Das Tahn-Kommando
Holoprozessor schob, projizierte er ein Abbild des Sägewerks, voll in Betrieb und in Farbe. Gelegentlich, wenn Sten nicht ganz auf der Höhe war, stolperte einer der Arbeiter, oder ein Stamm verklemmte sich, und dann zersprang das ganze Gebilde zu einem Gewitter bunter Punkte.
Sten blickte schuldbewusst zu seiner Modellbox hinüber. Seit er diesen neuen Job machte, hatte er nicht mehr als ein paar Stunden daran gearbeitet. Und auch jetzt blieb keine Zeit dafür – er musste zur Arbeit.
Er drückte auf die Videoanzeige, und die neuesten Nachrichten scrollten über den Bildschirm. TERRORIST BEI EXPLOSION IN RAUMHAFENKNEIPE GETÖTET.
Sten holte sich die Hintergrundgeschichte auf den Schirm und überflog die Einzelheiten der Tragödie, die sich im Covenanter zugetragen hatte. Viel konnte man nicht daraus erfahren, bis auf die Tatsache, dass Godfrey Alain, ein hochrangiger Revolutionär von den Randwelten, bei einem Unfall in einer Kneipe in der Nähe des Raumhafens ums Leben gekommen war. Man vermutete, dass außer ihm noch einige andere Personen getötet wurden, deren Namen jedoch noch nicht bekanntgegeben worden waren. Der Artikel erging sich weitgehend darüber, was man noch nicht wusste – etwa, was Alain überhaupt auf der Erstwelt zu suchen hatte, vor allem in einer Kneipe wie dem Covenanter .
Sten gähnte herzhaft. Er interessierte sich so gut wie überhaupt nicht für das Schicksal von Terroristen. Genau betrachtet, hatte er so mancher Terroristenkarriere eigenhändig ein Ende gesetzt. Was ihn anbelangte, sollte Godfrey Alain zur Hölle fahren.
Auffällig war jedoch, dass es noch immer keine offiziellen Verlautbarungen zu Alains Anwesenheit auf diesem Planeten zu geben schien.
Er wusste jedoch, dass die Presse mit ihrer Meldung, es handele sich um einen »Unfall«, garantiert falsch lag. Terroristen starben nicht bei Unfällen. Sten fragte sich sogar mit einigem Stolz, ob vielleicht jemand von der Sektion Mantis Alain auf die Reise zu seinem revolutionären Schöpfer geschickt hatte.
Er gähnte noch einmal und scrollte weiter durch die Nachrichten, als er den Anruf erhielt. Der Ewige Imperator wollte ihn sehen. Sofort, wenn nicht sogar noch schneller.
Kapitel 8
Der Ewige Imperator war heute ein ganz anderer Mensch als der, mit dem Sten getrunken hatte. Er sah viele Jahre älter aus, sein Gesicht war eingefallen, und unter seinen Augen zeichneten sich dunkle Tränensäcke ab. Ein grauer Teint schimmerte unter der perfekten Bräune seines Gesichts durch. Vor allem war der Mann, den Sten betrachtete, hart und grimmig, ein Mann, der seinen Hass nur mühsam verbergen konnte.
Sten rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her; seine Nackenhaare sträubten sich. Etwas beunruhigte ihn zutiefst. Obwohl er nicht die geringste Ahnung hatte, was hier vor sich ging, hoffte er doch inniglich, dass es nicht aufgrund einer Verfehlung seinerseits geschah. Sten wollte alles andere als das Geschöpf sein, auf das der Imperator jetzt seine Aufmerksamkeit und seinen Zorn lenkte.
»Sie haben das gelesen«, sagte der Imperator unterkühlt und schob ihm einen Ausdruck über den Schreibtisch.
Sten warf einen Blick auf das Blatt. Es war ein Update zum Tod von Godfrey Alain. Verwirrt überflog Sten das Papier und bemerkte, dass es einige Details mehr enthielt, die die Geschichte jedoch eher ausmalten als neue Fakten beisteuerten. »Jawohl, Sir«, sagte er nach einigen Augenblicken.
»Sind Sie mit dem Hintergrund dieses Mannes vertraut?«
»Nein, eigentlich nicht, Sir. Ich weiß nur, dass es sich um einen Terroristen handelt, der uns schon seit einiger Zeit ein Dorn im Auge ist.«
Der Imperator schnaubte verächtlich. »Dann sind Sie schlecht informiert. Aber egal. Ich habe veranlasst, dass Sie Zugang zu seinem Dossier bekommen. Sie können es sich nach unserem Gespräch ansehen. Ich will die Leute haben, die dafür verantwortlich sind«, sagte der Imperator. »Und ich will jeden einzelnen von diesen Heinis hier vor mir stehen sehen – nicht morgen, nicht übermorgen, sondern gestern. Und ich will sie in einem netten kleinen Paket geliefert bekommen, ohne Wenn und Aber. Haben wir uns verstanden, Captain? Ohne Wenn und Aber.«
Sten wollte gerade automatisch nicken. Doch dann hielt er inne – nein, er verstand überhaupt nichts.
Sein Überlebenstrieb sagte ihm, dass es besser war, nicht so zu tun, als ob.
»Verzeihung, Sir«, sagte er schließlich, »aber ich verstehe so gut wie nichts . Vielleicht stehe ich ja
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