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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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ausgetragen, aber ein Ritter Frankreichs hatte zu kämpfen, wo man ihn hinstellte.
    Seit einem Jahr tat er das als Englands vornehmste Geisel. Man hatte ihn als Unterpfand eines fragilen französisch-englischen Bündnisses gegen den spanischen Weltherrscher, Kaiser Karl V, aus Paris hergeschickt. Der Fünfundzwanzigjährige hatte den Tudor-Hof im Sturm genommen. Alles in allem ein vergnüglicher Handstreich. Und so simpel im Palast eines unmündigen Königs, der sein jugendliches Feuer an Frömmelei verschwendete und seinen Hofstaat zu Tristesse und Gebet verdammte.
    Der Marquis wusste, dass junge Höflinge ihn um seine Abenteuer als Komtur des Ritterordens des Heiligen Grabes zu Jerusalem beneideten. Die Damen waren berauscht von seiner Galanterie, in der ein Nachhall vom Gesang der Troubadoure mitschwang. Sein größter Coup war die Eroberung des fünfzehnjährigen Edward gewesen. Der Katholik und Ordensritter de Selve hatte den Jüngling von Bibel, Gebetbuch und Lord Dudley weggelockt, hin zu Falkenjagd, Bogenkämpfen, Wildschweinhatz, Fechtübungen und Wettritten. Fad und bleich wie Molke war der Tudor-Sprössling gewesen. Nie zuvor hatte er gewagt, es mit dem Vorbild seines Vaters aufzunehmen. Nur in evangelischer Strenge hatte er Heinrich Konkurrenz gemacht.
    Lächerlich!
    Er, der Marquis de Selve, stand für Frankreichs Triumph über reformatorische Frömmigkeit und Zucht. Bis Lord Dudley eine neue Schachfigur ins Spiel gebracht hatte. Cass, die der junge Edward ein Vorbild an weiblicher Tugend nannte und die er inzwischen zu privaten Audienzen lud. De Selves Lächeln erstarb. Es war harte Arbeit gewesen, dieses lästige junge Ding herzulocken. Höchste Zeit, dass sich seine Arbeit wieder mit Vergnügen verband.
    In milder Erregung strich er sich über den Mund. Wie viel Zeit hatte er auf fabelhafte lettres d’amour verschwendet! Vorübergehend hatte er sogar befürchtet, er müsse von Heirat schwätzen, damit sie zu einer nächtlichen Begegnung bereit wäre. Eine gefährliche Angelegenheit – in England galten selbst formlose Ehegelöbnisse als bindend. Nun, die Gefahr war gebannt, das Ziel endlich in Sicht. Der Rest des Weges war einfach. Für die Betschwester führte er immer nur bergab.
    Erfrischt durchschritt de Selve sein Schlafgemach, begutachtete die Vorbereitungen. Der Wein war gemischt, die Laken des Bettes waren glatt gezogen, die Decken und Kissen mit Ambra besprengt, dem weiblichsten aller Düfte.
    Ein leises Klopfen. Er bedeutete dem Diener, sich durch die anschließende Empfangskammer zu entfernen, und öffnete die Tür zum Korridor.
    Da stand diese Cass vor ihm. Mit gerecktem Kinn und geradem Rücken. Erstaunlich! Mädchenhafte Scheu schien ihr fremd. Nur das Zittern des Wachslichtes in ihrer Hand verriet Unsicherheit. Oder Begierde? Seltsames Ding. Sie war bei Gott kein kokettes Geschöpf, das um die Macht seiner Reize wusste oder sie einzusetzen verstand. Sie trug ihre gräßliche Giebelhaube mit einem Gleichmut, der an Erhabenheit grenzte. Oder an Arroganz?
    Sans importance! Es würde ein erlesenes Vergnügen sein, ihr zugleich mit der Haube und dem zinngrauen Kleid die Maske überlegener Tugend abzustreifen, die den jungen König so faszinierte. Was für eine Lust, diese Cass seufzen zu lassen! Ob sie stöhnen würde oder schreien? Der Marquis fühlte, wie er ihr entgegenwuchs.
    »Entre, ma petite.«
    Feierlich griff er nach der linken Hand der jungen Frau und zog sie über die Schwelle. Mit einem genau bemessenen Hauch von Ergriffenheit ließ er seine Blicke an ihr hinabgleiten. Himmel, war dieses Gewand scheußlich! Die Eichentür fiel mit schrillem Quietschen zu, der Riegel schnappte ins Schloss. Er hätte beides ölen lassen sollen. Cass schien den bedauerlichen Misston nicht zu bemerken.
    »Endlich bist du gekommen, meine Taube aus dem Felsennest«, raunte er mit Balsamstimme.
    »Das ist Sünde!«
    »Comment?« Er hatte doch noch nicht einmal angefangen.
    »Missbrauche das Hohe Lied nicht als Lobgesang auf tierhafte Lust.«
    Die Aufgabe, die vor ihm lag, schien weniger amüsant zu sein als gedacht.
    Der Marquis bemühte sich um Empörung. »Tierhafte Lust? Wie kannst du an so etwas denken?«
    »Weil ich aus diesem Grund hier bin oder nicht?«
    Das Staunen in ihrer Stimme schien echt. Dieses Mädchen war eine unfassbare Mischung aus Sanftmut, Rebellion – Cass trat an ihn heran, legte ihre Hände um sein Gesicht, sein Blick traf ihre tauben-, nein rauchgrauen Augen – und

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