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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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Berck hochsprang und Brezeln anpries. »Wir kaufen nichts.«
    Sehnsüchtig wie ein abgewiesener Liebhaber warf Scheyfve dem knusprigen Backwerk einen Abschiedsblick zu. Gabriel Zimenes zog ihn über die Schwelle. Die Magd schloss mit Schwung die Tür.
    Im Korridor zwischen den Warenlagern roch es nach Waffenfett und gebürstetem Stahl. Der Bodenstreu aus Rosmarin und Lavendel war für Scheyfve kein Trost. An schönen Wandvertäfelungen konnte man sich satt sehen, aber nicht satt essen. Kreuzdonnerwetter noch mal! Von scharfen Ritten hatte er für den Rest seiner Tage die Nase voll.
    Die Hausmagd beachtete den beleibten Hungerleider nicht. Eifrig wandte sie sich an Gabriel Zimenes und knickste wieder.
    »Señor Zimenes, welche Freude! Frau Lunetta hat Euch schon vor Tagen erwartet.«
    Zimenes strebte der Treppe zu, die in die oberen Stockwerke führte. »Wo finde ich deine Herrin?«
    »Ich weiß es nicht. Sie ist mit ihrem Sohn ausgegangen.«
    Zimenes fuhr herum. »Samuel ist tatsächlich hier?«
    »Gewiss. Seit drei Tagen.«
    Energisch nahm Zimenes die Treppenstufen. »Folgt mir in Lamberts Schreibkontor, Scheyfve. Wir müssen reden.«
    »Es gibt nichts, was ich lieber täte!« Er wandte sich lächelnd an die Magd. »Ich nehme an, Euer junger Herr genießt das Beisammensein mit seiner Braut? Oder Ehefrau?«
    Die Magd hob hochmütig den Kopf. »Ihr meint diese Cass? Man hat sie als Betrügerin entlarvt und aus dem Haus geworfen. Auf die Straße, da, wo Gesindel hingehört!«
    »Soso«, brummte Scheyfve und schenkte ihr ein noch herzlicheres Lächeln. »Die Familie van Berck war schon immer für ihren gerechten Umgang mit undankbarem Gelichter bekannt, nicht wahr? Ich werde Frau Lunetta von deiner lobenswerten Treue zur Moral des Hauses berichten.« Die Magd wich seinem Lächeln aus wie einer Ohrfeige. Scheyfve schälte sich aus seinem Umhang und reichte ihn der Magd. »Braves Kind! Und so aufgeweckt! Von Gesinde zu Gesindel ist es nur ein winziger Schritt. Erlaube eine letzte Frage: Gibt es noch Reste vom Morgenbrei?«
    »Scheyfve, kommt endlich!«, klang es von oben.
    »Selbst beim Warten legt er eine ungebührliche Hast an den Tag«, knurrte er und erklomm ächzend die Treppe. Zimenes stand in der Tür zum Kontor und trat ein. Scheyfve näherte sich gemächlich. Hier oben roch es nicht nach Waffenfett. Schon besser. Aber leider auch nicht nach Essen. Sondern ... Schnuppernd hob er die Nase. Patchouli! Er stutzte und verharrte bei einer Truhe neben der Tür. Sieh an!, dachte Scheyfve und griff nach dem Töpfchen, das den Duft verströmte. Ein Stückchen Greenwich, wie tröstlich.
    »Scheyfve!«
    Er stellte das Töpfchen zurück und betrat das Kontor. Kurz ließ er die Augen über die Liebesszenen der Tapisserien schweifen. Lambert und Lunetta van Berck hatten Geschmack. Aber Gott sei Dank nicht zu viel davon, dachte er, während er sich in die dicken Polster eines Lehnsessels gleiten ließ. Behaglichkeit war dem Waffenhändler und seiner Frau nicht minder wichtig. Oh, er mochte sie, er mochte die van Bercks wirklich.
    »Und nun zu dem Gift, das man dem König gibt«, begann Zimenes, der beim Schreibtisch stand. »Ich habe das Gesicht des jungen Edward genau studiert. Seine Augen sind wimpernlos und die Brauen aufgemalt. Die Furchen um seinen Mund verraten beständige Magenkrämpfe, er kann keine Nahrung mehr bei sich behalten. Unter seinen wattierten Gewändern ist er dürr wie eine Zaunlatte, sein Bauch jedoch ist aufgedunsen.«
    Scheyfve seufzte. In dieser Sippe schlug Zimenes eindeutig aus der Art. Er mochte unbehagliche Themen. »Könnten wir das nicht nach einer kleinen Stärkung besprechen? Ich bitte Euch, denkt nur ein Mal an meinen Magen.«
    Zimenes fuhr ungerührt fort: »Alles spricht dafür, dass man ihm das weiße Pulver verabreicht. Ich nehme an, Ihr kennt es.«
    »Arsenicum album« , sagte Scheyfve ergeben. »Was für ein abscheulich einfallsloses Mittel.«
    Zimenes nickte. »Aber wirksam.« Er begann zwischen Schreibtisch und Tür auf und ab zu gehen, ohne Hast, sondern – so schien es – um seine Gedanken in Bewegung zu halten. »Das Arsen ist seit Jahrhunderten unter den Päpsten beliebt, da es Machtfragen rasch und ohne das Mittel des Krieges löst. Die unblutige Vernichtung lässt sich vortrefflich als Gottes Eingriff ins Schicksal tarnen, solange es nur einen Menschen zu vernichten gilt.«
    Scheyfve stemmte sich aus dem Lehnstuhl hoch. »Wollt Ihr damit andeuten, dass die katholische Partei,

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