Das Tahn-Kommando
Nachrichten über. Dynsman hatte weniger als kein Interesse für die normalen Geschehnisse auf der Erstwelt. Aber wer weiß, vielleicht passierte ja etwas Spannendes in seinem Berufszweig. Er suchte das Menü nach einem Eintrag ab, der etwas mit Verbrechen zu tun hatte.
Er musste nicht weit suchen. Die Schlagzeile mit dem Bombenattentat auf den Covenanter sprang ihm wie ein Holovid entgegen. Verdammt! Verdammt! Verdammt! Sein Auftrag war verdammt noch mal etwas Politisches gewesen! Dynsman kippte automatisch sein Glas Synthalk hinunter und wäre dann fast ebenso automatisch an seiner eigenen schlechten Laune erstickt. Er musste hart dagegen ankämpfen.
Rasch ging er die Möglichkeiten durch.
Offensichtlich musste er sich mit dem Geldbündel in seiner Tasche zufrieden geben. War es noch genug, um sich ein geeignetes Versteck leisten zu können? Wie lange würde es dauern, bis seine Verfolger die Suche aufgaben? Dynsman stöhnte. Er kannte die Antwort. Die ganze Sache war so geschickt angelegt wie die mit Godfrey Alain. Die Suche würde niemals aufgegeben werden.
Es gab nur noch eine einzige Lösung, und der Gedanke daran erschreckte ihn fast so sehr wie der Gedanke an den Mann mit dem steinernen Gesichtsausdruck, der ihm bald auf den Fersen sein würde. Dynsman musste die Erstwelt so schnell wie möglich verlassen.
Kapitel 10
Lieutenant Lisa Haines vom Morddezernat wollte jemanden umbringen. In diesem Augenblick wäre sie nicht besonders wählerisch gewesen, Hauptsache, die Methode war einigermaßen interessant, vorzugsweise eine, die etwas mit Gar kochen zu tun hatte.
Und mit Verstümmelung, ergänzte sie, als der gepanzerte Gleiter mit dem Imperialen Farbstreifen auf der Kreuzung landete.
Der Mann, der kurz darauf aus dem Kampfgleiter kletterte, war jedoch keineswegs der mit Orden behängte Bürokrat, den sie erwartet hatte, seit ihre Vorgesetzten sie davon in Kenntnis gesetzt hatten, dass ihr bei diesem Fall ein Imperialer Verbindungsoffizier zugewiesen würde. Jetzt kam ein junger schlanker Mann auf sie zu, der nur die schmucklose braune Livree des Imperialen Hofstaats trug. Er schien sogar unbewaffnet zu sein.
Auf der Gegenseite nährte auch Sten seine Vorurteile nach bestem Wissen und Gewissen. Er nahm kaum wahr, dass die Frau ungefähr in seinem Alter sein mochte und er sie unter normalen Umständen wahrscheinlich sogar als attraktiv bezeichnet hätte.
Sten war stinksauer. Er konnte sich noch immer nicht erklären, weshalb der Imperator ausgerechnet ihn auf diesen Fall angesetzt hatte, wo er doch weniger als nichts von der Vorgehensweise der Polizei oder gar der Aufklärung von Mordfällen verstand. Die meiste Zeit seiner Karriere hatte er auf der anderen Seite zugebracht.
Von frühester Jugend an hasste Sten die Bullen – angefangen von den Wachmännern der Soziopatrouille auf seiner stählernen Heimatwelt Vulcan, über die verschiedensten Typen, die er bei Mantis kennen gelernt hatte, bis hin zu den Militärpolizisten, die auf den Freizeit- und Erholungswelten Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten versuchten.
»Captain, äh, Sten?«
Das konnte er auch. »Äh, Lieutenant … wie war noch gleich Ihr Nachname?«
»Haines.«
»Haines.«
»Ich nehme an, Sie wollen als erstes den Bericht lesen«, sagte Lisa und hielt ihm, ohne eine Antwort abzuwarten, den Tafelprojektor hin.
Sten versuchte so zu tun, als wüsste er, was die unterschiedlichen Formen und hingekritzelten Einträge bedeuteten, gab jedoch bald auf. »Eine kurze Einführung wäre mir lieber.«
»Zweifellos.«
20:43 Eingreiftruppe 7-Y meldete eine Explosion, kam um 20:47 vor Ort an, Gruppenkommandeur berichtete schwafelschwafel, Antwort schwafelschwafel, Krankenwagen, keine Verdächtigen, Beschreibung, blabla.
Sten schaute zu der Stelle hinüber, an der Der Covenanter gestanden hatte. Die gesamte Bodenplatte der ehemaligen Kneipe war in eine Art enormen Luftsack eingehüllt. An einer Seite, direkt an der Laufplanke, befand sich eine Luftschleuse.
»Bei jedem Mordfall«, erklärte Haines, »wird als erstes immer der Tatort gesichert. Wir bauen diese Blase um den Ort des Geschehens, pumpen den Sauerstoff heraus und ersetzen die Atmosphäre mit neutralem Gas, falls Sie die Details interessieren.«
»Ich interessiere mich sehr für die Details, Lieutenant.« Sten widmete sich erneut dem Bericht.
Auf den zweiten Blick war er nicht verwirrender (aber auch nicht einfacher) als der Abschlußbericht eines militärischen Unternehmens.
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