Das Tal Bd. 7 - Die Jagd
Auge, durch dessen Pupille eine Straße führte. Und dann scrollten in rasender Geschwindigkeit Datensätze nach unten. Das Geräusch eines Sturms ertönte, der Seiten eines Buches umblätterte.
Und dann, von einer Sekunde zur anderen, wurde es still. Vor ihr drehte sich ein Buch wie zuvor das Labyrinth.
Debbie kratzte an den alten Wunden an ihrer linken Hand, presste den Mund darauf, um das Blut abzulecken, das merkwürdig süß schmeckte.
Endlich kam der Bildschirm zur Ruhe. Debbie hob den Kopf.
Auf allen Bildschirmen zeigte sich dasselbe Buch.
Blackbook Death Valley
Von Angela Finder
Debbie schloss kurz die Augen. Sie hatte die Datenbank geknackt.
Sie hatte sie tatsächlich geknackt!
YES.
Deborah Wilder – du bist das Wunderkind.
Das absolute Genie.
Die große Hoffnung des Grace College.
Dass das College geschlossen wurde, schob sie zur Seite. Dass ihr vielleicht nur noch ein bisschen mehr als zwei Tage in diesem Leben blieben … wer wusste schon, was danach kam? Hier ging es um den Moment. Um den Triumph, ihren Triumph.
Ein Klick, und das Buch würde sich öffnen. Sie konnte die Spannung kaum ertragen. Und dann plötzlich ging der Zweifel durch sie hindurch wie ein Stromstoß.
Wollen Sie es wirklich wissen?
Sie hob den Kopf. Lauschte. Doch nichts als das Brummen der Geräte war zu hören. Und Debbie schien plötzlich nichts mehr sicher.
Vielleicht hatte niemand an der Tür gerüttelt. Niemand ihren Namen gerufen. Vielleicht war es nur sie selbst gewesen, die mit sich selbst gesprochen hatte wie damals in der Zeit, als Superdad Wilder sie in das Zimmer gesperrt hatte, um sie zu bestrafen für ihre, wie er es nannte, Missetaten.
Anschließend hatte er sie regelmäßig zu Grandma Martha verbannt, die sagte, sie müsse ihre Sünden bereuen.
Sie ist tot, dachte Debbie und sagte es laut: »TOT.«
Debbie war froh gewesen, als sie die Nachricht bekommen hatte. Es bedeutete, dass sie die Stimme nie wieder hören musste, die behauptete, Gott hätte sie alle verflucht, während sie vor ihrem erbärmlichen Altar kniete, den sie in dem muffigen Schlafzimmer aufgebaut hatte.
Debbie hatte auf der Beerdigung nicht geweint, nein, sie hätte vor Freude fast gelacht. Nur das eine würde sie ihr nicht verzeihen: dass Grandma Martha ihr Geheimnis mit ins Grab genommen hatte. Zeit ihres Lebens hatte ihre Großmutter gelogen, was die Sache auf dem Ghost anging. Sie hatte Debbie nur angestarrt, als würde sie nichts von dem verstehen, was ihre Enkelin ihr vorwarf. Aber so oder so, Debbie war sich sicher, dass ihre Grandma mit den anderen dort oben gewesen war. Und Debbie würde ihre Lügen irgendwann enttarnen.
Die Frage war nur, ob ihr dazu noch genug Zeit blieb.
Ihr Zeigefinger bewegte den Cursor über den Bildschirm und stoppte, als das Symbol einer Hand erschien.
Ihre Gedanken überschlugen sich.
Wie?
Wie war es ihr gelungen, die Datenbank zu knacken?
Was hatte sie eingegeben?
Die Bildschirme waren wieder in den Ruhemodus gegangen. Sie stand auf, schlappte an den Nebentisch und drückte auf die Leertaste. Starrte abermals auf das Foto von sich als Kleinkind, bevor sie es hastig wegklickte, weg damit, nur weg damit. Schließlich begann sie, ihre letzten Schritte genau zu rekonstruieren. Es dauerte nicht länger als fünf Minuten und das Passwort, das ihr den Zugang verschafft hatte, wurde angezeigt.
Debbie spürte den kalten Schauer, der ihr über den Rücken lief. Die Schokolade klumpte in ihrem Magen und wurde zu Stein. Sie hatte einen Fehler gemacht. Nicht die Routine war dafür verantwortlich, dass sie den Code geknackt hatte. Sondern der Name, den sie beim Schreiben des Artikels eingegeben hatte.
Purer Zufall.
Deborah M. Wilder. 18.03.2013.
Ihr Name. Und noch viel gruseliger: Das Datum von heute.
Sie überlegte fieberhaft.
Eine Lösung: Das Passwort änderte sich automatisch. Vielleicht hätte der Zugang auch morgen geklappt. Mit dem morgigen Datum. Oder …
Oder heute war ihre einzige Chance gewesen, einen Blick darauf zu werfen. Ein Sechser im Lotto? Aber warum nicht? Schließlich hatte sie zwei Jahre gebraucht, um bis ins Innere vorzudringen. Sie hatte es sich verdient.
Okay. Nicht länger nachdenken, einfach loslegen, Debbie.
Klick.
Es dauerte nur eine Sekunde und das Buch öffnete sich.
Nirvana
I ch spüre, wie sich ein Gewicht auf mich legt, gegen das ich mich wehre.
Jemand sagt: »Wir können ihn nicht einfach hier liegen lassen.«
Warum nicht?
»Meinetwegen kann er pennen, so
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