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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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herausgefunden hat, dass man Edward Arsen gibt, um sein Leben zu verlängern. Seine erstaunliche Nichte Lunetta hat entdeckt, dass man es ihm mit einer Salbe verabreicht. Und ich? Ich, Jehan Scheyfve, habe mir eingebildet, jederzeit alles durchschauen zu können, was an diesem Hof vor sich geht. Ich habe mich vollgestopft mit fremden Geheimnissen wie mit erlesenen Mahlzeiten. Anscheinend bekommt mir beides nicht.«
    Enoch lächelte matt. »Immerhin habt Ihr herausgefunden, dass Dudley die Salbe hat mischen lassen.«
    Scheyfve winkte ab. »Ich musste lediglich Sidney fragen. Ihm entgeht nichts. Er ist ein hervorragender Kammerherr. Aber ich bin nichts als ein nutzloser Hofpolitiker mit dem Hirn einer Dattel.«
    »Die Sprache der Seele bedarf der Unvernunft!«
    Scheyfve warf ihm einen tadelnden Blick zu. »Eben darum haben Sidney und ich Euch aus dem Tollhaus befreit! Trefft endlich eine Eurer verrückten Weissagungen. Sprecht mit Euren Engeln.«
    Enoch seufzte. »So wie es Euch an Essen fehlt, so fehlt es mir an meiner gewohnten Umgebung.«
    »Die Narren von Newgate?« Scheyfve krauste verärgert die Stirn. »Tut mir leid, aber mit noch mehr Irrsinn kann ich nicht dienen. Meine letzte Verrücktheit war, Euch heimlich hierherzuholen, statt mit Zimenes und Lambert in den Norden zu ziehen, um Maria zu warnen und sie zur Tat zu bewegen, wie ich es von Anfang an vorhatte. Was auch immer Dudley plant, sie muss sich ihm entgegenstellen. Wäre ich nur im Norden ...«
    Enoch hob beschwichtigend die rechte Hand. »Schon wieder traut Ihr dem Lärm Eurer Gedanken. Gott hat andere Pläne mit Euch, sonst wärt Ihr nicht hier in Greenwich.«
    Scheyfve schüttelte den Kopf. »Welche Pläne sollten das sein? Zimenes’ und Lamberts Suche ließe sich auf das Prachtvollste mit meinen Aufgaben als Diplomat des Kaisers verbinden. Maria braucht Unterstützung und Schutz.«
    »Sie hat allen Schutz, den sie braucht. Sie ist dazu bestimmt, Englands erste Königin zu werden. Ihr könnt dieser Prophezeiung vertrauen. Ich empfing sie im Tollhaus. Nie war ich Gott und seinen Engeln näher als dort.«
    Scheyfve verdrehte die Augen und versank stöhnend in seinem Sessel. »Wenn Ihr meint. Aber noch lebt Edward, und ich will wissen, was Dudley im Schilde führt.«
    Enoch hob die Satanskarte. »Wenn Ihr den Teufel verstehen wollt, müsst Ihr den Teufel befragen.«
    Ein grollendes Magenknurren war die Antwort. Scheyfve presste die Hand gegen den Bauch. »Ihr seid wahrhaft besessen von diesem Thema!«
    Der Prophet hob die Mundwinkel, aber sein Lächeln misslang. »Meine Vergangenheit hat mich gelehrt, dass Satan in Fragen der Politik ein vorzüglicher Ratgeber ist. Und leider holt mich hier in Greenwich diese Vergangenheit wieder ein. Aber auch das scheint Gottes Wille zu sein.«
    Scheyfve setzte sich energisch im Sessel auf: »Ein für alle Mal! Ich will nicht die Mächte der Finsternis beschwören, schon gar nicht im Namen des Höchsten. Ich will nur ein wenig Licht in das Dunkel meiner Gedanken bringen.«
    Enoch zuckte mit den Achseln. »Dann kann ich Euch nicht helfen. Ihr habt es mit Dudley zu tun, und Ihr seid tief in die Machenschaften von Greenwich verstrickt! Glaubt Ihr wirklich, dass Ihr den Teufel meiden könnt, wenn Ihr ihn besiegen wollt? Er ist Teil der Schöpfung. Und er ist immer dann am mächtigsten, wenn er die Menschen glauben macht, es gebe ihn gar nicht. Betrachtet ihn!«
    »Nichts anderes tue ich seit Wochen!« Gelangweilt wie ein gemaßregelter Lateinschüler zählte Scheyfve auf, was ihm wichtig schien. »Lord Dudley hat den todkranken Edward dazu gebracht, ein Testament zu verfassen, das seine Halbschwestern von der Thronfolge ausschließt und Jane Grey zur Kronerbin macht. Er wird sie im Namen des rechten Glaubens zu seiner Marionette machen. Sein Sieg ist überwältigend. Aber warum bringt er die Sache nicht zu Ende?«
    Enoch seufzte. »Wenn die Sonne am höchsten steht, ist sie dem Untergang am nächsten. Er fürchtet, dass dieser Sieg sein Untergang ist. Dafür spricht viel.«
    »Woher wollt Ihr das wissen?«
    »Nur was wir glauben, wissen wir. Glauben ist die letzte Gewissheit, die Wahrheiten unseres Verstandes hingegen wechseln wie das Wetter.«
    Scheyfve stöhnte gequält auf. »Enoch, Ihr verwirrt mich immer mehr, statt mir zu helfen!«
    »Ein guter Beginn, um den Teufel zu verstehen! Im Tarot ist Satan nicht allein die Macht der Versuchung, sondern auch das Bild unserer eigenen Verblendung. Eine Warnung und ein Schutz.

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