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Das Tahn-Kommando

Titel: Das Tahn-Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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zielgerichtet war. Genauer gesagt, halbzielgerichtet. Sie war so ausgerichtet, dass sie die ganze Bude zerfetzte – bis auf eine Nische.«
    »Fein beobachtet, Lieutenant.«
    »Frage Nummer eins: Diese eine Sitzecke, die nicht zerstört wurde, war mit so ziemlich jedem Anti-Abhörgerät ausgestattet, von dem ich je gehört habe.
    Gibt es dafür irgendwelche Erklärungen von, ich sage mal, ›Quellen ganz oben‹? Was hatte eine derartige Sicherheitsausrüstung in einer Kaschemme wie dieser zu suchen?«
    Sten erklärte es ihr, verschwieg jedoch Craigwels Identität und Position als persönlicher Problemloser des Imperators. Er hatte auch das Gefühl, dass der Lieutenant nicht unbedingt wissen musste, dass Alain sich mit dem Imperator selbst treffen wollte. Ein Treffen mit einem Repräsentanten des Imperators musste für sie ausreichen. Als er sie dahingehend aufgeklärt hatte, betrachtete er aufmerksam eine Gabel voll Kimchi und wechselte das Thema. »Was essen wir hier eigentlich?«
    »Sehr toten Kohl von der Erde, Knoblauch und Kräuter. Es hilft, wenn man nicht daran riecht, bevor man es isst.«
    »Da Sie sich mit Bomben auskennen«, erkundigte sich Sten, »haben Sie vielleicht eine Erklärung dafür, weshalb kein Schrapnell verwendet wurde?«
    Haines überlegte.
    Sten wühlte in seiner Tasche und legte ein leicht abgeflachtes Kugellager auf den Tisch. »Die Ladung der Bombe war semidirektional. Um sicherzugehen, dass sie absolut alles innerhalb der Kneipe erwischte, hat der Bombenleger auch noch das hier mit Klebstreifen an dem Sprengsatz befestigt. Außer an der Stelle gegenüber besagter Sitzecke. Prog, Lieutenant?«
    Haines kannte genug Militärslang, um die Frage zu verstehen. Sie schob ihr Tablett zur Seite, legte die Finger zusammen und fing an zu theoretisieren.
    »Der Bombenleger wollte jeden in der Bar töten – außer dem- oder denjenigen, die sich in dieser Nische aufhielten. Hätten Alain und Ihr Mann sich zum Zeitpunkt der Explosion in dieser Sitzecke aufgehalten, hätten sie wahrscheinlich einige schlimme Prellungen erlitten oder im schlimmsten Fall einige Knochenbrüche von der Druckwelle, habe ich recht, Captain?«
    »Korrekt.«
    »Der Bombenleger wusste über diese Sitzecke Bescheid … und er muss gewusst haben, dass sich Alain an diesem bestimmten Abend genau dorthin setzen würde.«
    Haines pfiff tonlos und trank ihr Bier aus. »Dann haben wir es also ganz sicher mit einem politischen Mord zu tun, Captain? Verdammt noch mal!«
    Sten nickte griesgrämig, ging zur Theke und holte noch zwei Bier.
    »Nicht einfach nur ein politischer Mord, sondern einer, der von jemandem begangen wurde, der über Alains Bewegungen genau unterrichtet gewesen sein muss, korrekt?«
    »Sie haben recht – aber das kann mir den Tag auch nicht mehr versüßen. Mist, verdammter!« fluchte Lisa.
    »Diese beschissene Politik! Warum haben sie mir keinen netten Psychokiller gegeben?«
    Sten hörte nicht zu. Er war mit seinen Überlegungen gerade einen Schritt weitergekommen. Unhöflich zog er den Tafelprojektor unter Haines’ Armen hervor und fing an, ihn durchzublättern.
    »Ein Attentat«, fuhr Lisa fort und wurde von Minute zu Minute deprimierter. »Das bedeutet, wir haben es mit einem Profikiller zu tun, und wer den angeheuert hat, ist wahrscheinlich unberührbar. Und ich kriege ein Revier am Nordpol zugeteilt.«
    »Vielleicht auch nicht«, entgegnete Sten. »Hören Sie mal zu. Denken Sie an die Bombe. Sie sollte Alain also nur kurzfristig außer Gefecht setzen, richtig?
    Was wäre in diesem Fall aber geschehen?«
    »Wer soll das wissen? Es ist ja anders gekommen!«
    »Frage, Lieutenant: Warum tauchte ein Krankenwagen, der von unserem Sergeant noch nicht einmal angefordert worden war, innerhalb weniger Minuten am Tatort auf? Glauben Sie nicht, dass vielleicht –«
    Haines hatte den Gedanken bereits zu Ende geführt.
    Ohne ihr Bier auszutrinken, rannte sie auf Stens gepanzerten Gleiter zu.

 
Kapitel 11
     
    Das Port Soward Hospital glich auf eigenartige Weise der mehr als seltsamen Gestalt seines cnidarianischen Pförtners. Es war aus einem kleinen Notkrankenhaus gewachsen, das eigentlich nur für die Versorgung der Opfer von Raumschiffshavarien, Industrieunfällen und möglichen anderen Katastrophen im Umkreis von zehn Kilometern rund um Soward gedacht war. Doch ebenso, wie sich Unfälle und Katastrophen oft in rasantem Maß ausbreiten, so breitete sich auch das Soward Hospital immer weiter und unkontrollierter aus.

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