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Das Tal der Wiesel

Das Tal der Wiesel

Titel: Das Tal der Wiesel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.R. Lloyd
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Todeskampf zurück. Kaum noch in der Lage zu kriechen, ging sie auf sie los. Es war schrecklich. Sie lag entkräftet auf dem Boden, noch immer fauchend, als ihr Leben versiegte.«
    »Und die Jungen?«
    »Dann fielen die Nerze über die Jungen her. Sie sind nicht mehr, Kine.«
    »Das kann nicht sein!« Er sah sich um. Irgendwo mußten die Jungen sein. Die Verspieltheit und der Übermut, die Zukunft konnte doch nicht einfach dahingeschwunden sein, seitdem die Sonne an diesem Morgen aufgegangen war. Die Fürsorgepflicht regte sich in ihm. Fünf Mäuler sind zu füttern! Die Mäuler mußten gefüttert werden. Besessenheit lehnte sich gegen die Vernunft auf, und verwirrt fing das Wiesel an zu suchen. Kine suchte das Seeufer ab. Er suchte am efeuüberwachsenen Baumstumpf und unter umgestürzten Eschenstämmen. Er blickte in die Nische neben dem morschen Pfahl. Doch sie enthielt nur Mauerasseln, düstere Krustentiere, die leblose Klumpen bildeten. Mit sinkender Hoffnung untersuchte er die verborgensten Winkel des Stechpalmendickichts und versteckte Vertiefungen. Er fand alte Futtervorräte, feuchte Keimblätter und Hundertfüßer – das war alles.
    Er durchsuchte unzählige Lauben, die sich nun sommerlich zeigten, im Winter glichen sie jedoch Hexenhöhlen. Für Kine gab es weder Sommer noch Winter. Es gab überhaupt keine Zeit mehr. Wenn die Zeit zurückkehrte, sagte er sich, würden sie auch wieder auftauchen. Doch würde es jemals geschehen? Würde sich die dröhnende Leere jemals wieder füllen?
    Schließlich ging er zu seiner Gefährtin zurück und senkte seinen Kopf. Für einen kurzen Augenblick sah er sie vor sich, strahlend und geschmeidig, hinter ihr die sternförmigen Blüten der Schlehe, während die Hagelkörner lautlos aus dem Aprilhimmel fielen. »Ich mag dich gern, Kine. Ich weiß nicht warum«, sagte sie lachend, »aber ich mag dich eben.« Das Bild veränderte sich. Sie schlenderte verträumt, als die Sonne unterging, eine Nachtigall sang, und sie wandte sich zu ihm. »Ich will es nicht verlieren, dieses Tal, und den Wieselwald … Es gefällt mir, Kine … Die Nacht ist wunderschön.«
    Es zog schnell vorüber, und zusammen mit dem Bild war auch Kia wieder verschwunden. Er wußte, daß die Gestalt vor ihm nicht mehr lebte. Der Zaunkönig rief, und über dem See zeigte sich ein blasser Mond, der genauso kalt zu sein schien wie Kia. Dann tat Kine etwas Sonderbares. Sich langsam herablassend, rollte er gegen den kleinen, leblosen Körper. Es war eine rein instinktive Handlung, eine letzte symbolische Berührung, bevor die Krähen oder andere Aasfresser an den Knochen herumpicken würden.
    Dann, eingehüllt von dem Geruch des entstellten Körpers, fing er an zu tanzen, mit gleichmäßigen Wellenbewegungen, schaukelte haßerfüllt seinen Kopf hin und her. Er starrte auf die Marsch, auf den entfernten Schlupfwinkel von Kias Mördern, auf Grus Versteck. Und als er tanzte, stieg der Blutrausch in ihm auf.
11. Kapitel
    Der Sommerabend auf dem bewaldeten Hügel verlief genauso wie jeder andere Sommerabend. In der Dämmerung versammelten sich Kaninchen in allen Größen auf der Wiese, von ›Anfängern‹, die nicht größer als Amseln waren, bis hin zu den hageren Alten. Wenn sie sich nicht bewegten, hätte man sie für Maulwurfshügel halten können. Es stellte sich heraus, daß die Kleinen am nervösesten waren. Aufgeschreckt flitzten sie sofort davon, während die Älteren, die die Gefahren besser abschätzen konnten, erst einmal bewegungslos abwarteten.
    Ihre Baue befanden sich in einem kahlen Wall aus harter Erde, der von Brombeersträuchern überwachsen war und tiefe Risse aufwies. In diesen Rissen bauten Wespen die aus Zellen zusammengesetzten Waben ihrer Nester, die der Dachs auf seinen nächtlichen Streifzügen aufsuchte. Der Dachs holte die Larven heraus, während die Wespen schliefen, und verschlang die Leckerbissen, wobei er die Schleiereule ignorierte, die in der Düsternis, wo sich Wald und Feld trafen, herumstreifte. Die Tauben ließen sich in den kleineren Bäumen nieder, ihre groben Plattformnester glichen dunklen Flößen.
    Die Tauben flogen tief und zeigten ihre weißen, fächerförmig ausgebreiteten Schwanzfedern, als sie, einen Bogen beschreibend, auf ihr Nachtlager zusteuerten. Die langsam dahingleitende Eule wirkte schwerfällig zwischen den kleineren Vögeln. Die Schwalben schossen auf der Jagd nach Insekten hin und her. Bevor die Schwalben damit aufhörten und sich zum Schlafen

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