Das Tal der Wiesel
die Eisenklappe. »Ich bin wegen Gru gekommen, und ich werde sie erwischen. Ich schwimm’ weiter.«
Kine drehte um. Noch war das Wasser friedlich, glitt sanft dahin, doch das Stampfen der Pumpe klang äußerst bedrohlich. Kine hatte die rasende Gewalt des Flusses beim Entleeren der Kanäle beobachtet. Jeden Moment konnten die Wassermassen hereinbrechen. »Wir können nicht zurück, doch wir müssen uns so weit wie möglich davon entfernen. Laßt euch mit der Strömung treiben, es ist unsere einzige Chance.« Er sah, wie die Wiesel, verzweifelt schwimmend, die verschiedensten Richtungen einschlugen. Nur Ford blieb auf seinem Kurs. »Bist du wahnsinnig?« Kines Stimme hallte über die Oberfläche. »Es wird dich voll erwischen!«
»Ich bin gekommen, um zu kämpfen.«
»Gegen die Wassermassen kannst du nichts ausrichten.«
Ihr Dialog wurde von einem ohrenbetäubenden Geklapper beendet. Als die unbändige Kraft hinter der Auslaßöffnung zu wirken begann, vibrierte die Eisenklappe heftig, an den Seiten schoß das Wasser hervor und bildete glitzernde Fontänen über dem Ufer. Es prasselte herunter wie die ersten Tropfen eines schweren Unwetters – und Kine sah, wie sich Ford den aufsteigenden Fontänen näherte.
Dann öffnete sich die Klappe für einen Moment, ein aufgerissenes Maul spuckte Wasser und schloß sich wieder. Es war noch verfrüht, der Auslaß überbrachte dem stillen Fluß eine Warnung. Langsam, aber unaufhaltsam wälzte sich eine Welle voran, traf auf die Strömung, wirbelte wutentbrannt, brodelte unter der Oberfläche und kam erst am gegenüberliegenden Ufer zur Ruhe. Sie hob die Wiesel in die Höhe und ließ sie abrupt wieder fallen, so daß Kine vom Sog erfaßt und hilflos umhergeworfen wurde. Atemlos tauchte er wieder auf. Überall mühten sich die Wiesel ab. Ford war verschwunden. In der unheilvollen Ruhe, die sich einstellte, hörte Kine ein anwachsendes Grollen und sah, wie die Eisenklappe erst bebte und dann aufgerissen wurde, als die gewaltigen Wassermassen aus der Schraube angekommen waren.
»Den Fluß runter«, schrie er, »mit der Strömung, und schwimmt um euer Leben!«
Die brodelnden Fluten ergossen sich mit ungeheurer Wucht in den Fluß. Riesige Wassermengen, Tausende von Litern, drängten in die Freiheit, ließen unter der Oberfläche schlammige Strömungen entstehen und Gischt aufspritzen, bildeten sprudelnde Schaumkegel und riesige Blasen. Es war ein böses Gebräu, das anschwoll und sich mit erschreckender Heftigkeit vorwärts wälzte, auf die Schilfrohre losging, das sich vom Ufer aus auf den Fluß stürzte.
Hinter den ersten Wellenbergen zeigten seltsame Schaumgebilde die Spitze der ausfließenden Wassermengen an; die Wellenkämme bewegten sich bereits von einem Ufer zum anderen. Wirbelnd und brodelnd ergriff der Sturzbach die Flußströmung von der Seite, zog sie zurück, verschlang sie und riß sie wieder unbarmherzig herum. Schaumzungen beschrieben zunächst brausende Kreise, dann engere Bogen. Überall zeigten sich Strudel auf der Oberfläche. Noch immer tobte der Schlund und brachte einen Aufruhr hervor, der sich nun über den ganzen Fluß erstreckte.
Scrat war davongelaufen, als ihn die Gischt umgeben hatte. Als er auf der Uferböschung stand, blickte er hinunter, sah die brodelnden Wassermassen und rannte weiter. Bei diesem flüchtigen Blick hatte er die Wieselbande entdeckt, hilfloses Treibgut, Pünktchen in der Sintflut, und er wußte, daß der Überfall nun fehlgeschlagen war. Er sah einen Körper, der Bauch lag oben, die Beine glichen Masten in einem Sturm. Die rötliche Öffnung eines leblosen Mauls tauchte auf – und versank ein zweites Mal. Die Pünktchen verschwanden allmählich. Einige wanden sich, als sie vom Wasser mitgerissen wurden; ihre Anstrengungen wirkten sonderbar schwerfällig.
Die Saatkrähe blickte zurück, als sich die Pumpe erbrach. Zu weit vom Fluß entfernt, um die Tiere zu sehen, beobachtete der Vogel, wie das glatte Band gewaltsam zerrissen wurde, und sah das kochende Schaumgebilde, das sich rasch ausbreitete. Im Zentrum dieser brodelnden Masse wartete das Verderben, dachte der Wächter, doch er konnte nichts tun. Er hoffte, daß die Wiesel den Fluß bereits überquert hatten. Es war für sie sicherlich leichter, mit den Nerzen fertig zu werden als mit diesem Mahlstrom. Saatkrähen kreisten über dem Eichenwald. Er hatte seine Aufgabe erfüllt.
Kine mühte sich verzweifelt ab, um sich über Wasser zu halten. Die wallenden Massen zogen ihn
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