Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Titel: Das Tal Bd. 7 - Die Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
Vom Netzwerk:
lange er will.«
    Wer das sagt, ist ein wahrer Freund, aber da sind noch andere Stimmen, die mich mit aller Gewalt aus diesem Traum zerren, in dem ich unbedingt bleiben will.
    »He, Ben, aufwachen.«
    Ich schlage um mich. Nicht! Nicht zurück. Etwas wartet hier noch auf mich. Ich bin noch nicht fertig mit der Geschichte.
    »Spinnst du?«
    Jemand drückt erst meine Arme nach oben und umklammert meine Handgelenke, bis es schmerzt.
    »Lass ihn los, Chris.«
    »Er hat mir voll auf die Fresse gehauen.«
    Ich wende den Kopf hin und her, versuche, einen Blick zurück zu erhaschen. Kann Jennifer Hill noch erkennen, ihre Umrisse.
    »Jennifer!«
    Sie hört mich nicht, ich entferne mich immer weiter. Die Halle wird kleiner, bis nur noch ein schwarzer Punkt in meinem Auge ist.
    »Er kommt zu sich.«
    Nein. Schwachsinn. Ich komme nicht zu mir. Ich entferne mich von mir. Warum kann ich nicht frei entscheiden, in welcher der bestmöglichen Welten ich leben will? Und in welcher Zeit?
    »Lasst mich«, murmele ich. »Bitte.«
    Ein Daumen legt sich auf mein Handgelenk. Jeder Schlag dröhnt in meinen Ohren wider.
    »Er ist okay. Der Puls ist etw as zu hoch, aber im grünen Bereich.«
    Als ich die Augen öffne, starre ich direkt auf die Zimmerdecke, unter der ich seit mehr als zwei Jahren jeden Morgen aufwache. Den Riss im Holz, der aussieht wie ein Skorpion, werde ich nie vergessen. Eine Zeit lang ist er lebendig geworden, da oben, und es gab viele Nächte, in denen er auf meiner Brust hockte und mich anstarrte.
    Jetzt bin ich froh, dass er sich nicht bewegt. Nur ein Riss im Balken. Das erste gute Zeichen, seit man mich geweckt hat. Im Zimmer ist es düster. Niemand hat das Licht angeschaltet. Plötzlich fühle ich mich hellwach, aufgeregt.
    Chris steht mit verschränkten Armen am Kopfende des Bettes und tippt etwas in sein Telefon. David steht direkt neben mir und sieht mich besorgt an.
    »Guten Morgen«, sagt er.
    »Eigentlich spät am Nachmittag«, murmelt Chris, ohne den Blick vom Telefon zu nehmen. »Und es ist der denkbar schlechteste Tag, den du dir ausgesucht hast, um dich auf einen Trip zu beamen. Du hast uns wieder einmal eine Scheißangst eingejagt, Alter. Wenn du dich umbringen willst, dann so, dass dich keiner findet und retten muss.«
    »Lass ihn in Ruhe«, mischt sich David ein. »Er kann nichts dafür.« Und dann reicht er mir ein Glas Wasser.
    Ich bin tatsächlich durstig und trinke das Glas auf einmal leer.
    »Ihr müsst hier nicht Wache schieben«, sage ich. »Mir geht es super.«
    Chris zuckt die Schultern. »Dann solltest du nicht schreien, wenn du im Nirwana bist.«
    »Nirwana?« Ich lache. »Oh Mann, nein. Das totale Gegenteil. Alles war so real, so scharf, wenn ich eine Kamera hätte, die solche Bilder macht, ich würde mein Leben dafür geben.«
    Ich richte mich auf. Okay, mein Kopf fühlt sich noch an, als säße er gar nicht auf den Schultern, dennoch – ich bin wirklich ausgeruht.
    »Musik«, sage ich. »Chris, ich will Musik hören.«
    Jetzt starren sie mich an.
    »Irgendetwas aus den Siebzigern.«
    »Wo warst du?«
    Eine ruhige Stimme unterbricht meine Euphorie. Es ist Robert. Bis jetzt habe ich noch gar nicht gemerkt, dass er auch im Raum ist. Er löst sich vom Schreibtisch und kommt zu uns rüber.
    »Wo ich war? Eben dort. In den Siebzigern. Da gab es noch kein Rauchverbot hier im Gebäude.«
    Während die anderen beiden mich anstarren, geht Robert nicht auf meine letzte Bemerkung ein. Das ist das Problem mit ihm. Er hat keinen Humor. Ist immer zielgerichtet. Weiß nicht, wie das ist, wenn man den Verstand ausschaltet, jeden Gedanken, der einem durch den Kopf jagt, einfach abschießt, bevor er zur echten Belastung wird.
    »In den Siebzigern, okay. Und was war mit Jennifer?«
    Noch so eine Sache bei ihm. Robert lässt nie locker. Redet wochenlang nicht mit einem und dann wieder kommen so Fragen, als würde er direkt ins Herz sehen.
    Ich beschließe, ihn zu ignorieren.
    »Was ist mit der Musik, Chris?«
    Doch Chris macht einen Schritt zum Schreibtisch und hält einen Zettel hoch. Diesen offiziellen Wisch von irgendeinem Amt, der mir schwarz und weiß bestätigt, dass mein Leben, so wie ich es bisher kannte, eine einzige Lüge war.
    »Du hättest es uns erzählen sollen.«
    »Wirf ihn weg. Zerreiß ihn. Verbrenne ihn meinetwegen.«
    Chris sieht mich an. »Wir haben alle unsere scheiß Geschichten hinter uns. Willkommen im Club.«
    Er kommt zurück, steht direkt vor mir. Sein Blick trifft meinen. Obwohl

Weitere Kostenlose Bücher