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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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heiteren Anschein einer Bootspartie gehabt. Doch diesmal kamen die Londoner in Erwartung einer Nachricht. In allen Kirchen der Stadt – wahrscheinlich im ganzen Land – war heute etwas geschehen, das zu Neugier und Befürchtungen Anlass gab. Genauer gesagt, etwas war nicht geschehen.
    Die Prediger hatten beim Fürbittegebet für das Königshaus die Namen von Maria und Elisabeth Tudor ausgespart. In St. Pauls hatte der Reformer Nicolas Ridley Maria und Elisabeth gar von der Kanzel herab Bastarde genannt. Die Empörung wuchs heimlich, öffentlich sagte man in den Kirchen – auf Dudleys Anweisung – täglich Dank für Edwards wundersame Genesung. Nur, warum bedurfte es so vieler Gebete, wenn die Krankheit überstanden war?
    Auf dem Wasser herrschte gespannte Stille. Wispernd wurden Gerüchte ausgetauscht und Wetten abgeschlossen. Die Mutigsten setzten hohe Beträge darauf, dass die königliche Standarte bald auf Halbmast sinken und der Tod des jungen Edward verkündet werden würde. Stunde um Stunde verharrten die Londoner auf dem Wasser.
    Ihre Neugier wurde belohnt und enttäuscht zugleich. Gegen Mittag zog am Ufer eine Karawane von Wagen heran, die Fleisch, Fisch und Zuckerwerk lieferte. Ein buntes Gewimmel von Spielleuten folgte. War es möglich? Ein Fest stand bevor. Nun denn. Sollte Edward tatsächlich gesund sein, bliebe alles beim Alten, und das wäre nicht das Schlechteste! Die Kaufleute unter den Schaulustigen überschlugen den Preis der Lustbarkeiten, die Gesellen und das Gesindel malten sich die prachtvollen Braten aus, während Brot, grüner Knoblauch und Ale vom Bug zum Heck wanderten.
    In einem leckgeschlagenen Ruderboot warteten auch Nat und der Page. Eine Welle erfasste ihr Boot und ließ es schaukeln.
    »Ich weiß wirklich nicht, was wir ausgerechnet hier treiben«, murmelte der Page missmutig.
    »Ich habe Frau Lunetta versprochen, dass ich ihr helfe bei der Suche nach Samuel und Cass.«
    »Das tun ja schon ihr Mann und dieser Arzt, und zwar im Norden, wo dieser Samuel immer hin wollte«, erwiderte der Page.
    »Hurenscheiße! Muss sich halb London hier herumtreiben? So kommen wir nie ungesehen in den Palast!«, schimpfte Nat unbeeindruckt.
    »Habe ich dir doch gleich gesagt«, brummte der Page. »Ich kann mich da sowieso unmöglich blicken lassen, nachdem ich hinter Dudleys Rücken für diese Dingsdabrüder gearbeitet habe.«
    »Opal-Brüder«, sagte Nat geduldig. »Sir Henry Sidney und Jehan Scheyfve sind Opal-Brüder, genau wie die van Bercks, hat Frau Lunetta gesagt. Sie können uns helfen.«
    »Diese beiden Betrüger? Ich sollte einen Haufen Geld dafür bekommen, wenn sie den Propheten zu fassen kriegen. Und was macht Sidney? Schickt Spanier in Dudley-Tracht los, die mich mit dem toten Painbody sitzen lassen. Allein, verraten und verkauft.«
    Nat zuckte mit den Achseln. »Politik ist nix für tumbe, ungläubige Lammhirten. Auch wenn ich dem Propheten nicht mehr traue, darin hat er recht behalten. Und was mich angeht, hat er auch nicht falsch gelegen.«
    Zufrieden strich er sich über sein neues Wollwams mit dem eingestickten Handelswappen der van Bercks. Kaum zu fassen, wie dünn und weich Wolle sich verweben ließ und wie angenehm es war, Lederschuhe an den Füßen zu tragen. Und das sozusagen ganz umsonst.
    Der Kaufherr Lambert van Berck hatte kein Einstandsgeld von ihm verlangt, weil er Samuel und Cass zur Flucht verholfen hatte. Das Vermögen des Rüstungshauses war nicht länger beschlagnahmt. »Ich bin mit anständiger Arbeit zum Lehrburschen aufgestiegen! Nat, die Themseschwalbe, wer hätte das gedacht!«
    Empört richtete sich der Page auf. »Musst du mir deine Erfolge ständig unter die Nase reiben? Und was ist schon so Großartiges daran, ein Lehrbursche zu sein? Wenn es den van Bercks gefällt, können sie uns jederzeit wieder auf die Straße setzen. Ich wünschte, ich könnte zurück in den Norden.«
    Nat lächelte versonnen. »Aber nur ohne Bess.«
    »Wenn dieser verfluchte Prophet recht behalten hätte, besäße ich jetzt genug Geld, um sie auszustatten wie ein anständiges Mädchen.«
    »Das ist sie aber nicht, du Strohkopf.«
    »Sie könnte so tun!«
    »Das würde dich eine Menge kosten.«
    »Na und? Der Prophet hat gesagt, diese Opal-Brüder würden mir ein Vermögen zahlen, wenn ich ihn befreie. Keinen Pfennig habe ich bislang von diesen Opal-Brüdern gesehen. Und mein Posten bei Hof ist auch weg.«
    Nat verzog den Mund. »Hör endlich auf zu jammern. Wie wärs, wenn du es

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