte auf dem Gang gemeinsam mit einem leisen regelmäßigen Quietschen. Ein Krankenpfleger schob einen Rollstuhl zum Lift . Nein. Ein Arzt. Zumindest laut dem Namensschild auf seiner Brust. Dr. Hamada . Er nickte mir zu und stellte sich hinter mich.
    Ich hatte erwartet, dass er mich fragen würde, was ich zu dieser Uhrzeit hier wollte, aber

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