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Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Titel: Das Tal Bd. 7 - Die Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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schwirrte.
    Woher hast du dieses Foto?
    Wer ist das Mädchen neben mir?
    Und wer der Mann?
    Aber natürlich kam keine Antwort. Der Computer reagierte nur auf das, was sie tat. Er war nichts als eine Maschine und ohne ihre Befehle lediglich tote Materie.
    Entschlossen bewegte Debbie den Cursor auf die Nachricht und mit dem nächsten energischen Klick öffnete sich ein neues Fenster. Plötzlich war sie ganz ruhig. Das hier war es. Das war das Tor zu Angela Finders Geheimnis. Und sie, sie war dabei, es zu öffnen.
    Ungeduldig starrte Debbie auf das Symbol eines Labyrinths, das sich unaufhörlich drehte.
    »Mach schon!«
    Nach gefühlten zehn Minuten erschien endlich der Balken. Die Daten wurden geladen. Und ein weiterer Balken zeigte die Zeit, die dafür benötigt wurde.
    Vierzehn Minuten und achtundfünfzig Sekunden.
    Gebannt klebte Debbie am Bildschirm. Ihre Zähne vergruben sich in der Unterlippe.
    Das Labyrinth drehte sich langsamer.
    Dreizehn Minuten und siebenunddreißig Sekunden.
    Sechsundreißig Sekunden.
    Was, wenn das alles nur ein Fake war? Wenn nach der Ladezeit nur ein Clownsgesicht auf dem Bildschirm erschien, mit einem gruseligen Grinsen in dem weiß geschminkten Gesicht? Nun wurde sie doch wieder nervös. Es roch hier drin schlecht, eklig süß und gleichzeitig irgendwie stechend. Es dauerte, bis Debbie klar wurde, dass es ihr eigener Schweiß war, der so roch.
    Der Balken kroch nur langsam vorwärts. Die Zeit verging im Schneckentempo. Wenn der Computer wusste, wer sie war, müsste ihm doch auch klar sein, dass sie keine Zeit hatte.
    Ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen, wühlte Debbie in der Plastiktüte, zog die Schokolade hervor und biss einfach in die Tafel. Im nächsten Moment sprang sie auf und begann, im Raum auf und ab zu laufen. Die Bildschirme zeigten das herumwirbelnde Labyrinth. Das Foto von den beiden kleinen Mädchen mit dem fremden Mann war mittlerweile verschwunden.
    Debbie wurde schwindelig.
    Sieben Minuten und neun Sekunden.
    Langsam fühlte sie, wie Euphorie in ihr aufstieg und das war nicht nur die Wirkung der Schokolade.
    Fünf Minuten, acht Sekunden
    Sieben …
    Nur noch wenige Minuten.
    Sie zählte laut mit, als sie plötzlich aufgeschreckt wurde.
    Es klopfte. Debbie hielt den Atem an. Und noch einmal ein leises, aber entschiedenes Pochen.
    So lautlos wie möglich huschte sie auf einen Platz, der weit von der Tür entfernt war und wo sie nicht sofort gesehen werden konnte, wenn jemand hereinkam.
    Sie lauschte angespannt. Nichts. Vielleicht hatte sie sich getäuscht? Nein, diesmal war das Klopfen lauter, energischer … fast schon drohend.
    Debbie hielt sich die Ohren zu.
    Das hier war ihr Spiel. Sie hatte Stunden damit verbracht, Tage, Monate, um so weit zu kommen. Sie würde diesen Moment nicht teilen. Mit niemandem.
    »Miss Wilder?«
    Debbie ließ die Hände sinken. In ihrem Bauch begann sich etwas Dunkles, Unbekanntes zusammenzuballen. Wer konnte wissen, dass sie sich hier drinnen eingeschlossen hatte? Sie griff erneut in die Tüte und zuckte zurück, als diese laut raschelte.
    »Deborah?«
    Ihr Atem ging laut. Sie hielt die Luft an, bis ihr schwindelig wurde. Das Labyrinth, das sich auf dem Bildschirm drehte, verschwamm vor ihren Augen. Sie wandte den Kopf. Starrte in den Raum. Auf allen Bildschirmen dasselbe.
    »Ich weiß, dass du dort drinnen bist.«
    Ein eiskalter Schauer jagte ihr über den Rücken.
    Sechzig Sekunden.
    Neundundfünfzig.
    Achtundfünfzig.
    »Willst du die Wahrheit wirklich wissen?« Die Stimme klang beinahe sanft.
    Zehn.
    Neun.
    Ein Knirschen, als wenn jemand versuchte, einen Schlüssel von außen ins Schloss zu stecken. Gänsehaut überzog ihre Arme. Sie begann, sich zu kratzen. Der Schmerz half ihr, sich zu konzentrieren und alles auszublenden. Der Schlüssel steckte von innen. Wer immer dort draußen stand, musste die Tür einschlagen, um hineinzugelangen. Außerdem hatte sie es gleich geschafft.
    »Wissen und Weisheit – sie haben nichts miteinander zu tun.«
    Debbie konnte die Stimme nicht zuordnen. Kaum mehr als ein Flüstern. Da wollte sich jemand wichtig machen … oder … nicht erkannt werden.
    Drei.
    Zwei.
    Eins.
    Stopp.
    Das Labyrinth hörte auf, sich zu drehen. Es stand still. Sekunden vergingen.
    Das Licht erlosch für den Bruchteil einer Sekunde. Sprang wieder an.
    Nein, schrie Debbie innerlich. Nicht jetzt. Kein Stromausfall. Bitte. Bitte, lieber Gott, nicht jetzt.
    Der Bildschirm vor ihr explodierte. Ein Auge erschien. Ein menschliches

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