Das Tar-Aiym Krang
anzulegen, war mit kühler, keinen Widerspruch duldender Stimme ausgesprochen worden, wie sie sie von Maxy noch nie zuvor gehört hatte. Sie hatte Angst. Die luxuriösen Einrichtungsgegenstände, die kunstvoll geschnitzten Möbel und das sinnliche Licht, das Vermögen an Kleidung, das den ganzen Raum in wirrem Durcheinander erfüllte, alles das schien ihr jetzt frivol und flüchtig. Sie hatte es gewußt, gewußt hatte sie es, als sie es sich in den Kopf setzte, diese andere kleine Hexe – wie hieß sie doch? – als Malaikas Katze zu verdrängen, daß etwas Schreckliches wie das hier geschehen würde. Gewußt hatte sie es!
Handelsleute waren so verdammt unberechenbar!
Sie knipste den Schalter nicht an, der den Bildschirm an der Wand in Betrieb setzte und sie mit dem Cockpit und dem Rest des Schiffes in Verbindung brachte. Sollte er doch eine Weile ohne sie überleben! Statt dessen wühlte sie sich, so tief es ging, in die Schnurrseidenkissen und legte sich selbst gegenüber das Versprechen ab, wenn sie die schreckliche ekelhafte Reise ins Nichts überstand, sich einen netten hundertfünfzig Jahre alten Mann zu suchen – an der Schwelle des Todes. Einen senilen wohlhabenden Mann, bei dem sie auf ein nettes, ruhiges, bequemes kurzes Eheleben hoffen dürfte – und eine lange wohlhabende Witwenschaft.
Bran Tse-Mallory lag auf seinem Bett und vergegenwärtigte sich stumm die hundertundfünf Maximen des Zustandes unbestimmter Zufriedenheit. Ursprünglich war dieser Zustand von einem brillanten Hochschulassistenten erfunden worden und sollte dazu dienen, nervösen Studenten vor wichtigen Prüfungen Entspannung zu vermitteln. Aber natürlich erfüllte diese Kunst auch in anderen Situationen ihren Zweck. In der augenblicklichen zum Beispiel. Aber sosehr er sich auch anstrengte, er kam nicht über einundzwanzig hinaus. Die einundzwanzigste Maxime drängte sich ihm immer wieder auf, sosehr er sich auch auf zweiundzwanzig zu konzentrieren versuchte.
»Die Menschheit ist bestimmt die überspannteste Rasse im Universum, denn wer sonst glaubt schon, daß Gott nichts Besseres zu tun hat, als den ganzen Tag herumzusitzen und ihr immer dann zu helfen, wenn die Lage schwierig wird?«
Es war ein Gedanke, der einer Person unwürdig war, die eigentlich über all die Jahre hinweg reifer und damit gelassener hätte werden müssen, aber, oh, wie er sich doch den beruhigenden Kolben einer Waffe in der Hand wünschte – irgendeiner Waffe. Seine Finger spannten sich und lockerten sich dann wieder wie im Reflex und gruben sich tief in die weichen Decken ein.
Der Eint Truzenzuzex lag ruhig auf seinem etwas modifizierten Sessel, die Beine ausgestreckt, Fußhände und Echthände in der angemessenen Oo -Position über der Brust gekreuzt. Er versuchte eine Hälfte seines Bewußtseins auf das Bildgerät des Schiffes zu konzentrieren, während die andere ein monotones Ritual vollzog:
»Ich, Tru von der Familie Zen, dem Clan Zu und der Wabe Zex bete hiermit darum, auf meine – unsere Ahnen keine Schande zu bringen. Ich, Tru von der Familie Zen, dem Clan Zu der Wabe Zex bete hiermit darum, daß ich in der bevorstehenden Zeit der Schwierigkeiten meiner Erstmutter, meiner Clanmutter und meiner Wabenmutter Ehre bringen möge. Ich, Tru von der Familie Zen, dem Clan...«
Atha Moon und der Mann, der sich Wolf nannte, dachten an andere Dinge. Sie waren viel zu beschäftigt, um irgend etwas anderes als ihre Arbeit im Sinn zu haben. Und Maxim Malaika, der Mann, der für sie alle die Verantwortung trug, tat es ihnen gleich. Außerdem hatte er viel zuviel Angst, um Zeit für Trivialitäten wie Sorge zu haben. Wolf riß ihn aus seinen Gedanken.
»Jetzt sind sie auf fünf Mils herangekommen. Bei dieser Geschwindigkeit sind sie in fünf oder zehn Minuten in Partikelstrahlreichweite.«
» Shoovy! Und noch ein paar andere Unaussprechlichkeiten! Verdammt!«
Atha sah ihn besorgt an. »Könnten wir nicht versuchen, ihnen auszuweichen, Maxim? Ich meine, Herr Kapitän?«
» La, hasha , Atha. Unmöglich. Das sind AAnn-Zerstörer dort draußen. Sie sind dafür konstruiert, Schiffe, die viel schneller als wir sind, aufzuspüren und in Stücke zu schneiden. Die Gloryhole ist das Spielzeug eines reichen Mannes, kein Marineschiff. Aber schnell ist sie schon, Sharti . Natürlich ist sie das. Wenn wir beim ersten Kontakt weiter von ihnen entfernt gewesen wären, hätten wir ihnen entschlüpfen und uns verstecken können, aber dazu haben die uns zu schnell gestellt.
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