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Das Tal der Wiesel

Das Tal der Wiesel

Titel: Das Tal der Wiesel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.R. Lloyd
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Appetit verschlungen wurden. Wenn sie ihre Jungen in die Welt gesetzt hatte, würde genug Nahrung vorhanden sein. Sie musterte die fruchtbaren Anhöhen und die Wälder mit gierigen Augen. Über die Äcker wehte ein stürmischer Wind. Sie änderte ihre Blickrichtung. Für eine Weile betrachtete sie das Tal, bis sie schließlich anfing zu sprechen.
    »Dies«, erklärte die Nerzin, »wird meine Festung sein, und das ganze Land bis zur Hügelkette wird mir gehören. Der See wird mein eigen sein und der Eichenwald auch. Und diejenigen, die dort leben, werden große Angst vor den Räubern haben.«
    »Hast du mich vermißt?«
    »Ich hatte bemerkt, daß du weg warst.«
    »Ich bin zum Fluß gelaufen«, sagte Kia. »Um alte Befürchtungen zu beruhigen.«
    Kine beobachtete den Massey Ferguson, der größer und größer wurde und sie zusammenschrumpfen ließ, bis er mit seiner angekuppelten Walze einen Halbkreis beschrieb und zurück über das Feld ratterte. Die Erde bebte. Als das mächtige Fahrzeug gewendet hatte, war Musik zu hören, die aus dem Radio des Fahrerhäuschens ertönte. Hinter der Walze deutete eine Reihe von flachen Rinnen darauf hin, wo sich die Furchen vorher befunden hatten. Die Wiesel setzten ihren Weg fort, karmesinrote Kätzchen wehten von den Pappeln auf sie herunter. »Bist du furchtlos gewesen?«
    »Ich war mutig, Kine.«
    »Und, hast du etwas entdeckt?«
    Sie zögerte, und der Trecker kam zurück; der Vater des Mädchens drehte das Steuerrad und blickte hinter sich auf die Walze, die langsam herumschwenkte. Die Musik übertönte das Klagelied des samtenen Winzlings, der Kines Weg kreuzte.
    »Das Ende ist nah!« schrie Scrat. »Das Ende hat sich mir offenbart.«
    Kine warf ihn um.
    »Laß ihn zufrieden«, flehte Kia. »Laß ihn laufen, Kine.«
    »Und dann soll ich mir das Gejammer anhören, bis er tot umfällt?«
    »Laß ihn zufrieden!«
    Mit einem zustimmenden Achselzucken ging Kine weiter. Kia blickte ihn verschmitzt an. »Manchmal zahlt es sich aus, wenn man auf jemanden hört«, sagte sie. »Zum Beispiel bevor man seinen Kopf in eine Drahtschlinge steckt. Er ist klein, aber nützlich. Er beobachtet Dinge, ohne bemerkt zu werden, dann berichtet er darüber.«
    Sie schwieg erneut und sprach dann mit ernster Miene: »Es gibt etwas, was du wissen mußt, Kine.«
    Sie erreichten das Tor zur Marsch; der Wind wehte noch immer heftig, bog die Pappeln leicht und zerrte am gelbblühenden Stechginster neben dem Feld, auf dem der Trecker herumfuhr. Dicke Wolken schoben sich nordostwärts. Abwechselnd verdunkelten oder erhellten sie den Himmel, und Kine spürte in sich die gleiche vitale Rastlosigkeit. »Erzähl weiter«, forderte er sie auf.
    »Jenseits des Flusses – bist du jemals in dem anderen Land gewesen?«
    »In dieser teuflischen Wildnis?«
    »Du würdest überrascht sein.«
    »Es ist verbotenes Land«, sagte er scharf. »Ist es immer gewesen. Es ist kein Wieselland.«
    »Genau das ist der Punkt«, erwiderte sie.
    Ihr Blick deutete in die Ferne. Sie schlenderten am Kanal entlang, über den Riedgräser und abgestorbene Rohrkolben ragten, und betraten den Strand, der von der abgeflossenen Flut hinterlassen worden war. Die Pumpe hatte ihren Betrieb eingestellt, und der abgesenkte Wasserspiegel lockte die Vögel an. Flußuferläufer suchten nach Nahrung; flüchtende Ammern überflogen sie in geringer Höhe. Oberhalb der steilen Böschung, die mit den Löchern der Uferschwalbe durchbohrt war, stand ein schielendes Mutterschaf und stierte freudlos. Kine hielt an einer Stelle, wo Flußmuscheln schwammen, und fragte herausfordernd: »Welchen Punkt meinst du?«
    »Daß wir uns geirrt haben. Es gibt auch auf der anderen Seite des Flusses Wiesel«, sagte Kia. »Ich habe eins gesehen.«
    »In dem anderen Land!«
    »In voller Lebensgröße, auf dem fernen Ufer. Das machte mich neugierig. Ich schwamm hinüber zu ihm.«
    »Ich verstehe.« Kine blickte düster. Soviel zu ihren Ängsten; sie waren von kurzer Dauer gewesen. Er war sich nicht sicher, ob er die ermutigte Kia lieber mochte. Einen kurzen Augenblick lang starrte er über die Marsch auf das Land der Salweiden und der sumpfigen Wildnis, das sich bis zu den fernen Hügeln hin erstreckte. Niemand außer den Vögeln, die sich in der Luft in Sicherheit befanden, überquerten die Grenze zu diesem unbekannten Land. Zuverlässige Quellen berichteten von Tieren, die dorthin geflohen waren, um der Verfolgung zu entkommen, die mutig ins Wasser sprangen und einer

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