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Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Titel: Das Tal Bd. 7 - Die Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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auf dem Ghost, ohne dass jemand aus der Gruppe Hilfe für sie geholt hatte. Ich habe immer versucht wegzuhören, wenn Katie mir von den Aufzeichnungen erzählen wollte, die sie im Labyrinth gefunden hatten und in denen die Studenten das Grauen der Nacht auf dem Ghost schilderten. Alles, was passierte, nachdem sie die Pilze gegessen hatten. Gerade die letzten Monate hatte Katie wieder und wieder davon angefangen und ich konnte mich dem nicht entziehen, so gern ich es auch wollte.
    Und jetzt wird mir auch klar, was die Steinfigur in der Nische wirklich bedeutet. Es ist keine Statue, sondern … Grace. Grace Morgan, die hier unten ihre letzte Ruhe gefunden hat.
    »Wahre Liebe erweckt dich zum Leben«, flüstert Milton jetzt. »Aber sie kann auch töten.«
    Tom … kommt mir in den Sinn. Aber das meint Milton nicht, er kannte Tom nicht. Ihm geht es um Paul Forster.
    »Du hast Paul umgebracht«, flüstere ich. »Du hast ihn mit der Eisaxt erschlagen und in die Gletscherspalte auf dem Ghost geworfen.«
    Er nickt ganz selbstverständlich.
    »Ja, ich musste es tun. Er war schuld an ihrem Tod. Warum hätte er weiterleben sollen, wenn Grace tot war?« Seine grauen Augen starren durch mich hindurch. »Und wie kann ich weiterleben ohne sie?«
    Er lacht plötzlich auf, es klingt furchtbar, halb wie ein Schluchzen, halb wie ein Heulen. »Ich habe dafür gebüßt. All die Jahre. Wir alle. Wir haben dem Tod ins Auge gesehen und das hat uns verfolgt. Martha hat es als Erste erwischt. Brustkrebs. Sie starb mit nicht mal dreißig Jahren. Mark, er hat immer wieder die Gefahr gesucht, bis er selbst zum Opfer wurde. Bishop konnte nicht damit leben und verfiel dem Alkohol. Und Eliza … sie hungert sich langsam zu Tode, ohne dass jemand es merkt. Jetzt bin ich an der Reihe.«
    Mir ist kalt und das nicht nur, weil die eisige Feuchtigkeit, die aus den Felsen läuft, langsam durch meine Kleider dringt. Nein, es sind die Worte, die Milton sagt, und es scheint mir, als hätte ich sie schon einmal gehört.
    »Die meisten Menschen sind nicht mehr als ein Staubkorn in dieser Welt, nur ein unbedeutender Stern in der Milchstraße. Und dann gibt es andere, die auserwählt scheinen. Aber sie müssen die Prüfung auch verstehen. Wir haben versagt.«
    Er blickt auf. Ich kann ein bitteres Lächeln in seinem Gesicht erkennen. »Wir haben es nicht geschafft. Hatten keine Chance. Man darf sich niemals, verstehst du, auf gar keinen Fall zum Spielball für andere machen. Das bedeutet ausnahmslos, dass man sich dem Bösen ausliefert. Und dem Bösen kann man nicht davonlaufen.«
    Er legt seinen Kopf in den Nacken und sieht zu dem Mond auf, dessen magisches Licht durch das Wasser auf uns hinunterscheint.
    »Aber jetzt ist alles gut. Denn ich bin zurückgekehrt.«
    Milton seufzt und zieht aus der Tasche seines Jackets einen Beutel, öffnet ihn, und als er mir die Hand entgegenstreckt, erkenne ich ein rotes Pulver.
    »Der rote Staub«, sagt er. »Es ist das Salz in der Erde des Tals. Ich habe lange gebraucht, bis ich es verstanden habe, warum Grace als Einzige damals gestorben ist. Es war die Wunde … Diese winzige Schnittwunde im Finger, die sie sich in den Gängen bei den Höhlenmalereien zugezogen hat.«
    Er spricht nicht weiter, stattdessen streckt er den linken Arm aus, und bevor ich noch richtig verstehen kann, was er tut, liegt in seiner rechten Hand ein Messer. So eines, wie ich es auch besitze. Ich erkenne die Inschrift Cree & Söhne.
    »Was machen Sie da?«
    Es ist keine tiefe Wunde, die Milton sich zufügt. Ehe ich ihn zurückhalten kann, dreht er sich um und rennt die breiten Stufen zu dem riesigen Tisch hinunter, bückt sich, zieht an etwas und plötzlich öffnet sich vor meinen Augen der Boden. Weitere Stufen, die noch tiefer nach unten führen.
    Er zögert einen kurzen Moment, dann kippt er den Inhalt des Beutels über seine Hand.
    »Für Grace«, sagt er.
    Ich bin mit drei Sätzen bei ihm, reiße ihm hektisch den Beutel aus der Hand, aber es ist zu spät.
    »Mir ist kalt«, flüstert Milton heiser. Seine Zähne schlagen aufeinander. Er zittert am ganzen Körper. »Aber es wird nicht lange dauern.«
    Panisch reiße ich mir die Jacke vom Körper. Versuche verzweifelt, ihn damit zu wärmen. Es ist das Einzige, was ich tun kann. Und Milton hat recht. Ich kann spüren, wie er unter meinen Händen erstarrt.
    »Es wird mich zu ihr bringen«, flüstert er. »Jetzt ist sie nicht mehr allein.«
    Er schafft nur noch zwei Schritte, dann sinkt er auf einer der

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