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Das Tal der Angst

Das Tal der Angst

Titel: Das Tal der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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daß zwei Winchesterbüchsen auf seinen Kopf gerichtet waren. Ein uniformierter Mann trat ins Zimmer, einen sechsschüssigen Revolver in der Hand. Es war Captain Marvin, vormals bei der Polizeitruppe von Chicago und nun bei der Coal and Iron. Er schüttelte den Kopf mit einem halben Lächeln zu McMurdo.
    »Ich hab’s mir doch gedacht, daß er wieder Scherereien machen wird, der durchtriebene Mr. McMurdo aus Chicago«, sagte er. »Können es halt nicht lassen, was? Nehmen Sie Ihren Hut und kommen Sie mit.«
    »Dafür werden Sie wohl bezahlen müssen, Captain Marvin«, sagte McGinty. »Ich wüßte gern, wie Sie dazu kommen, so in ein Haus einzudringen und ehrbare, unbescholtene Männer zu belästigen?«
    »Sie halten sich raus aus dieser Sache, Councillor McGinty«, sagte der Captain. »Wir sind nicht hinter Ihnen her, sondern hinter diesem McMurdo. Sie sollten uns lieber helfen und nicht in unserer Pflicht behindern.«
    »Er ist ein Freund von mir, und für sein Verhalten stehe ich gerade«, sagte der Boß.
    »Nach allem, was man so hört, Mr. McGinty, müssen Sie vielleicht bald für Ihr eigenes Verhalten gradestehen«, antwortete der Captain der Polizei. »Dieser McMurdo war schon ein Gauner, bevor er hierher gekommen ist; und ein Gauner ist er nach wie vor. Haltet ihn in Schach, Leute, während ich ihn entwaffne.«
    »Da ist meine Pistole«, sagte McMurdo kühl. »Wenn Sie und ich alleine wären, Captain Marvin, von Angesicht zu Angesicht, könnten Sie mich wahrscheinlich nicht so einfach festnehmen.«
    »Wo ist Ihr Haftbefehl?« fragte McGinty. »Bei Gott! Man könnte ebensogut in Rußland statt in Vermissa leben, solange Leute wie Sie bei der Polizei das Sagen haben. Das ist eine kapitalistische Ausschreitung, und dafür werden Sie sich noch zu verantworten haben, schätze ich.«
    »Tun Sie, so gut Sie können, was Sie für Ihre Pflicht halten, Councillor. Wir kümmern uns um unsere.«
    »Was wirft man mir denn vor?« fragte McMurdo.
    »Beteiligung am Anschlag auf den alten Redakteur Stanger im Büro des
Herald.
Es war bestimmt nicht Ihre Schuld, daß die Anklage nicht auf Mord lautet.«
    »Na, wenn das alles ist, was Sie gegen ihn haben«, rief McGinty lachend, »dann können Sie sich eine Menge Ärger ersparen, wenn Sie die Sache sofort wieder fallenlassen. Dieser Mann war bei mir im Saloon und hat bis Mitternacht gepokert; ich kann ein Dutzend Leute beibringen, die das bezeugen.«
    »Das ist Ihre Angelegenheit, und das können Sie wohl morgen im Gerichtssaal regeln. Jetzt aber los, McMurdo, und schön ruhig, wenn Sie keinen Gewehrkolben über den Schädel wollen. Sie treten hübsch beiseite, Mr. McGinty, ich warne Sie; ich dulde nämlich keinen Widerstand, wenn ich im Dienst bin.«
    So entschieden war das Auftreten des Captain, daß sowohl McMurdo als auch sein Boss gezwungen waren, sich mit der Situation abzufinden. Dem letzteren gelang es, mit dem Gefangenen vor dem Abschied noch ein paar geflüsterte Worte zu wechseln.
    »Was ist mit …?« Er ließ den Daumen nach oben zucken, um auf die Münzapparatur anzuspielen.
    »Alles in Ordnung«, flüsterte McMurdo, der ein sicheres Versteck unter den Dielen eingerichtet hatte.
    »Ich sage dir Lebwohl«, sagte der Boß; er schüttelte ihm die Hand. »Ich geh jetzt zu Rechtsanwalt Reilly und kümmere mich persönlich um die Verteidigung. Du hast mein Wort darauf, daß sie dich nicht festhalten können.«
    »Darauf würd ich nicht wetten. Bewacht den Gefangenen, ihr zwei, und erschießt ihn, wenn er irgendwelche Spielchen versucht. Ich durchsuche noch das Haus, bevor ich gehe.«
    Das tat Marvin, fand aber offenbar keine Spur von der verborgenen Apparatur. Als er wieder herabgekommen war, eskortierten er und seine Männer McMurdo zum Hauptquartier. Die Dunkelheit war schon hereingebrochen, und ein scharfer Blizzard wehte, so daß die Straßen fast verlassen waren; ein paar Bummler folgten jedoch der Gruppe und riefen, durch ihre Unsichtbarkeit ermutigt, dem Gefangenen Verwünschungen zu.
    »Lyncht den verfluchten Scowrer!« riefen sie. »Lyncht ihn!« Sie lachten und spotteten, als er ins Polizeigebäude gestoßen wurde. Nach einer kurzen formellen Vernehmung durch den diensthabenden Inspektor führte man ihn in die Sammelzelle. Hier fand er Baldwin und drei weitere Verbrecher aus der vergangenen Nacht vor; alle waren sie an diesem Nachmittag festgenommen worden und warteten nun auf ihre Verhandlung am nächsten Morgen.
    Aber selbst mitten in diese Festung des

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