Das Tar-Aiym Krang
Dinge sahen alle aus, als betrachte man sie durch etwas getrübtes Glas. Die Temperatur war mild und eher etwas zu warm.
Ihr Kriecher war stehengeblieben, weil er nicht weiterfahren konnte. Reihe über Reihe von Sitzen oder Sesseln irgendeiner Art erstreckten sich von ihrem Standpunkt aus in die Weite. Das Ganze war wie ein kolossales Amphitheater. Die Reihen dehnten sich ungebrochen bis zur anderen Seite des Gebäudes. Dort endeten sie am Sockel von – etwas.
Er sah hin und riskierte einen kurzen Blick in das Bewußtsein der anderen. Malaika sah sich prüfend in dem riesigen Auditorium um. Wolf, das Gesicht wieder ausdruckslos wie eh und je, prüfte mit einem Instrument, das er am Gürtel trug, die Atmosphäre. Sissiph hatte sich an Malaika gedrängt und blickte furchtsam in die Weite. Atha hatte den gleichen Ausdruck sorgsam prüfender Vorsicht an sich wie der hünenhafte Händler.
Und die beiden Wissenschaftler befanden sich in einem Zustand, der dem Nirwana so nahe war wie das Wissenschaftlern überhaupt vorstellbar ist. Ihre Gedanken flogen so schnell, daß Flinx Mühe hatte, auch nur einen Eindruck davon zu bekommen. Sie hatten nur für die andere Wand des großen Saales Augen. Für sie hatte die Suche sich gelohnt, selbst wenn sie nicht wußten, was sie gefunden hatten. Tse-Mallory wählte sich diesen Augenblick aus, vorzutreten, dicht gefolgt von Truzenzuzex. Und dann schlossen die anderen sich den beiden Wissenschaftlern an und gingen einer hinter dem anderen auf das Ding an der fernen Wand zu.
Es war kein anstrengender Marsch, aber Flinx war dennoch dankbar, daß er am Ende ausruhen konnte. Er setzte sich an den Rand der etwas erhöhten Plattform. Er hätte sich auch auf einen der Sessel setzen können, aber ihre Konturen entsprachen nicht menschlicher Physiologie, und sie waren zweifellos genauso unbequem, wie sie aussahen.
Große Stufen führten zu dem Podest, auf dem er saß. Und an seinem anderen Ende umschloß eine Kuppel aus Glas oder Plastik eine einzelne, völlig schmucklose Couch. Eine große ovale Tür war an der dem Auditorium zugewandten Seite in der Kuppel zu erkennen. Wieder einen guten Meter höher als der größte unter ihnen und viel breiter als selbst Malaika sie gebraucht hätte. Die Bank selbst war zum Amphitheater hin leicht geneigt. Eine kleinere Kuppel, die in ihrer Form an ein Cognacglas erinnerte, bedeckte das eine leicht angehobene Ende der Couch zum Teil. Dicke Kabel und Leitungen führten von dieser Kuppel und dem Unterteil der Couch selbst zu der Maschine.
Die ›Maschine‹ selbst ragte hundert Meter über ihnen auf und verlief an den Wänden des Auditoriums bis in die abgerundeten Ecken. Das Äußere des Gebildes war scharfkantig, während sein Inneres abgerundet war. Der größte Teil der Maschine war verdeckt, aber Flinx konnte hinter halb geöffneten Platten Skalen und Schalter sehen, in denen sich das Licht brach. Die Schalter, die er sehen konnte, waren offensichtlich nicht für die Greiforgane von Menschen oder Thranx konstruiert.
Von der Oberseite der Metallverschalung der Maschine führte ein Gewirr von Rohren in allen Farben des Regenbogens zum fernen Dach. Azurblau, pfirsichfarben, rosa, elfenbeinfarben, chartreuse, orangefarben, rauchgrau, weißgold... jede Schattierung und jeder Farbton, den man sich in seiner kühnsten Phantasie vorstellen konnte – und noch ein paar weitere. Einige waren so groß wie ein Kinderspielzeug, klein genug, daß sie über seinen kleinen Finger gepaßt hätten. Andere sahen so groß aus, daß das ganze Shuttle spielend hineingepaßt hätte. In den Ekken verschwanden sie in die Wände des Gebäudes. Er drehte sich langsam um und sah Ausbuchtungen in den Wänden, selbst über dem Eingang, die darauf hindeuteten, daß dort weitere mächtige Rohre verborgen lagen. Er erinnerte sich daran, daß die Bezeichnung ›Rohr‹ keineswegs gerechtfertigt war – aber irgendwie konnte er den Eindruck nicht loswerden. Manchmal funktionierten seine Talente unabhängig von seinen Gedanken.
»Nun«, sagte Malaika. Und dann noch einmal: »Nun, nun!«
Er schien sich seiner nicht sicher zu sein, ein höchst seltener Zustand. Flinx lächelte über die Gedanken des Händlers. Der Hüne wußte nicht so recht, ob er zufrieden sein sollte oder nicht. Etwas hatte er ganz sicher entdeckt, aber er wußte nicht, was es war, ganz zu schweigen, wie man es nutzen konnte. Er stand als einziger, während alle anderen saßen.
»Ich schlage vor, wir holen uns
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