Das Tahn-Kommando
auf dem Schlauch, aber was hat Godfrey Alain mit dem Captain Ihrer Leibwache zu tun?«
Das Gesicht des Imperators verzerrte sich vor Wut.
Er wollte schon aufstehen, beruhigte sich aber wieder, holte tief Luft und blieb sitzen. Er hatte seinen Zorn wieder einigermaßen unter Kontrolle. »Sie haben recht, Captain. Ich mache den zweiten Schritt vor dem ersten.« Wieder holte er tief Luft. »Na schön. Ich werde es Ihnen erklären. Dieser … Unfall hat uns alle unermesslich getroffen. Und wenn Sie immer noch daran glauben, dass es sich um einen Unfall handelt, sagen Sie es gleich, dann habe ich nämlich den falschen Mann mit diesem Job betraut.«
Sten schüttelte den Kopf. »Nein, Sir, ich glaube nicht, dass das ein Unfall war.«
»Gut. Jetzt rasch ein paar Hintergrundinformationen. Ich muss Sie wohl nicht eigens daran erinnern, dass keines meiner Worte an Dritte weitergegeben werden darf. Zuerst sollten Sie wissen, dass Alain hier war, um sich mit mir zu treffen.«
Sten war überrascht. Der Ewige Imperator traf sich mit einem Terroristen? Das stand in krassem Gegensatz zur offiziellen Politik des Imperiums. Doch dann fiel Sten ein, wer die Politik des Imperiums bestimmte, und er hielt den Mund.
»Er war mit einem Vorschlag zu mir unterwegs – und ich bin sicher, dass es ein ernsthafter Vorschlag war, sonst hätte ich mich nicht so weit aus dem Fenster gelehnt –, ein Vorschlag, wie man unsere Probleme mit den Tahn entschärfen könnte. Einfach gesagt, schlug er eine Art Pufferzone vor. Er wollte seine Randwelten – unter meiner Ägide – zwischen die Tahn und das Imperium stellen.«
»Hätte ihn das nicht zum Verräter an seinem eigenen Volk gemacht?«
Der Ewige Imperator grinste Sten breit an. »Für die einen ein Verräter, für die anderen ein Patriot. So wie ich die Sache sehe, haben Alain und seine Leute es endlich in ihre Dickschädel hineinbekommen, dass sie diejenigen sind, die in jedem Fall am meisten Federn lassen müssen. Jedes Mal, wenn die Tahn uns provozieren und wir zurückschlagen, sind die Revolutionäre diejenigen, die es abkriegen. Außerdem nehmen sie alle Schuld auf sich, ohne dass sie dafür entschädigt werden.«
»Deshalb hat er ein geheimes Treffen mit Ihnen verabredet?« Sten versuchte, die Lücken zu schließen.
»Dann kamen ihm die Tahn auf die Schliche und haben kurzen Prozess gemacht.«
»Nicht ganz so einfach. Ja, er wollte sich mit mir treffen. Zuvor jedoch musste die Kontaktaufnahme über einen meiner besten diplomatischen Agenten erfolgen, einen Mann namens Craigwel.«
»Eine der unidentifizierten Leichen aus der Kneipe?« vermutete Sten.
»Genau. Und das wird auch so bleiben. Offiziell jedenfalls.«
»Andere Opfer in der Kneipe, von denen ich wissen sollte?«
Der Imperator zögerte lange. Dann schüttelte er heftig den Kopf.
»Sie kümmern sich nur um Craigwel und Alain. Die Sache sollte folgendermaßen laufen: Nach dem Austausch der üblichen Losung sollten Alain und Craigwel in der Kneipe nach der Nische C fragen. Sie war bereits für sie reserviert und überprüft worden.
Dort sollte Alain seinen Plan ausführlicher darlegen.
Falls er Craigwel von seiner Ernsthaftigkeit hätte überzeugen können, wäre der nächste Schritt erfolgt: ein persönliches Treffen mit mir.«
»Doch dann kamen die Tahn ins Spiel«, sagte Sten.
»Kann sein. Ich wäre mir da aber nicht so sicher.
Bei dieser Sache gibt es ungefähr fünf Parteien zuviel, und jede von ihnen hat Gründe genug, die Verhandlungen zu verhindern. Vielleicht waren es die Tahn. Vielleicht war es jemand aus unseren eigenen Reihen. Und wer weiß – vielleicht war es sogar einer von Alains eigenen Leuten. Aber genau das sollen Sie herausfinden.«
»Weshalb ich, Sir? Das alles hört sich eher wie eine Aufgabe für einen Polizisten an. Und das bin ich nicht. Verdammt, ich wüsste nicht einmal, wie –«
»Nein, Captain! Das ist keine Aufgabe für einen Polizisten. Die Situation ist viel zu heikel. Die Polizei betreibt bereits Nachforschungen. Sie wird offiziell einige Verdächtige festnehmen, und diese Leute werden öffentlich bestraft werden.«
Er beugte sich näher zu Sten herüber, um seiner nächsten Aussage mehr Gewicht zu verleihen.
»Diese Leute sind unsere Sündenböcke. Es ist mir völlig egal, wie schuldig sie sind, solange wir jemanden haben, den wir den Löwen der öffentlichen Meinung vorwerfen können. Denn das, was Sie herausfinden, bleibt womöglich für die nächsten hundert Jahre streng
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