Das Tartarus-Orakel
Haus an, zuerst im Auftrag von George Washington, danach von Thomas Jefferson und später von Franklin Roosevelt. John F. Kennedy, der einzige katholische Präsident, wollte ihn umgraben lassen, aber er schaffte es nicht ganz. Er hat nicht überlebt, der Garten schon. Im Laufe der Jahre hatte er viele Namen, aber heutzutage wird er als Rosengarten bezeichnet.«
Big Ears verschränkte die Arme. »Was ist dann mit der großen Pyramide? Ich kenne keine gigantischen Pyramiden in den USA.«
»Das stimmt«, erwiderte West. »In Amerika gibt es keine gewaltigen Pyramiden. Aber weißt du, was die Ägypter errichteten, als sie keine Pyramiden mehr bauten?«
»Was?«
»Obelisken. Der Obelisk wurde zum endgültigen Symbol der Sonnenanbetung. Und in Amerika gibt es in der Tat einen kolossalen Obelisken – das Washington Monument. Er ist 169 Meter hoch beziehungsweise genau 555 Fuß. Die große Pyramide ist 143 Meter hoch, 26 Meter kleiner. Aber wenn man bedenkt, dass das Plateau von Giseh, auf dem die Pyramide steht, 26 Meter über dem Meeresspiegel liegt, dann stellt man fest, dass die Spitzen beider Bauwerke genau gleich hoch aufragen. «
Im Laufe des Gesprächs blickte Wizard ein ums andere Mal in das Notizbuch.
»Der einzige Tempel, welcher beider Namen trägt …«, sagte er versonnen. Dann leuchteten seine Augen auf. »Das ist Luxor. Der Tempel von Luxor.«
»O ja. Gut kombiniert, Max. Sehr gut!« Zoe schlug ihm auf die Schulter.
»Es würde jedenfalls passen …«, sagte West.
»Was würde passen?«, fragte Big Ears, der wieder nichts von dem Code verstand, den sie benutzten.
»Der Tempel des Amun in Luxor, im südlichen Ägypten gelegen, gemeinhin bekannt als Tempel von Luxor«, sagte Zoe. »Eine der größten Touristenattraktionen von Ägypten. Die berühmte Tempelanlage mit dem riesigen Pylonentor, den zwei sitzenden Kolossalstatuen von Ramses II. und einem Obelisken davor. Er befindet sich am Ostufer des Nils in Luxor beziehungsweise Theben, wie es früher genannt wurde.
Der Tempel von Luxor wurde von mehreren früheren Pharaonen erbaut, aber Ramses II. ließ ihn völlig umbauen und beanspruchte die alleinige Urheberschaft. Er wurde aber auch von niemand anderem als Alexander dem Großen erweitert. Deshalb –«
»– ist er der einzige Tempel in ganz Ägypten, in dem Alexander der Große als Pharao genannt wird«, sagte Wizard. »Nur in Luxor befindet sich eine in Stein gehauene Kartusche mit Alexanders Namenszug in Hieroglyphen. Der einzige Tempel, der beider Namen trägt – der Tempel von Luxor ist in der Tat der einzige Tempel, in dem sowohl Ramses II. als auch Alexander namentlich verewigt wurden.«
»Und was hat es damit auf sich, dass man die Macht das Ra durch die Augen der hoch aufragenden Nadeln des Ramses führen soll?«, fragte Big Ears.
»Hoch aufragende Nadeln sind für gewöhnlich Obelisken«, sagte West. »Die Macht des Ra ist der Sonnenschein, nehme ich an. Die erste Morgensonne am Tag des Jüngsten Gerichts, dem Tag der Tartarus-Rotation. Der Text will uns mitteilen, dass die Morgensonne am Tag der Rotation durch zwei entsprechende Löcher in den Obelisken fällt und dadurch den Standort des Grabes verrät.«
Big Ears wandte sich an Zoe. »Aber soweit ich weiß, hast du doch gesagt, dass in Luxor nur ein Obelisk steht.«
Zoe nickte. »Ganz recht.«
»Dann sind wir angeschmiert. Wenn wir keine zwei Obelisken haben, können wir nicht feststellen, wie die Sonne durchfällt. Folglich finden wir das Grab von Alexander niemals.«
»Dem ist nicht ganz so«, sagte Wizard, der West und Zoe einen strahlenden Blick zuwarf.
Sie lächelten ebenfalls.
Nur Big Ears kapierte es nicht.
»Der zweite Obelisk vom Tempel von Luxor existiert noch, Big Ears«, sagte Wizard. »Er ist nur nicht mehr an seinem ursprünglichen Standort.«
»Und wo ist er?«
»Er wurde, wie viele Obelisken aus dem alten Ägypten, einer westlichen Nation überlassen«, antwortete ihm Wizard. »Dreizehn Obelisken gingen nach Rom, ergattert von der katholischen Kirche. Zwei wurden nach London und New York verfrachtet – die beiden Obelisken, die Cleopatra’s Needles genannt werden. Der zweite Obelisk vom Tempel von Luxor jedoch wurde 1836 den Franzosen überlassen. Er steht jetzt in voller Pracht auf der Place de la Concorde, im Herzen von Paris, etwa 800 Meter vom Louvre entfernt.«
»Das Stück vom Zeus und der Obelisk«, sagte Zoe. »Sieht so aus, als ob in Paris ein Doppelpack geboten ist.«
West lehnte sich
Weitere Kostenlose Bücher