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Das Tal der Angst

Das Tal der Angst

Titel: Das Tal der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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vor den Folgen einer Heirat mit einem Mann, den man für einen Verbrecher hielt. Eines Morgens, nach einer schlaflosen Nacht, beschloß sie, mit ihm zu sprechen, vielleicht zum letzten Mal, und einen entschiedenen Versuch zu unternehmen, ihn jenen üblen Einflüssen, die ihn verzehrten, zu entziehen. Sie ging zu seiner Wohnung, worum er sie schon oft gebeten hatte, und gelangte in den Raum, den er als Wohnzimmer benutzte. Er saß mit dem Rücken zur Tür und einem Brief vor sich an einem Tisch. Plötzlich überkam sie eine Anwandlung mädchenhaften Schabernacks – sie war ja erst neunzehn. Er hatte sie nicht gehört, als sie die Tür aufschob. Jetzt trippelte sie auf Zehenspitzen vorwärts und legte ihm leicht die Hand auf die gebeugten Schultern.
    Wenn sie die Absicht gehabt hatte, ihn zu erschrecken, so gelang ihr das zweifellos, aber nur um ihrerseits erschreckt zu werden. Mit einem Tigersprung fuhr er herum, und schon griff seine rechte Hand nach ihrer Kehle. Im gleichen Augenblick zerknüllte die andere Hand das Blatt Papier vor ihm. Einen Moment lang stand er mit funkelndem Blick da. Dann traten Verblüffung und Freude an die Stelle der Wildheit, die seine Züge verzerrt hatte – eine Wildheit, vor der sie entsetzt zurückgeschaudert war, wie vor etwas, das sich noch nie zuvor in ihr sanftes Leben gedrängt hatte.
    »Du bist es!« sagte er und wischte sich die Stirn. »Du kommst zu mir, mein herzliebstes Herz, und ich weiß nichts Besseres zu tun, als dich erwürgen zu wollen! Komm doch, Liebling«; er streckte die Arme aus. »Laß es mich wiedergutmachen.«
    Aber das jähe Aufleuchten jener schuldbewußten Furcht, die sie in seinem Gesicht gelesen, hatte sie noch nicht verwunden. All ihre weiblichen Instinkte sagten ihr, daß das nicht nur das Erschrecken eines Mannes war, den man überrascht hat. Schuldbewußtsein – das war es – Schuldbewußtsein und Furcht.
    »Was ist denn über dich gekommen, Jack?« rief sie. »Warum bist du meinetwegen so erschrocken? Oh, Jack, wenn dein Gewissen ruhig wäre, hättest du mich nicht so angesehen.«
    »Naja, ich war mit den Gedanken gerade woanders, und wenn du so leise hereingetrippelt kommst, auf deinen Feenfüßchen …«
    »Nein, nein; es war mehr als das, Jack.« Dann kam ihr plötzlich ein Verdacht. »Laß mich doch mal den Brief sehen, den du gerade geschrieben hast.«
    »Ach Ettie, das kann ich nicht.«
    Ihr Verdacht wurde zur Gewißheit.
    »Er ist an eine andere Frau!« rief sie. »Ich weiß es. Warum solltest du ihn mir sonst vorenthalten? War es deine Frau, an die du geschrieben hast? Woher soll ich denn wissen, ob du nicht verheiratet bist – du, ein Fremder, den niemand kennt?«
    »Ich bin nicht verheiratet, Ettie. Hör mal, ich schwöre es. Du bist für mich die einzige Frau auf der Welt. Beim Kreuze Christi, ich schwöre es!«
    Er war vor leidenschaftlicher Inbrunst so bleich, daß sie nicht umhin konnte, ihm zu glauben.
    »Na gut«, rief sie, »und warum willst du mir dann den Brief nicht zeigen?«
    »Ich will es dir sagen, acushla«, antwortete er. »Ich bin durch Eid gebunden, ihn keinem zu zeigen, und ebenso wie ich dir gegenüber mein Wort nicht brechen würde, so muß ich es auch jenen gegenüber halten, denen ich es versprochen habe. Es geht um Logenangelegenheiten, und die müssen selbst für dich geheim bleiben. Kannst du denn nicht verstehen, daß ich erschrocken bin, als eine Hand auf mich fiel, wo es doch die Hand eines Polizisten hätte sein können?«
    Sie spürte, daß er die Wahrheit sagte. Er nahm sie in die Arme und küßte ihre Ängste und Zweifel weg.
    »Komm, setz dich zu mir. Das ist zwar ein schäbiger Thron für so eine Königin, aber es ist der beste, den dein armer Liebhaber auftreiben kann. Bald wird er besser für dich sorgen, denke ich mir. Jetzt ist dir wieder leichter ums Herz, ja?«
    »Wie kann es mir jemals leichter sein, Jack, wenn ich weiß, daß du ein Verbrecher unter Verbrechern bist – wenn ich jeden Tag damit rechnen muß, daß du wegen Mord auf der Anklagebank sitzt? McMurdo der Scowrer – so hat einer unserer Gäste dich gestern genannt. Es fuhr mir wie ein Messer durchs Herz.«
    »Ach was, auch harte Worte brechen keine Knochen.«
    »Aber sie sind wahr.«
    »Nein, Liebes, es ist nicht so schlimm, wie du denkst. Wir sind doch bloß arme Kerle und versuchen, auf eigene Faust zu unserem Recht zu kommen.«
    Ettie schlang die Arme um den Hals des Geliebten.
    »Hör auf damit, Jack! Um meinetwillen – um Gottes

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