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Das Tartarus-Orakel

Titel: Das Tartarus-Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Reilly
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Stunde heimlich eindrang, stellte sie fest, dass das Glas fest verschlossen war, so fest, dass sie es nicht aufkriegte. Es wahrte sein Geheimnis.
    Außerdem hing an der hinteren Wand eine weiße Kunststofftafel, auf die West allerlei Anmerkungen und Skizzen gekritzelt hatte. Sachen wie:

    HOWARD CARTER (1874–1939):
    Entdeckte Grab des Tut-ench-Amun ; außerdem 1903 das Grab der Königin Hatschepsut (KV20) im Tal der Könige . Leeres Grab, nie genutzt. Unvollendete Inschrift an der Ostwand stellt die einzig bekannte Abbildung des Schlusssteins auf der großen Pyramide dar, der von einem senkrecht einfallenden Sonnenstrahl getroffen wird :

    Danach hatte West notiert: Königin Hatschepsut : einzige Frau auf dem Pharaonenthron, ließ zahlreiche Obelisken aufstellen.
    Eine Anmerkung auf der Tafel hatte es Lily jedoch besonders angetan.
    Sie stand ganz unten, viel tiefer als die anderen, fast so, als sollte sie bewusst abseits stehen. Sie lautete schlicht und einfach: Vier fehlende Tage in meinem Leben – Coronado?
    Spätnachts hatte sie einmal gesehen, wie West auf diese Worte gestarrt und sich gedankenverloren mit dem Stift an die Zähne getippt hatte.

    Wenn West in seinem Arbeitszimmer war, saß der Falke immer auf seiner Schulter und warnte ihn mit einem kurzen Schrei, sobald jemand zu ihm kam.
    Lily war von Horus fasziniert.
    Das Falkenweibchen war ein hinreißender Vogel, stolz und wachsam, mit laserscharfem Blick. Es spielte nicht mit Lily, so sehr sie es auch dazu verlocken wollte. Lily konnte es mit Bällen probieren, mit Gummimäusen oder sonst was, doch der Falke ließ sich durch nichts zum Spielen verleiten. Sie konnte noch so herumalbern, um ihn auf sich aufmerksam zu machen, aber Horus musterte sie lediglich abschätzig.
    Horus, so schien es, hatte nur für einen Menschen etwas übrig: Jack West.
    Und das wollte Lily durch ein Experiment überprüfen. Eines Tages, als Horus sich wieder einmal nicht von Wests Schulter locken ließ, warf Lily eine Gummimaus auf West.
    Der Falke schwang sich blitzschnell auf.
    Er fing die Maus mitten in der Luft – zwischen Lily und West – und grub die Klauen in den Gummileib des Nagers.
    Die Maus war tot.
    Und Lily um eine Erfahrung reicher.

    Aber West befasste sich nicht nur mit seinen Forschungen.
    Lily entging nicht, dass Huntsman sich oft davonmachte, wenn sie in ihrem Klassenzimmer saß und lernte, und zu dem alten, aufgelassenen Bergwerk zog, das sich hinter der westlichen Weide befand, nicht weit vom Flugzeughangar entfernt. Er trug dabei sonderbare Sachen: einen alten Feuerwehrhelm und eine Segeltuchjacke. Und Horus nahm er wie immer mit.
    Lily hatte man streng verboten, diese Stollen zu betreten.
    Allem Anschein nach hatte Wizard dort eine Reihe von Fallen angebracht – Fallen, die er anhand der Aufzeichnungen in den alten Büchern nachgebaut hatte, die er und West lasen –, und Huntsman sollte sich an diesen Fallen bewähren.
    Lily fand Jack West jr. ein bisschen rätselhaft.
    Und manchmal fragte sie sich, so wie jedes Kind, ob er sie überhaupt mochte.

    Aber Lily merkte nicht, dass auch sie ständig unter Beobachtung stand.
    Ihre Fortschritte, was fremde Sprachen anging, wurden sorgsam überwacht.
    »Sie macht sich ausgezeichnet«, berichtete Wizard, kurz nachdem sie neun geworden war. »Ihr Textverständnis ist einzigartig. So was habe ich noch nie erlebt. Und sie weiß gar nicht, wie gut sie ist. Sie spielt förmlich mit den Sprachen, wie Serena Williams mit dem Tennisball – sie kann damit umgehen, sie hat ein Gefühl für die Feinheiten, für jede Drehung und Wendung, wie ich es mir nicht einmal im Traum hätte vorstellen können.«
    »Körperlich ist sie ebenfalls topfit«, berichtete Big Ears. »Gute Kondition. Notfalls kann sie sechs Meilen rennen, ohne auch nur zu schwitzen.«
    »Und mein Arbeitszimmer kennt sie in- und auswendig«, sagte West. »Sie schleicht sich einmal pro Woche rein.«
    »Ich weiß, dass es nichts mit unserem Auftrag zu tun hat«, sagte Zoe, »aber es gibt auch noch was anderes, das sie ziemlich gut kann: Tanzen. Sie schaut sich jedes Ballett an, das per Satellit übertragen wird. Nun weiß ich zwar, dass viele Mädchen davon träumen, eines Tages eine Primaballerina zu werden, aber Lily ist wirklich gut, vor allem, wenn man bedenkt, dass sie sich alles selber beigebracht hat. Sie kann fast zwanzig Sekunden lang auf den Zehen stehen, was außergewöhnlich ist. Die Kleine liebt das Ballett über alles, kann nicht genug davon

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