Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)
Ehefrauen versucht, um die Tudor-Dynastie zu erhalten. Mit dürftigem Erfolg. Von der verehrungswürdigen Maria Tudor einmal abgesehen.«
»Aber nicht mit einer hergelaufenen Zofe oder Auf Wärterin!«
»Ist diese Cass das wirklich? Dudley hat sie als Kind in seinen Haushalt aufgenommen. Er allein kennt ihre Herkunft. Man sollte seiner Fantasie nie Schranken auferlegen. Aber ich gebe zu, die Möglichkeit einer Liaison ist zu weit hergeholt, selbst für Dudley. Nun, wir müssen wissen, wozu er diese Cass braucht, wer sie ist und was sie mit Edward treibt!«
»Was hat das mit meinem Hi-, meinem Leib zu tun?«
»Er ist die schärfste Waffe, mit der wir de Selves Versuche parieren können. Ihr wisst, wozu dieser Franzose fähig ist, wenn es um l’amour und Minnespiele geht. Da, wo bei Euch ein richtiger Hintern sitzt, haben meine anderen Sekretäre nur eine Bratpfanne. Sie sind zu lange im Geschäft, verdorrt wie die Estremadura im August. Ihr seid jung, habt das spanische Temperament Eurer Mutter geerbt, und Euer Gesicht ist nicht übel. Es ist Frühling, diese Cass ist ein junges Ding ...«
»Das ist infam, Scheyfve! Und Ihr wisst, dass Frauen mich nicht mehr reizen.«
»Gott behüte! Sie soll nicht Euch , Ihr sollt sie reizen. Nur so sehr, dass sie sich Euch anvertraut. Mehr nicht. Sie ist noch jung, und sie ist fromm. Ihr werdet Eure heilige Keuschheit nicht aufs Spiel setzen müssen. Sie ist ein so empfindliches junges Pflänzchen. Genau wie Euer Hang zum Mönchstum.« Scheyfve spielte gern den Schalk.
»Meine Lebensaufgabe ist die Mission, kein schmutziges Spitzeldasein. Iesum Habemus Socium! «
»Schnickschnack. Zunächst müsst Ihr weltlichen Gehorsam lernen. Seht Eure jetzige Aufgabe als Demutsübung. Die verlangt dieser merkwürdige Baskenritter Ignatius von Loyola doch von seinen Anhängern? Es heißt, dass selbst die vornehmsten Novizen auf sein Geheiß die schmutzigsten Dienste tun müssen, um Ekel und Furcht zu überwinden und sich von allen irdischen Befindlichkeiten zu befreien. Sie teilen freiwillig das Bett mit Sterbenden. Dagegen sollte es eine Leichtes sein, einem Mädchen den Lenz zu versüßen! Bei aller gebotenen Abscheu vor der Sündhaftigkeit der Weiber, versteht sich!«
»Sie ist noch ein halbes Kind, wie Ihr sagt.«
»Tandaradei! Umso empfänglicher wird sie für harmlose Kosereien sein. Eure heilige Unschuld ist nicht in Gefahr.«
Wie gestern ballte Samuel auch jetzt die Fäuste im Zorn. Beim Blute Christi, er hatte das Haus van Berck aus Protest gegen die käufliche Toleranz und den laschen Glauben seines Vaters verlassen. Und nun sollte er im Namen Christi den Verführer spielen? Wieder schob er den Vorhang beiseite. Es musste einen anderen Weg geben. Den des Verstandes.
Die Krähe betete wispernd. Ein englisches Vaterunser, ein zweites, wieder eins. Wollte sie Dudleys Rivalen im Kampf um die Macht und die ihm genehme Thronfolge mit Gebeten außer Gefecht setzen?
Seit König Heinrichs Tod zankten im von ihm eingesetzten Kronrat zwölf geriebene Staatsmänner um jeden Zoll Boden, zur Hälfte Reformer und zur Hälfte heimliche Papisten – ein Abbild von Heinrichs ständig schwankendem Glauben. Lord Dudley spielte alle gegeneinander aus, indem er mal der einen, mal der anderen Seite sein Wohlwollen zeigte.
Eifrig, aber stets vergeblich spannen seine Rivalen Intrigen zur gegenseitigen Vernichtung, dingten Verleumder und Giftmörder, um näher an den Lord und Edward den Sechsten heranzurücken.
Der Kinderkönig war Dudleys Faustpfand. Er bewachte den jungen Tudor wie einen Towerhäftling, nachdem dessen Onkel Thomas Seymour vor vier Jahren versucht hatte, den damals Elfjährigen kurzerhand zu entführen. Wofür er den Kopf verlor, auf Geheiß seines Bruders, Edward Seymour, und natürlich auf Anraten Dudleys. Der Kainsmord am eigenen Bruder war der erste Stolperschritt des ehemaligen Reichsprotektors Seymour gewesen. Das Volk begann ihn zu hassen und der Kronrat schloss sich an, nachdem Dudley Seymour die Schuld für eine Rebellion von Bauern in die Schuhe geschoben hatte. Es war ein katholischer Aufstand gegen den Kronrat gewesen, den der findige Lord durch bezahlte Aufrührer selbst entfacht und dann siegreich niedergeschlagen hatte.
Kein Zweiter beherrschte die Kunst der Intrige wie Dudley. Er verdankte ihr inzwischen die Titel und Reichtümer eines Lord Admirals, eines Earl of Warwick, den des Oberhofmeisters des königlichen Haushalts, das Herzogtum Northumberland und nun
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