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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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wären dann Dudleys und keine Tudors, und der Herzog von Northumberland wäre der Urahne einer neuen Dynastie! Der Traum des Königmachers würde wahr. Damit wäre er der Macht näher als jeder Minister und sogar näher als ein schwacher König, den er lenken kann, wie er Edward lenken konnte.«
    Der Prophet nickte. »Dudley hat von niemand anderem als dem Begründer der Tudor-Dynastie gelernt, einem unbedeutenden walisischen Höfling, dem es vor hundert Jahren gelang, heimlich die Witwe des englischen Königs zu heiraten und Kinder mit ihr zu zeugen. Was für eine Rache an Heinrich dem Achten, der Dudleys Vater hinrichten ließ. Ihr seht, Dudleys unbedingter Wunsch nach Macht ist durchaus von Leidenschaft geprägt.«
    Scheyfve stellte energisch den Becher ab. »Was kann ich tun, um Dudleys Pläne zu vereiteln?«
    »Ihr wisst längst, wo Eure Talente liegen.« Enoch deutete auf die Karte der neun Kelche.
    »Im Nichtstun? Und das ist die große Offenbarung, die Ihr versprochen habt, dafür, dass meine Männer Euch aus dem Tollhaus befreit haben?«
    Der Prophet seufzte. »Nein, diese Offenbarung wurde mir schon dank Cassandra Askew auf dem Marktplatz von Newgate zuteil.«
    »Wie lautet sie?«
    »Dass ein Gott, den ich begreifen und lenken kann, kein Gott ist.«
    Scheyfve schüttelte den Kopf. »Warum versucht Ihr dann ständig, mit ihm zu sprechen?«
    »Das habe ich nie getan, ER sprach durch seine Engel zu mir.« Enoch hielt inne, seine Miene wurde düster. »Zumindest gelegentlich, wie ich glaube. Ich hatte gehofft, durch Cassandra Askew mehr über dieses Wunder erfahren zu können.«
    Scheyfve winkte ab. »Von Dudleys kleiner Spionin? Was sie weiß, weiß ich schon lange.«
    »Ihr scheint euch sehr sicher zu sein.« Der Prophet seufzte.
    »Aber natürlich, sonst hätte ich ihr wohl kaum die Flucht ermöglicht. Die Arme wäre in Greenwich ihres Lebens nicht sicher. Dudley ...«
    Enoch richtete sich in seinem Sessel auf. »Ihr habt Cass die Flucht ermöglicht?«
    »Ah, schaut nicht so betrübt! Cass’ Flucht diente einem guten Zweck. Ich fühlte mich der Familie van Berck mehr verpflichtet als Euch. Darum bat ich Euch, die Worte »omnia vincit amor« , bei Eurem kleinen Auftritt zu gebrauchen.«
    Verblüfft hob Enoch die Brauen. »Diese Worte waren also mehr als ein Zeichen für Eure Männer?«
    »Es ist die Losung der Opal-Bruderschaft. Die van Bercks haben sie gegründet, und ich war ihnen einiges schuldig.«
    »Soll das heißen, Ihr habt gewusst, dass Samuel van Berck in der Nähe sein würde, sodass er sie hören konnte?«
    Scheyfve schürzte die Lippen. »Schaut mich nicht so böse an. Ich habe nicht den Propheten gespielt. Um es mit Euren Worten zu sagen: Ich habe es nicht gewusst, aber sicher geglaubt! Die van Bercks haben einen Familiensinn, der an Starrsinn grenzt. Es sprach alles dafür, dass mein Sekretär seine Mutter bei ihren allmorgendlichen Besuchen im Gefängnis von Newgate begleiten würde. Und dass Cass da war, wusste ich dank Euch. Liebe braucht Gelegenheiten. So fügte sich der Rest – und diesmal wollte er endlich. Amen.«
    Master Enochs dürre Hände schlossen sich einen Augenblick lang zu Fäusten. »Es scheint, ich habe in Euch meinen Meister gefunden.«
    Scheyfve machte eine wegwerfende Handbewegung. »Schnickschnack! Es bedarf keiner besonderen Gabe, um zu wissen, dass ein junger, leidenschaftlicher Mann wie Samuel van Berck mit Amor besser bedient ist als mit dem Wunsch, die ganze Menschheit zu erlösen. Erlöser werden ans Kreuz genagelt, und zwar von den Frommen ihrer Zeit, so wie Jesus. Man muss das nicht unnötig wiederholen. In diesem Punkt halte ich es – wiewohl ich Katholik bin – mit Luther: Durch sein Kreuz sind wir erlöst. Gott möge mir dafür verzeihen.«
    Der Prophet schloss die Augen. »Ihr seid Gott näher, als ich es je war.«
    »Seid nicht so hart mit Euch«, beeilte sich Scheyfve, ihn zu beruhigen. »Ihr habt mir soeben außerordentlich geholfen.« Er rieb sich erwartungsfroh die Hände. »Und darum zurück zum Geschäft. Ich will wissen, wann Maria Tudor auf den Thron kommt und wann ich zurück nach Flandern kann. Lasst mich noch eine Karte ziehen.«
    »Halt!«, sagte der Prophet. »Ich bin dran.«
    Wie aus dem Nichts legte er eine Karte auf den Scherentisch. »Die Zehn der Schwerter, das Ende der Reihe«, sagte Enoch tonlos. »Ein unerbittlicher Schlussstrich. Wenigstens das.«
    Scheyfve fuhr zurück und starrte auf ein grauenhaftes Bild: Vor einer kahlen

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