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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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griff begeistert zu und drückte dem Mann eine kleine Münze in die Hand. »Ich muss sagen, ehrliche Arbeit macht Freude, wenn man dran verdient«, sagte er schmatzend.
    Cass biss sich auf die Lippen. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie dein Prophet uns helfen soll, wenn er im Narrenkäfig sitzt.«
    »Der findet einen Weg. Todsicher. Ich hab dir doch gesagt, dass er dich schon die ganze Zeit sehen wollte.«
    »Warum?«
    Nat zuckte mit den Achseln. »Ich nehm an, er will dir sagen, wer du bist und wo du hingehörst.«
    »Das interessiert mich nicht mehr!«, gab Cass aufbrausend zurück. »Ich will nur wissen, wie es weitergehen soll.« Schützend legte sie die rechte Hand auf ihren Unterleib.
    Umso besser, fand Nat. Der Prophet hatte ohnehin von ihm verlangt, dass er mit Cass nicht über Greenwich reden oder an Erinnerungen tasten solle. »Der Zustand der Unwissenheit ist eine Gnade, und er ist die Voraussetzung für Erlösung«, hatte Enoch gesagt. »Vertrau mal ganz auf den Propheten«, sagte er fest. »Der kann beten wie kein Zweiter. Versteht zwar kaum einer, aber es hilft.«
    Cass runzelte die Stirn. »Beten kann ich selbst. Dafür habe ich den Opal-Ring nicht hergegeben.«
    Nat schluckte den letzten Bissen Pastete. »Hängst du sehr an dem Ding?«, fragte er so beiläufig wie möglich. Cass schwieg. Nat bohrte weiter. »Is wohl so ne Art Liebesgabe?«
    »Nein«, sagte Cass entschieden.
    »Aber ein Ehering?«
    »Sicher nicht.«
    Nat gab auf. Er fragte sich, ob der Stein dann auch seinen Zweck erfüllen würde. »Naja, kann ja noch kommen. Ich weiß nur, dass der Prophet mit lauter Engeln und Heiligen reden kann, und die antworten ihm.«
    »Das ist papistisches Blendwerk!«, fuhr Cass auf. »Es gibt keine ...«
    »Malefizbuben! Fliegenfresser! Ans Werk, ans Werk!«, unterbrach sie ein schrilles Krächzen. Cass zog entsetzt den Kopf ein. Nat lachte. Mit dem Zeigefinger lenkte er ihren Blick zu einer Nische im Scheitelpunkt des Torbogens. »Da stand mal ein steinerner Franziskus mit Tauben, der Schutzpatron aller Häftlinge. Mir gefällt der Spaßvogel besser.«
    Staunend erkannte Cass einen grellbunten Papagei, der die Federn aufstellte und sich hektisch zu putzen begann.
    Entrüstet zog sie die Brauen zusammen. »Was für ein gemeiner Scherz mit dem Glauben, auch wenn ich nicht katholisch bin ...« Verblüfft hielt sie inne.
    »Schschscht«, machte Nat. »Jetzt geht’s los. Komm, wir müssen zur Bühne beim Schandpfahl, hat Enoch gesagt.« Er umfasste Cass’ Handgelenk. Dumpfes Trommeln wehte von der Mitte des Platzes zu ihnen herüber. Nat schlängelte sich durch die schubsende und drängelnde Menge. Ob Landsknecht oder Kiepenkerl, Bauer oder Bürgerin, jeder wollte vorn dabei sein, um sich zu amüsieren, wenn die Tollhäusler vorgeführt wurden.
    Vor der Bühne zankten Brezelmänner um die besten Plätze. Ein Fest des Pöbels versprach Gewinn. Am Ende würden wieder die Apfelweiber den Sieg davontragen, der angefaulte Teil ihrer Ware war ein begehrtes Wurfgeschoss.
    Der Marktvogt und vier Büttel beendeten den Tumult mit Stockhieben und verschafften gegen Handgeld Münzprüfern und dem Waagemeister freie Sicht. Nat steckte einem der Knüppelträger etwas zu und wurde mit zwei Plätzen direkt vor dem Holzgerüst belohnt.
    »Was kommt jetzt?«, schrie Cass gegen das Dröhnen der Trommeln an.
    »Das übliche Narrentheater, rollende Augen, gefletschte Zähne!«, schrie Nat zurück. »Wenns dir zu viel wird, schau weg. Davon hattest du bei Painbody schon genug.«
    Cass hob trotzig das Kinn. »Seit ihm und Bess kann mich nichts mehr erschüttern!«
    »Wers glaubt, wird selig«, murmelte Nat.
    Von hinten schubste sie jemand näher an das Holzgerüst. Cass drehte verärgert den Kopf. »Was soll das?«
    »Hurenscheiße! Die Bohnenstange! Was willst du denn hier?«
    »Ich bin im Auftrag des Propheten unterwegs«, gab der Page hochmütig zurück. Auf dem Rücken trug er einen Sack aus Rupfleinen. Der Sack bewegte sich.
    »Ausgerechnet du!«, rief Nat entrüstet. »Wie solltest du ihm helfen können?«
    »Wie du weißt, sind meine Verbindungen zum Hof und zu Lord Dudley exzellent.«
    »Dudley?« Das war Cass. Ihre Stimme war schieres Entsetzen.
    Der Page richtete sich zu stolzer Größe auf. »Ich kenne alle mächtigen Männer in Greenwich, sogar zu den Spaniern pflege ich Kontakt. Ich gehe den klugen Weg der Mitte und ...« Ihm blieb keine Gelegenheit für weitere Erklärungen.
    »Es geht los!«, kreischte eine

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