Das Tal Bd. 7 - Die Jagd
einem roten Stern gekennzeichnet: Bishop, Christopher, De Vincenz, Julia, De Vincenz, Robert, Freeman, David, Fox, Benjamin, Gardner, Rose, West, Katie, Wilder …?
Sie starrte auf den Bildschirm.
Es war wie ein Schlag ins Gesicht.
Eine Wilder, Deborah gab es nicht.
Ein Schweißausbruch nach dem anderen folgte. Wo war sie? Warum konnte sie ihren Namen nicht in der Datenbank finden?
Sie schüttelte den Kopf, beugte sich weiter nach vorne, klebte geradezu am Bildschirm.
Was sollte das bedeuten? War sie so uninteressant für Angela gewesen? So nichtssagend? Das war wie bei den Promis. Nur wenn über dich geredet wird, existierst du. Wer nicht erwähnt wird, gehört nicht dazu.
Wozu?
Zum innersten Kreis. Wie Katie oder Julia. Die anderen hatten alle eine Verbindung zu den Studenten, die auf dem Ghost gewesen waren.
Und sie auch.
Selbst wenn Grandma Martha, diese boshafte Lügnerin, es abgestritten hatte. Obwohl sie angeblich an die heiligen zehn Gebote glaubte und ständig in die Kirche gerannt war. Klar – ihre Großmutter war nur noch Haut und Knochen gewesen und hatte nicht viel Ähnlichkeit mit der etwas dicklichen Martha Fleming von damals gehabt. Aber entscheidend war, dass Debbie selbst Martha Fleming wie aus dem Gesicht geschnitten war. Wie Schwestern, dachte Debbie.
Den anderen hatte sie das verschwiegen. Die hätten nur gelacht, nach Beweisen gefragt, aber sie musste nicht alles erzählen. Sie behielt gerne ihr Wissen für sich, um auf den richtigen Moment zu warten. Vielleicht schlossen sie sie deswegen ja aus – weil sie dachten, sie gehöre nicht dazu?
Aber warum behandelten sie dann nicht auch Benjamin als Außenseiter? Er war doch definitiv der Einzige ohne Verbindung zu den Studenten aus den 70er-Jahren.
Benjamin Fox.
Sie gab seinen Namen in der Suchmaske ein, der Datensatz wurde angezeigt, sie klickte auf Bearbeiten und überflog die Daten.
Wohnort: Little Rock.
Geburtsort: Los Angeles.
Und dann ein Link, der aufleuchtete, wenn sie mit dem Cursor darüberging. Debbie klickte, der Download begann und langsam baute sich das Bild eines Originaldokuments auf.
Ihre Augenbrauen hoben sich und sie stieß einen spitzen Schrei aus. Oh mein Gott! Das war eine Sensation. Was sie hier vor sich hatte, war eine Adoptionsurkunde. Benjamin war einen Tag nach seiner Geburt adoptiert worden. Und zwar von Thomas und Bridget Fox, Little Rock.
Debbies Blick flog nach unten.
Leibliche Mutter: Kathleen Bellamy …
Name des Vaters: Unbekannt. Debbie legte den Kopf schief und lächelte: ach nein … der arme Benjamin. Er hatte dasselbe Schicksal wie sie. Irgendwo existierte ein No-Name-Dad. Wie traurig. Und vielleicht wusste er nicht einmal etwas davon. Sie kannte wenigstens ihre leibliche Mutter Victoria Wilder, geborene Riley.
Den Rest des Eintrags überflog sie lediglich.
Eines war klar: Angela Finder hatte offensichtlich Freude an Stammbäumen und Genealogie. Da war jede Menge Verwandtschaft aufgeführt. Bis hin zur Generation seines Großvaters, Urgroßvaters und Ururgroßvaters.
In Debbie stieg Unruhe auf. Ein seltsames Gefühl der Erregtheit. Sie beugte sich hinunter und öffnete die Plastiktüte, in der sie ihre Süßigkeiten mit nach unten geschleppt hatte.
Benjamin würde Augen machen, wenn sie es ihm erzählte. Am besten sofort. Ihm einfach eine SMS schicken. Das wäre die absolute Rache dafür, dass er sich ständig über sie lustig machte.
Mist, nur noch ein Schokomuffin und eine Dose Cola. Es konnte doch nicht sein, dass sie alles andere schon gegessen hatte?
Die Folie des Muffins ließ sich nicht lösen. Debbie riss schließlich mit den Zähnen ein Loch in die Plastikhülle und stopfte den Schokomuffin vollständig in den Mund.
Mmmh – oh, Mann, dieses Zeug war so lecker, dafür könnte sie echt einen Mord begehen.
Aber keinen Selbstmord, dachte sie und lehnte sich zurück. Nicht wie Tim Yellad.
Und sie? Warum existierte kein Eintrag von ihr in der Datenbank? Es nagte an ihr, stieß ihr immer wieder auf.
Herzlich willkommen Debbie.
Also war sie kein Noname. Ihr Name war das Passwort! Sie war wichtig. Sie überlegte krampfhaft.
Noname.
No-Name-Dad?
Langsam dämmerte Debbie die Wahrheit. Ihr Schicksal unterschied sich nicht allzu sehr von Benjamins. Natürlich! Angela musste sie unter einem anderen Namen gespeichert haben. Sie war schließlich nicht die richtige Tochter von Superdad Wilder, nur die Stieftochter, und hatte einen anderen Superdad, den sie nie kennengelernt hatte.
Weitere Kostenlose Bücher