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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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Der Teufel ist wie alle Karten ein Wegweiser zur Erlösung. Ich habe Jahre gebraucht, um sie zu verstehen.«
    Der Teufel als Erlöser? Scheyfve beschlich das Gefühl, dass er es weniger mit einem Irren als vielmehr mit einem kompletten Dummkopf zu tun hatte. Und das sollte Dudleys wichtigster Berater sein? »Die Wahrheiten des Tarots scheinen mir äußerst bescheiden zu sein.«
    Enoch richtete sich zu ganzer Größe auf. »Warum fürchtet Ihr Euch dann davor?«
    Scheyfve schnellte nach vorn. »Ihr redet nur Unsinn, alter Mann!«
    »Warum verlangt es Euch dann nach meiner Hilfe?«
    Scheyfves Miene verschloss sich. »Ich dachte, es wäre nützlich, Eure Prophezeiungen zu kennen, schließlich hielt Dudley sich daran.«
    Enoch schüttelte den Kopf. »Genau das tat er nicht. Ich sagte ihm genauso wie Euch, dass an Edwards Tod nichts zu ändern ist. Ihr habt klug abgewartet. Dudley aber versucht, den Tod mit allen Mitteln aufzuhalten.«
    »Ja, aber warum?« Scheyfve hob verzweifelt die Hände. »Ihr macht mich wahnsinnig, Enoch!«
    »Das wäre ein gewaltiger Schritt nach vorn. Der Wahnsinn mag teuflisch erscheinen, aber mich hat er Gott näher gebracht, als mein bedauerlicher Verstand es je vermochte!«
    »Wir drehen uns im Kreis!« , rief Scheyfve erbost. Er erhob sich voller Unruhe und schielte nach dem Würzwein, der auf einem eisernen Dreibein neben dem Kamin stand. Vielleicht würde ein winziger Schluck seine Gedanken befeuern oder ihn zumindest beruhigen? Vor allem aber könnte er ihn von diesem Mann ablenken! Wie demütigend es war, sich eingestehen zu müssen, dass er, Jehan Scheyfve, seinen Freunden als ein ebenso verdrehtes Schwatzmaul auf die Nerven gegangen war.
    »Ein Schluck Wein ist immer eine gute Idee«, ermunterte ihn Enoch.
    Scheyfve fuhr wütend herum. »Oh, lasst diesen Jahrmarktszauber! Es hilft mir nicht, wenn Ihr meine albernsten Gedanken lest!«
    »Ich lese keine Gedanken, ich beobachte Euch nur. Und genau das solltet auch Ihr tun. Das Tarot kann Euch dabei helfen. Es ist ein Spiegel der Seele, und in unseren Seelen finden sich die Antworten, die wir brauchen.«
    »Bislang habt Ihr nur Satan gezogen. Ganze drei Mal allein heute Nacht.«
    »Und einmal den Narren!«
    »Ich nehme an, das war ich!«, stieß Scheyfve empört hervor.
    Enoch wackelte mit dem Kopf. »Unsere Seelen sind aus Licht und Dunkel gemacht. Ihr seid klug genug, um zu wissen, dass der Narr letztlich ein Weiser ist.«
    Scheyfve zog die Brauen zusammen. »So wie ihr? Ich danke!«
    »Wie wäre es mit einem Spiel, um mehr herauszufinden? Als Erstes zieht Ihr eine Karte, dann ich. Vielleicht kommen wir der Wahrheit über Dudley gemeinsam näher.« Er hielt Scheyfve den Kartenfächer hin. »Traut Euch. Seid ein Narr. Das Böse vertrete selbstverständlich ich. Ihr habt nichts zu verlieren.«
    Zögernd hob Scheyfve die Hand, zog sie aber wieder zurück. »Ihr zuerst!«
    »Nein, das hatten wir schon«, mahnte der Prophet. »Denkt nicht nach. Zieht.«
    Scheyfve schloss kurz die Augen, gehorchte, drehte die Karte um und riss die Augen auf. »Wer soll das sein? Ein fetter Mann, der vor einem Vorhang sitzt mit lauter Weinkelchen im Rücken?«
    Auf Enochs Totengesicht legte sich ein listiges Schmunzeln. »Ihr habt gezogen!«
    »Wie überaus erhellend: Ich bin also ein dicker Narr, der der Sünde der Trägheit verfallen ist. Erzählt mir etwas Neues!«
    »Schaut genauer hin.« Der Prophet wies auf den goldenen Boden, auf dem der Mann saß, und den goldenen Himmel über ihm. »Es geht hier nicht um eine Todsünde. Im Gegenteil! Die Karte der neun Kelche fordert Euch auf, das Leben zu feiern, seine lichten Seiten zu genießen. Glücklich gelebt und fröhlich gestorben, heißt, dem Teufel die Rechnung verdorben , so sagt man doch in Eurer Heimat nicht wahr? Vertraut Eurer Leidenschaft und der uralten Weisheit Eurer Seele.«
    Er griff nach der Weinkanne, schenkte einen Becher voll und reichte ihn Scheyfve. Zweifelnd nahm Scheyfve ihn entgegen. »Nun trinkt schon!«, forderte Enoch. Scheyfve nippte. Der gepfefferte Wein brannte in seiner Kehle wie Schießpulver. Er hatte seit Tagen nichts als Wasser und Datteln zu sich genommen. Er hustete. »Jesus! Dieser Wein ist fürchterlich.«
    »Ihr werdet Euch wieder an den Geschmack gewöhnen und noch mehr an die Wirkung«, sagte Enoch gelassen. »Und nun überlegt, wo Dudleys Leidenschaften liegen. Was sind die neun Kelche, an denen der Lord sich satt saufen will?«
    Scheyfve schnaubte verächtlich.

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