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Das Tal der Wiesel

Das Tal der Wiesel

Titel: Das Tal der Wiesel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.R. Lloyd
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sprang kaltherzig aus der Öffnung hervor.
    »Wir kämpfen, Wieselscheu! Es gibt kein Entkommen!«
    »Geh beiseite!« sagte die Ratte mit schnarrender Stimme. »Oder ich brech’ dir dein Genick.«
    Die Fangzähne zeigend, bereitete sie sich darauf vor, das Wiesel anzugreifen, ihr Fell stand aufrecht, den Rücken hatte sie gekrümmt. Ihre Schultern kraftvoll bewegend, stürmte sie wie ein Stier vorwärts. Kine wartete sprungbereit bis zum letzten Moment, dann tänzelte er hinter seine Gegnerin und zwang sie dazu, sich herumzudrehen. Sie startete erneut, trampelte das üppig wachsende Gras nieder, ihr Maul weit geöffnet. »Schneller«, spottete das Wiesel. »Dein Tanz ist plump.« Doch er fühlte den heißen Atem der Ratte und konnte gerade noch rechtzeitig beiseite springen. In den Fängen dieses Untiers würde ihm sein Glück nur noch wenig nützen. Er duckte sich seitwärts, als der harte Schwanz nach ihm schlug. Zähnefletschend näherte sich die Ratte, kraftvoll, ihr Tempo trügerisch, der Glanz auf ihrem Nacken verräterisch. Kine verlor an Boden. Diesmal griff die Ratte mit einem schwerfälligen Sprung an, der das Wiesel bezwungen hätte, wenn es stehengeblieben wäre. Doch statt dessen befand es sich an ihrer Seite.
    Nun regten sich die Spatzen wieder, lugten mit zitterndem Gefieder aus den Dachrinnen hervor. Der Kampf erfüllte die Düsternis. Es war ein Wirbelsturm, ein Orkan aus Staub, Erdklumpen und rotierenden Bewegungen: Fell, Speichel, Sand wurden von den Pfoten aufgeworfen. Grimmig richtete sich die Ratte auf und stürzte los, duckte sich und stürzte erneut los. Sie versuchte alles, täuschte Gleichgültigkeit vor, griff jedoch urplötzlich an; zog sich zurück, preschte dann wutentbrannt vorwärts und schlug mit ihrer Pfote zu. Hin und her springend, hielt sich Kine außer Reichweite.
    »Ich werde dir die kunstvolleren Schritte beibringen«, spottete er.
    Die Ratte griff an. Das Ausweichmanöver vorausahnend, brach sie im letzten Moment seitlich aus, warf ihren schmächtigen Widersacher um und fiel über ihn her. Kine sah die schimmernden Schneidezähne vor sich; hornige Krallen streckten sich nach ihm aus. Er rollte sich ein paarmal auf dem Boden, stand blitzschnell auf seinen Beinen und befand sich wiederum außer Reichweite. »Tchk – kkkk …« Er wußte, daß die Ratte in einer ausweglosen Situation am gefährlichsten war. »Du bist müde«, sagte er leise. »Die Zeichen der Erschöpfung werden deutlicher. Du wirst schwerfälliger.«
    »Komm näher, Wiesel.«
    »Komm zu mir.«
    »Dann nimm dich in acht!«
    Erde aufwirbelnd stürmte die Ratte wieder vorwärts, und Kine wich dem Angriff ein weiteres Mal aus; er beobachtete sein Gegenüber mit eisigen Augen.
    Plipp-plapp, tropfte der Wasserhahn. »Schaut«, hauchten die aufgeregten Spatzen, »wie sich der Tod nähert, wie frisch das Wiesel noch ist.«
    Kines Augen starrten auf das Genick der Ratte. Es war mit Speichel bedeckt, spannte sich und wand sich, und er wußte, der Sprung mußte fehlerlos sein, denn eine zweite Gelegenheit würde ihm die Ratte nicht bieten. Er tänzelte schneller, schien über dem Boden zu schweben. Er sprang mit allen vier Pfoten gleichzeitig ab, wie ein Springteufel, landete sanft auf der Erde, sauste auf die eine Seite, dann auf die andere, und ständig war seine leise Stimme zu vernehmen: »Du bist müde. Du bist erschöpft, Wieselscheu. Deine Lunge schmerzt. Du mußt nun zusehen, ruh dich einfach aus und sieh der Geschicklichkeit des Wiesels zu.«
    Verzweifelt schleppte sich die Ratte vorwärts, ihre Nasenlöcher geweitet. Der Sprung überraschte das Wiesel; es fühlte, wie die gelblichen Zähne Haare aus seinem Fell rissen, und hüpfte fluchend zurück. Die Ratte rannte wütend gegen ihn an. Ihre Kräfte kamen aus der Tiefe hervor und zwangen Kine dazu, senkrecht in die Luft zu springen, damit er sich retten konnte. Und er schnellte kraftvoll in die Höhe. Dabei wurde ihm deutlich bewußt, daß die Zeit gekommen war: Er drehte sich mitten in der Luft herum und landete, die Ratte im Blickfeld, hinter ihrem Rücken. Er konzentrierte sich. Langsam wendete sich der massige, braune Rumpf, bewegte sich auf ihn zu. Mit all seiner Kraft sprang Kine auf den fleischigen Nacken.
    Die Ratte stemmte sich hoch. Die Kiefern des Wiesels schnappten zu. Es war entscheidend, unter allen Umständen festzuhalten. Er fühlte, wie er in die Höhe gehoben wurde, als sich die Ratte aufbäumte; ihm stockte der Atem, als er für einen

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