Das Tartarus-Orakel
war.
Und Lily genoss natürlich die Aufmerksamkeit, die ihr zuteil wurde – zum Beispiel, als sie die hohe Kunst des Balletts entdeckte und vor sieben johlenden Elitekämpfern und zwei Ersatzgroßeltern einen Soloauftritt darbot.
Und nach wie vor drehten sich jeden Morgen alle um, die gerade anwesend waren, wenn sie zum Frühstück in die Küche kam, um festzustellen, ob die das Blatt Papier bemerkte, das mit Magneten am Kühlschrank angebracht war.
Aber eines Tages, als sie sieben war, herrschte helle Aufregung.
Das Team saß gerade beim Frühstück, als das Funkgerät losquäkte. »An alle Einheiten. Hier Posten eins. Ein Eindringling kommt durchs Haupttor.«
Alle sprangen auf, beunruhigt darüber, dass ein Fremder auftauchte, und besorgt, dass die anderen Nationen etwas von ihrem Unternehmen erfahren haben könnten.
Der Eindringlich war, wie sich herausstellte, allein – ein großer, dünner Mann, der mit zuversichtlicher Miene lässig den unbefestigten Fahrweg vom Tor zum Haus entlanglief.
Drei gut verborgene Gewehre waren auf ihn gerichtet, als er die Türglocke betätigte.
Wizard öffnete die Tür. »Kann ich Ihnen helfen, junger Mann?«
»In der Tat, Professor Epper«, sagte der dünne Mann. Er hatte ein bleiches Gesicht, graue Augen, hohe Wangenknochen und tief in den Höhlen liegende Augen.
Wizard erbleichte und betrachtete ihn ein zweites Mal.
Der Eindringling zuckte nicht mit der Wimper. Er wusste, dass er Wizard gerade zu Tode erschreckt hatte.
»Professor Max T. Epper«, sagte er. »Professor der Archäologie am Trinitiy College in Dublin und Vertreter Kanadas bei einer geheimen, von sieben Nationen aufgestellten Einsatzgruppe, die die Tochter des Orakels von Siwah beschützt und vorhat, den verschollenen Schlussstein der großen Pyramide in ihren Besitz zu bringen. Ich bin Leutnant Benjamin Cohen, Codename Archer , ehemals Sayeret Matkal, jetzt beim israelischen Geheimdienst Mossad. Meine Regierung hat mich hergeschickt, damit ich mich Ihrer Einsatztruppe anschließe.«
West trat hinter Wizard hervor.
»Oh, hallo, Jack«, sagte Archer unbeschwert. »Habe dich seit Desert Storm nicht mehr gesehen. Habe aber gehört, was du in der Scud-Stellung bei Basra getrieben hast. Sehr gut. Und wir Israeli wissen deinen Einsatz zu schätzen, auch wenn wir nach wie vor keine Ahnung haben, wie du da rausgekommen bist. Meine Vorgesetzten sagten, dass du an der Sache hier beteiligt bist, deshalb haben sie mich hergeschickt. Sie dachten, du würdest mich eher akzeptieren als einen Wildfremden.«
»Sie hatten Recht, Ben«, sagte West. »Nur deshalb bist du noch am Leben.«
»Man schießt nicht auf den Boten.«
»Warum nicht«, sagte West, und für einen kurzen Moment sank Archers Zuversicht.
»Ich lasse mich nicht gern zu etwas zwingen, Ben«, sagte West, »und du hast uns hier überrumpelt.«
»Hier geht es um eine große Sache, Jack«, sagte Archer ernst. »Um die Beziehungen zwischen den Staaten. Um das Schicksal der Welt und so. Die Auseinandersetzung zwischen Europa und den USA bahnt sich seit langem an. Sagen wir einfach, Israel wollte mit von der Partie sein. Und falls dich das beruhigt – ich habe den Auftrag, mich deinem Befehl zu unterstellen.«
West dachte einen Moment lang nach.
»Keine Kontakte nach Hause«, sagte er dann. »Keinerlei Berichte an den Mossad, bis dieser Auftrag erledigt ist.«
»Ich muss irgendwann Bericht erstatten –«
»Keine Berichte an den Mossad, bis dieser Auftrag erledigt ist, sonst ballere ich dir sofort die Birne weg, Ben.«
Archer hob die Hände und lächelte. »Dagegen bin ich machtlos. Abgemacht.«
Die übrigen Teammitglieder waren fassungslos – aber sie wussten auch, dass sie nur zwei Möglichkeiten hatten:
Entweder nahmen sie Archer in ihr Team auf, oder die Israelis würden die Amerikaner auf ihr Vorhaben aufmerksam machen.
Sie hatten allerdings keine Ahnung, wie ihnen die Israelis auf die Schliche gekommen waren – aber andererseits war der Mossad auch der rücksichtsloseste und tüchtigste Geheimdienst der Welt. Er erfuhr alles.
Allerdings wurde damit auch klar, dass die Israels nicht wollten, dass der Schlussstein den Amerikanern oder den Europäern in die Hände fiel – was wiederum hieß, dass Israel ein Interesse am Gelingen ihrer Mission hatte. Das war gut.
Die große Frage allerdings war, was Israel vorhatte, wenn die Mission zu Ende war. Konnte man Archer und den Israelis trauen?
Anfangs sprach kaum jemand mit Archer, was den
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