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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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vermählt.«
    »Halt’s Maul und freu dich auf Greenwich«, gab sein Befreier zurück und hieb seinem Pferd die Sporen in die Seiten. In wildem Ritt passierte die Kavalkade den Gefängnistrakt. Hilflos verfolgten Lunetta und Lambert vom Gitterfenster aus die Reiterschar. Aus Nischen und Torwegen quoll verschrecktes Marktvolk zurück auf den Platz. Die Gastkammer des Mietgefängnisses war immer noch fest verriegelt. Lambert van Berck pochte energisch an die Tür. »Holt einen Advokaten des Königs und bringt mir Feder und Tinte! Ich will das Dokument für Jane Greys Thronfolge gegenzeichnen.«
    Unter der verlassenen Bretterbühne versetzte Nat dem Pagen eine schallende Ohrfeige. »Hundsfott! Wie konntest du uns an Dudleys Männer verraten?«
    »Du hast ja keine Ahnung!«, keifte der Page und rieb sich die Wange. »Das waren Spanier in falscher Tracht. Wie der Prophet es verlangt hat. Und wenn hier jemand verraten worden ist, dann ich. Die Bastarde haben mich im Stich gelassen mitsamt einer Leiche! Ich kann nie wieder an den Hof zurück.«

14.
    G REENWICH P ALACE
    S AMSTAG, 1. J ULI 1553
    »Herrjemine! Schon wieder der Teufel!«
    Jehan Scheyfve schleuderte die Satanskarte, die Enoch ihm gereicht hatte, von sich. Die Hitze eines nächtlichen Feuers hob sie in die Luft, bevor sie zu Boden trudelte. Flämmchen züngelten durch die eiserne Vergitterung eines Kamins und beleckten die Ränder. Der Prophet beugte sich hinunter und las schweigend die Karte auf. Er schloss die Augen.
    Hoffnung glomm in den Augen des Diplomaten auf. »Was ist? Habt Ihr endlich eine Eingebung?«
    Enoch saß aufrecht wie eine Statue neben ihm. Sein Haar war gestutzt, der Bart geschoren. Sein Antlitz ähnelte mehr denn je einer Fratze. Ein schwer erträglicher Anblick, wie Scheyfve fand, zumal auf nüchternen Magen.
    Endlich zuckte ein Abglanz von Schmerz über das gemarterte Gesicht. Der Prophet öffnete die Augen und schüttelte den Kopf.
    »Ihr selber müsst die Karten ziehen, Scheyfve. Solange ich es tue, seht Ihr nur, was in mir vorgeht.«
    »Unsere nächtlichen Sitzungen sind äußerst unergiebig.« Verärgert verzog er den Mund. »Dass Dudley ein Teufel ist, weiß ich wie Ihr, aber es bringt mich nicht weiter.«
    »Wie bedauerlich«, seufzte der Seher.
    Beide Männer verstummten und starrten in das prasselnde Feuer. Der Sommer hatte eine Atempause eingelegt. Von draußen krochen feuchte Kühle und Finsternis in die Kammern des spanischen Botschafters.
    Schließlich brach der Prophet das Schweigen. »Ihr braucht ihn nicht zu fürchten.«
    Scheyfve sah verblüfft auf. Täuschte er sich oder hatte die Stimme des Propheten einen bittenden Klang?
    Beinahe gequält fuhr Enoch fort: »Er ist längst nicht so mächtig, wie Ihr denkt. Macht ihn Euch zum Freund.«
    Scheyfves Verblüffung wuchs. »Dudley? Das ginge entschieden zu weit, selbst für einen Diplomaten.«
    »Ich sprach vom Teufel.«
    »Nicht schon wieder, Master Enoch! Ich will nur wissen, was Dudley noch vorhat. Nur aus diesem Grund seid Ihr hier.« Scheyfves Stirn legte sich zu gleichen Teilen in Zorn- und Kummerfalten. »Leider weiß ich nicht, warum der Lord so viel Mühe darauf verwendet, Edward am Leben zu erhalten. Sein Tod wäre dank des Testaments sein Gewinn! Und ein eindeutiger Giftmord ein weiterer Vorteil. Er könnte Maria des Mordes bezichtigen. Dann stünde einer Königin Jane Grey nichts mehr im Weg. Schon gar nicht ich, Jehan Scheyfve, Marias treuester Berater. Dudley würde mit Vergnügen behaupten, dass ich und Gabriel Zimenes das Gift eingeschmuggelt hätten.«
    »Euer Verstand funktioniert hervorragend. Doch nach allem, was Ihr mir erzählt habt, weiß ich, dass der Verstand Euch ein guter Diener, aber ein miserabler Herr ist«, bemerkte Enoch. »Eure Fantasie ist Euch nützlicher.«
    Zögernd streckte Scheyfve den tanzenden Flammen die Hände entgegen. »Ein verführerischer Gedanke. Aber auch sie lässt mich im Stich: Ich werde alt«, klagte er. »Mein Geist ist eingetrocknet wie dieses Dörrobst.« Angewidert schob er ein Schälchen mit verschrumpelten Datteln von sich weg, das neben ihm auf einem Scherentisch stand.
    »Seid nicht so streng mit Euch. Es bekommt euch ebenso wenig wie das Fasten«, schmeichelte der Prophet. »Wer keine Laster hat, läuft Gefahr, dass sich seine Tugenden in Laster verwandeln.«
    »Gabriel Zimenes hat mir zu den Datteln geraten«, protestierte Scheyfve heftig. »Seinem Urteilsvermögen kann man vertrauen. Immerhin ist er der Mann, der

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