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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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endlich mal mit Gottvertrauen statt mit Gier probierst?« Entzückt betrachtete er seine Schuhe. »Es lohnt sich, wenn man im Auftrag des Herrn unterwegs ist. Warts nur ab, bei dir klappts auch noch.«
    »Spielst du jetzt den Propheten? Nicht mal ein Wunder bringt mich nach Greenwich zurück.«
    »Aber ein Geheimgang unter der Franziskanerkirche«, triumphierte Nat. »Wenn’s sein muss, warten wir, bis es Nacht wird, dann schleichen wir uns rein und suchen ...«
    Wumm! Das Dröhnen einer Kanonensalve. Schrille Fanfaren vom Turm beim großen Landungssteg zerrissen die Stille.
    In allen Booten sprangen Menschen auf und schauten erwartungsvoll zum Turm. Mit donnernden Stiefeln marschierten Wachsoldaten am Kai auf. Nat stellte sich auf die Sitzbank und reckte den Kopf. Wieder schwankte das Boot. Der Page klammerte sich an die Ruderkrampen. »Was ist? Siehst du was?«
    Nat kniff die Augen zusammen und starrte zum Zinnenkranz des Turms. Soldaten, sonst nichts. Sein Blick glitt die Fassade hinab. Bei einem offenen Bogenfenster im ersten Stock blieb er hängen. Kurz tauchte ein bleiches Gesicht unter einer Krone in dem gemauerten Bogen auf. »Der König zeigt sich!«, schrie Nat und mit ihm Dutzende anderer Schaulustiger. »Der König! ... Er lebt! ... Es lebe der König!« Edward stand umringt von Höflingen am Fenster und hob grüßend die Hand. Bootsleute legten sich in die Ruder und steuerten näher an den Kai heran, um ihn genauer zu betrachten. Niemand gebot ihnen Einhalt.
    »Komm«, sagte Nat, plumpste neben den Pagen auf die Bank und griff sich ein Ruder. »Jetzt können wir unbemerkt in den Palast gelangen. Alles schaut zum Turm. Auf zu der alten Franziskanerkirche! Mach schon!« Widerwillig hob der Page sein Ruder aus dem Wasser. »Kannst du nicht allein gehen? Du kennst die Gemächer der Spanier beim Latrinenhaus.«
    »Und du kennst Scheyfve. Ich weiß doch nicht mal, wie der Mann aussieht«, sagte Nat kopfschüttelnd.
    »Den erkennst du todsicher. Ein träger Dicker mit Mondgesicht in schwarz-gelber Tracht mit dem Kaiseradler drauf.«
    »Nix da. Leg dich in die Riemen. Auf eins!«, befahl Nat. Mit wenigen Schlägen lösten sie sich aus dem Pulk von Booten, die zum Turm strebten und ruderten westwärts die Themse hinauf.
    »Und was ist, wenn Jehan Scheyfve uns seine Wachen auf den Leib hetzt?«, protestierte der Page. »Er wird uns sicher nicht sehen wollen. Er hat bekommen, was er wollte. Den Propheten.«
    Nat hielt mitten im Schlag inne, Wasser tropfte vom Ruderblatt, das Boot geriet ins Schlingern. »Frag ihn selbst«, sagte er und wies verblüfft zum Kai bei der Kirche. Dort kroch ein beleibter Mann keuchend aus einem Gebüsch hervor und klopfte sich den Staub von seiner schwarz-gelben Tracht. Als er das Boot mit den beiden Knaben entdeckte, begann er zu winken.
    »Fürn trägen Dicken ist der Mann ganz schön beweglich«, fand Nat.

3.
    G REENWICH
    F REITAG, 7. J ULI
    Sie lagen zwischen grünen Hügeln, hoch über dem Palast von Greenwich, und waren umfangen von schützenden Wäldern. Ein Bach murmelte in ihrem Rücken. Hummeln summten um Geißblatt und wilde Veilchen. Ein lauer Wind ließ das Laub der Birken silbern flirren. Sie ruhten im Gras, nackt bis auf ihre Hemden, und genossen voller Staunen das Wunder der Liebe. Zwischen ihnen herrschte die vollkommenste Sprache der Liebenden. Das Schweigen. Cass schmiegte sich enger an Samuel, er fasste sie fester, sie spürte die Hitze der Sonne, die unter dem kühlen Leinen seine Brust und seine Arme wärmte.
    Cass’ Haar war dunkel vor Nässe, beinahe so schwarz wie das seine, sie hatte es gerade eben im Bach gewaschen. Sie strich eine nasse Strähne von der Schulter des Geliebten, zeichnete mit den Fingern die Konturen seines Halses nach. Ein Lächeln entspannte Samuels Mund, bevor er einschlief. Cass wartete lange, bis sie sich aus seinem Arm löste, um sein Lächeln zu küssen. Sie schmeckte den Buchenrauch der Feuer, die sie nachts im Schutz einer Jagdhütte entzündeten, und den süßen Honig von Taubnesseln, und doch fand sie keine Ruhe.
    Dabei war sie so müde wie er. Die Tage in den Wäldern von Greenwich nutzten sie, um zu schlafen. Ihre Nächte verbrachten sie mit Streifzügen auf der Suche nach Kleinwild. Die Pfeile und Armbrüste, um es zu erlegen, entstammten einer königlichen Jagdhütte. Ihr Blick glitt über den geziegelten Weg zu ihrer aus Holz und Fachwerk gebauten Zuflucht. Samuel hatte das Versteck gewählt.
    »Halte dich stets da auf, wo

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