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Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Titel: Das Tagebuch der Patricia White (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gian Carlo Ronelli
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ausstrahlten. Ein riesenhafter , spitz zulaufender Kopf wurde am vorderen Ende des Schlauches erkennbar. Er schwebte über dem Bode n, pirschte sich an den Wolf an und riss das Maul auf. Silber glänzende Skalpelle kamen zum Vorschein. Sekunden später schnitten sie durch das Fell des Wolfes.
    Er brüllte auf, versuchte sich aus dem Maul der Schlange zu befreien. Seine Pranken droschen gegen den Kopf, die Reißzähne stießen in ihren Körper. Aber der Kiefer des Reptils war zu kräftig, die Zähne zu scharf. Der Leib des Wolfes erschlaffte. Die Schlange hob den Kopf, riss das Maul weit auf und würgte den Wolfskadaver mit ruckartigen Zuckbewegungen in den Schlund. Dann blickte sie zu mir. Ihre Augen glühten und ich meinte, darin etwas Vertrautes zu erkennen. Ich erwartete, dass sie nun auf mich zu kroch , und ich wegen meiner Bewegungsunfähigkeit ein leichtes Opfer für sie werden würde. Doch die Schlange rührte sich nicht. Sie starrte mich nur an. Dann begann sie zu zittern, zu beben, als würde sie von Schmerzkrämpfen geschüttelt. Ihr Körper verformte sich, schwoll in der Mitte an. Die Schwellung bekam die Konturen eines Tierkörpers. Auch wenn ich es nicht eindeutig erkennen konnte, so wusste ich es: Es waren die Umrisse des Wolfes. Er schien in ihr zu wachsen, wie ein Embryo, der innerhalb von Sekunden zu seiner vollen erwachsenen Größe heranreift. Er hatte nun beinahe Raumhöhe erreicht. Ein quälendes Fiepen hallte durch den Raum. Jeden Moment musste die Schlange platzen.
    Jetzt.
    Aber sie platzte nicht. Sie nahm lediglich vollends die Form des Wolfes an, blickte wiederum zu mir und stieg rücklings in das Eck zurück, aus dem sie gekommen war. Dann war die Wolfsschlange verschwunden. Wie ein Nebel, den der Wind verweht.
    Tommys Kadaver hatte sich ebenfalls aufgelöst und nichts wies auf den Schrecken hin, der soeben hier stattgefunden hatte.
    Ich trat einen vorsichtigen Schritt vor. Immer noch hatte ich das Sägeblatt vor Augen und rechnete jeden Moment damit, dass es wieder auftauchte und meine Füße entzwei schnitt. Ich erreichte die Raummitte, wo Tommy gestanden hatte. Es gab keinerlei Spuren von ihm. Kein Blut, kein Stückchen Fell, nichts.
    »Jacky!«
    Eine Kinderstimme hallte in dem Raum. Sie kam aus dem linken Eck, dem Ursprung der Schlange gegenüberliegend. Erst jetzt erkannte ich, dass die Längswand nicht an die Rückseite des Raumes anschloss, sondern ein schmaler Gang weiter führte. Die Stimme musste aus diesem Gang kommen. »Jacky!«
    Ja, sie kam von dort. Es war eine Mädchenstimme. Gedämpft, und doch hallte sie in dem Raum.
    Ich ging – abwechselnd auf den Boden und nach rechts hinten blickend – auf den Gang zu. Auch wenn ich wissen wollte, wer nach mir geschrien hatte, spürte ich wieder dieses warnende Gefühl in mir. Diese Wahrheit, von der Any gesprochen hatte. Ich war nun nicht mehr davon überzeugt, sie finden zu wollen. Denn wer garantierte mir, dass ich sie auch ertragen würde?
    Ich presste den Rücken gegen die Steinmauer. Wieder Erwarten war sie nicht kalt. Sie war warm, und weich. Wie ein Badeschwamm, den man in heißes Wasser getaucht hatte. Vorsichtig, beinahe widerwillig, schob ich meinen Kopf zum Mauervorsprung.
    Der Gang war etwa fünf Meter lang und kaum einen Meter breit. An seinem Ende befand sich eine schwarze Holztür.
    »Jacky!«
    Die Stimme kam aus dem Raum hinter der Tür.
    »Ist sie fort? Die Schlange? Jacky?«
    »Ja«, sagte ich und erschrak über den verzerrten Hall meiner Stimme. Langsam ging ich den Gang entlang, blickte aber immer wieder zurück zu dem Eck, aus dem die Schlange gekommen und die Wolfsschlange verschwunden war.
    »Und der Wolf?«
    »Ja.« Ich hatte die Tür erreicht. Sie schien mit dunkle r Teerfarbe frisch gestrichen worden zu sein. Ein flammenähnliches, schmiedeeisernes Schloss war rechts angebracht. Der Türknauf fehlte.
    Ich hörte Murmeln hinter der Tür, dann leises Kichern.
    »Mach die Tür auf!«, rief das Mädchen. »Bitte! Mach die Tür auf!«
    Wieder blickte ich hinter mich. Keine Schlange. Kein Wolf.
    »Ich kann die Tür nicht aufmachen. Ich habe keinen Schlüssel«, sagte ich und war insgeheim froh, dass ich es nicht konnte. Irgendetwas hinter der Tür machte mir Angst. Es war nicht das Mädchen. Es war etwas Anderes . Etwas, das ich durch die Tür spüren konnte.
    »Lass uns raus , Jacky. Und spiel mit uns.«
    Ich wich einen Schritt zurück. Jetzt schrie ich: »Ich habe keinen Schlüssel!«
    Dann spielte die Spieluhr

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