Das Tar-Aiym Krang
das Metall nicht als dünnes Blech bezeichnen. Nicht einmal als eine Platte.
»Gute neunzehn, zwanzig Meter«, sagte Tse-Mallory. »Ich wundere mich, was die damit fernhalten wollten.«
»Uns offensichtlich nicht«, meinte Truzenzuzex. »Mit Ihrem Spielzeug hätten Sie da ein paar Tage lang drauf losbrennen können, Kapitän, bis die Batterie leer gewesen wäre, und hätten noch nicht einmal die Oberfläche angeschmort. Ich würde gerne ein SCCAM daran ausprobieren, bloß um zu sehen, was stärker ist. Ich habe noch nie von einer künstlichen Struktur gehört, die einem SCCAM-Projektil Widerstand leisten könnte, aber dann habe ich auch noch nie einen zwanzig Meter dicken Wabenblock aus massivem Aiym-Metall gesehen. Wahrscheinlich wird die Frage immer eine akademische bleiben.«
Sie waren vielleicht ein paar Meter weit ins Innere gerollt als die Türe sich schwer hinter ihnen schloß. Das Lautlose an der Bewegung war angsteinflößend. Wolf sah Malaika fragend an, die Hand auf dem Fahrthebel. Aber den Kaufmann schien das Ganze – wenigstens äußerlich – nicht zu stören.
»Sie ist aufgegangen, um uns einzulassen, Wolf. Ich nehme an, sie wird uns auch wieder hinauslassen.« Jetzt hatte das Tor sich ganz geschlossen. »Und außerdem, kwa nini , warum sich Sorgen machen? Es macht jetzt doch nichts aus.«
Die nächste Überraschung stand ihnen bevor. Sofern sie nicht hohl waren, was angesichts dieses Tores unwahrscheinlich war, waren die Mauern aus dem pseudokeramischen Material gute hundertfünfzig Meter dick. Viel mehr als notwendig, um das Gewicht des Gebäudes zu tragen, so gigantisch es auch war. Das deutete viel mehr auf den Versuch hin, es undurchdringlich zu machen. Auch in anderen Festungen der Tar-Aiym hatte man dergleichen Mächtigkeit gefunden, wenn auch nicht annähernd in solchen Dimensionen.
Flinx wußte nicht, was er im Inneren des Gebäudes zu finden erwartete. Er hatte seit dem Öffnen des großen Tores seine geistigen Fühler ausgestreckt, drinnen aber nichts Denkendes entdeckt. Und dabei hatte er es bedauert, daß er nur seitlich hinaussehen konnte. Aber er rechnete nicht damit, daß das Innere ihn mehr in Erstaunen versetzen würde als das Äußere das überhaupt nicht zu seiner Umgebung paßte.
Womit er irrte.
Was auch immer er in seinen kühnsten Gedanken erwartet hatte, es hatte keinerlei Beziehung zur Wirklichkeit. Malaikas Stimme drang von oben zu ihm herunter. Sie klang eigenartig gedämpft.
» Katika hier, alle. Atha, öffnen Sie schnell die Schleuse. Hier drinnen ist Luft, und zwar atembare Luft, und kein Wind, und ich weiß nicht, ob ich es selbst glauben soll oder nicht, obwohl mein majicho mir sagt – aber je eher Sie das selbst sehen...«
Er brauchte sie nicht zu drängen. Selbst Sissiph war aufgeregt. Atha eilte zu der kleinen Schleuse, und alle sahen zu, wie sie den dreifachen Verschluß löste und damit den Flüssigkeitsumlauf an den drei vorbezeichneten Punkten unterbrach. Die schwere Tür schwang nach außen. Die automatische Rampe schob sich vor, berührte den Boden, summte, als fester Kontakt hergestellt war, und schaltete sich ab.
Flinx war als erster draußen, dicht hinter ihm Atha und die beiden Wissenschaftler, dann Malaika und Sissiph und zuletzt Wolf. Alle standen stumm inmitten des Panoramas, das sich rings um sie ausdehnte.
Das Innere des Gebäudes war zumindest hohl. Das war der einzige Begriff, mit dem man es beschreiben konnte. Flinx wußte, daß jene massiven Mauern sich irgendwo über ihnen mit einer Decke trafen, aber sosehr er auch seine Augen anstrengte, er konnte nichts erkennen. Das Gebäude war so riesenhaft, daß sich trotz guter Lüftung Wolken darin gebildet hatten. Die vier gigantischen Wände bedrückten seinen Geist, ja sogar seinen Körper. Aber in einem offenen Raum dieser Größe war Klaustrophobie einfach nicht möglich. Im Vergleich zu dem ewigen Wirbel von Luft und Staub draußen war die absolute Ruhe hier drinnen mit dem erhabenen Gefühl im Innern einer Kathedrale zu vergleichen. Vielleicht war es das sogar, obwohl er wußte, daß der Vergleich ihm nur von seinem Gefühl eingegeben wurde. Das Licht war für Nichthomanx-Augen bestimmt, völlig künstlichen Ursprungs und von leicht blaugrüner Farbe. Es leuchtete auch schwächer, als ihnen lieb war. Der von Natur aus blaue Chiton des Philosophen sah darin gut aus, während alle anderen beinah fischähnlich wirkten. Ihre Sicht wurde von dem schwachen Licht nicht behindert, aber die
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