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Das Tal der Wiesel

Das Tal der Wiesel

Titel: Das Tal der Wiesel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.R. Lloyd
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gelegen zu haben. Nun sahen die Aussichten plötzlich sehr gut aus, und seine Mattigkeit verschwand.
    »Von hier aus haben wir festen Boden unter uns«, sagte Ford. »Den Sumpfpfad haben wir hinter uns gelassen. Wir können mühelos zum Burghügel kommen.«
    »Und der Fluß?«
    »Wir befinden uns dann genau gegenüber der Pumpstation. Es dürfte kein Problem sein, von dort hinüberzuschwimmen.« Ford grinste. »Was ist denn schon ein Fluß?« sagte er freudig. »Nach der Strecke, die wir gerade geschwommen sind, wird er uns wie ein Graben vorkommen.«
    »Dann werden sie bezahlen!« Kine schwieg einen Augenblick, schließlich wiederholte er es mit verhaltener Grimmigkeit: »Dann werden sie bezahlen, Ford. Sie werden bezahlen, so wahr ich hier stehe. Selbst wenn ich im Innern des Labyrinths sterben sollte. Gru wird mit mir sterben.« Es war nicht nur die Rachsucht, die ihn bewegte, obwohl sie eine bestimmende Rolle spielte. Die Monster aus dem Tal zu vertreiben war dringend notwendig. Kein Wiesel würde sich den Nerzen unterwerfen; eher würden sie sterben.
    »Wir werden sie vernichten, Kine. Wenn wir heute nacht den Fluß überqueren, kann es morgen früh vorbei sein.«
    Es kam Kine so vor, als ob sich der Qualm verdichtete, er bekam leichte Atemschwierigkeiten, doch Fords Vorschlag gefiel ihm nicht, und er erwiderte: »Nicht in der Nacht, das ist zu riskant. Wir können nicht wissen, wie stark die Strömung ist, könnten in Schwierigkeiten geraten und vom Kurs abkommen. Wir werden bei Tagesanbruch hinüberschwimmen. Scrat muß dort sein. Die Saatkrähe wird die Nachricht überbringen: Wir greifen im Morgengrauen an.«
    Ford nickte und rümpfte die Nase. Der Brandgeruch war stärker geworden. »Das ist zu nah«, murmelte er kurz. »Ich seh’ mal nach, Kine.«
    Kine lauschte. Man konnte das Feuer hören, es klang wie Wagenräder, die auf Kies entlangfuhren, dann wurde es lauter: ein Knacken, ein zunehmendes Krachen. Verkohltes Stroh trieb in schmutzigen Wolken an ihnen vorüber. Eine Häsin stand aufrecht zwischen den Stoppeln, die Ohren gespitzt. Sie war die Anhöhe hinuntergaloppiert und blickte nun zurück. Im nächsten Moment war sie verschwunden; eine Gruppe von Staren zog schattengleich vorüber, gefolgt von dunklerem Qualm, der sich zunehmend verdichtete. Die Wiesel sahen über den starren Stoppeln plötzlich die roten, züngelnden Flammen auftauchen und hörten Fords durchdringendes Geschrei: »Lauft um euer Leben! Rennt wie noch nie!«
    Der Qualm wogte. Er umhüllte Kine, biß in seine Augen, verstopfte Mund und Rachen, eine erstickende, tiefschwarze Wolke, die nicht zu vergleichen war mit dem süßlich duftenden, blaugrauen Dunst, der von den Feuern der Waldarbeiter aufstieg, oder mit den würzigen Rauchfahnen, die ab und zu aus den Gärten kamen; diese Wolke, die den Schwaden von brennendem Gummi oder Altöl glich, legte sich wie eine stinkende Decke über die Wiesel. Kine, der den verderblichen Qualm einatmete, fühlte sich von ihm überwältigt. Sein Körper rebellierte. Er konnte nichts mehr sehen und würgte, wollte das Gift ausstoßen, als er plötzlich durch eine Lücke in der wogenden, schwarzen Wand gerettet wurde. Hier gab es noch frische Luft. Er war zwar nicht mehr mit den anderen zusammen, konnte aber frei atmen, und er blickte sich um, ob er noch irgendwo Lebenszeichen entdecken konnte.
    Einige kleine Tiere flüchteten bestürzt. Wühlmäuse wußten nicht, ob sie über oder unter der Erde entlanglaufen sollten. Zwergmäuse kletterten, in Panik geraten, auf die kurzen Halme oder jagten verunsichert im Kreis umher. Das Ausmaß und die rasende Geschwindigkeit der Bedrohung verwirrte sie, und Kine, der ein derartiges Feuer bisher noch nicht erlebt hatte, war von der Heftigkeit und der scheinbaren Grenzenlosigkeit wie gebannt. Scharlachroten Jagdhunden gleich, näherten sich die Flammen mit kraftvollen Sprüngen und einem sengendheißen Atem. Kine hörte das Knirschen von zerbrechenden Stoppeln, und das Heidewiesel befand sich neben ihm, das ihn verzweifelt bedrängte: »Hier entlang, Kine! Wir müssen zum Wasser zurück. Das ist die einzige Möglichkeit.«
    Kine zögerte. Der befehlende Tonfall überraschte ihn, und das andere Wiesel, das seine Unschlüssigkeit bemerkte, gab hastig eine Erklärung ab: »Heidefeuer, Kine – in der Heide gibt es viele. Wir wissen, daß wir dann vom Heidekraut weg müssen, weg von den Pflanzen ins Wasser oder auf unbewachsene Stellen. Auf diesem Stoppelfeld sind wir

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