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Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Titel: Das Tal Bd. 7 - Die Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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Chris nicht gerade der Sensibelste ist, versteht er mich. Er wird machen, was ich will, und wird diesen Wisch für immer vernichten.
    Doch plötzlich taucht David in meinem Blickfeld auf und nimmt Chris die amtliche Adoptionsurkunde aus den Händen.
    »Nein.«
    »Aber Ben möchte es«, protestiert Chris.
    »Er wird es bereuen.«
    »Werde ich nicht«, murmele ich und richte mich auf. »Und es geht dich einen Scheiß an, David.« Ich stehe von meinem Bett auf. Alles beginnt sich zu drehen. »Welcher Tag ist heute?«, frage ich.
    »Immer noch derselbe. Der 18. März 2013. Aber es wird bereits dunkel und wir wollen ein letztes Mal vor unserer Abreise zur Lichtung. Auch wegen Tim.«
    Die Lichtung ist für die anderen zur Kultstätte geworden, an der sie der Toten gedenken. Aber nicht nur das. Auch der Gedenkstein zieht sie magisch an. Jeder von ihnen hat eine Verbindung zu den Studenten, die angeblich in den Siebzigern verschwunden sind. Jeder – nur nicht Debbie, nur ich nicht.
    »Viel Spaß.«
    »Du kommst nicht mit?«
    »Da liegt eure Verwandtschaft, nicht meine.«
    »Du hast es nicht verstanden, stimmt’s?« David hebt den Brief, das Formular … nein, für mich wird es in Zukunft einfach nur heißen – der Wisch – in die Höhe.
    »Was soll ich da nicht verstehen? Meine Eltern haben mich adoptiert, es jahrelang verschwiegen. So what? Für mich ändert sich nichts, nur weil eine durchgeknallte Frau, die jetzt bereut, was sie getan hat, behauptet, sie sei meine Mutter. Sie will mich treffen. Und wozu? Was verbindet mich mit ihr? Die Hälfte meines Erbguts. Nichts als Chromosomen. Leute, das reicht nicht aus, um Mutter zu spielen. Nicht mehr lange, und es gibt die Dinger irgendwo zu kaufen. Tiefgefroren. Oder, Robert, was sagst du dazu?«
    »Kann man jetzt schon.«
    »Na also. Dass man sich seine Eltern aussuchen kann, ist sowieso längst überfällig. Die amerikanische Verfassung verspricht uns Freiheit …«
    Ich hätte ewig so weiter fantasieren können, aber David unterbricht mich: »Ben, hast du es nicht begriffen?«
    »Was?«
    »Der Name! Der Name hier auf dem Blatt.« Er tippt auf den Brief. »Deine leibliche Mutter heißt Bellamy. Kathleen Bellamy. Wo warst du denn die letzten beiden Jahre?«
    »Im Tal des Bösen und übermorgen geht die Welt unter.«
    Echt, ich kann nicht aufhören zu lachen. Besser als darüber nachzudenken, was das alles bedeutet.
    Chris und David sehen sich kopfschüttelnd an.
    »Bellamy.« Jetzt hält er den … WISCH hoch. »Sagt dir der Name nichts?«
    »Da gab es mal ein Duo. Countrymusik. Die Bellamy Brothers. Kennt ihr nicht? Waren mit Neil Young befreundet und … meine Eltern haben sie rauf- und runtergehört.« Werde ich je wieder ohne diesen Druck auf der Brust sagen können … meine Eltern? »Genau, spiele Neil Young.«
    »Kathleen«, erklärt David und ignoriert meinen Versuch, das Ganze ins Lächerliche zu ziehen. »Es gab eine Kathleen Bellamy.«
    Obwohl mir irgendetwas dämmert, der Name mir bekannt vorkommt, kann ich keinen Zusammenhang herstellen. Oder, so ganz richtig ist das nicht, ich kann schon, doch ich will nicht.
    »Sie gehörte zu der Gruppe der Studenten. Sie war mit der Expedition auf dem Ghost. Mit Paul Forster, Milton Jones, Grace …«
    » Grace …« Plötzlich sehe ich wieder das Mädchen aus meinem Trip vor mir. Jennifer. Was hat sie gesagt?
    Alle, die dabei waren, als sie gefunden wurde, behaupten, die Leiche von Grace sei zu Stein geworden.
    »Was ist mit Grace passiert, Ben?«, Robert lässt mich nicht aus den Augen. »Was willst du uns sagen?«
    »Sie ist versteinert«, murmele ich. »So haben sie sie gefunden. Und sie … Grace war erst mit Milton zusammen und dann mit Paul Forster. Jennifer … Jennifer. Jennifer Hill. Sie hat es mir erzählt. Sie war noch so jung.«
    »Was hast du denn für eine Scheiße zusammengeträumt?«, murmelt Chris.
    »Er hat nicht geträumt«, erklärt Robert.
    »Ach, nein? Er hat dieses Zeug geraucht.« Chris hebt mit angewiderter Miene und gespreizten Fingern den Rest des Joints aus einem Glas. »Die Ärzte haben ihm doch ziemlich deutlich erklärt, was er damit riskiert.«
    Robert ignoriert ihn. »Erzähl einfach alles, was du gesehen, gehört, erlebt hast. Jedes Detail.«
    Ich halte mich an meinem Schreibtischstuhl fest und versuche, mich zu konzentrieren. Vielleicht ist es wirklich eine gute Idee, sich all den Irrsinn von der Seele zu reden. »Der Traum …«, nein, das ist das falsche Wort, aber welches andere soll

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