Das Tattoo
ßend sein Mobiltelefon auf den Beifahrersitz geworfen.
Unwillig beobachtete er das immer dichter werdende Schnee treiben. Durch Abwarten würde nichts besser werden. Unter lei sem Fluchen stellte er seinen Mantelkragen wieder hoch, verließ die Wohnung und sprintete zum Van.
Das Handy lag immer noch auf dem Beifahrersitz. Er schnappte es sich und war in Rekordzeit wieder oben in der Wohnung über der Garage, wo er ein weiteres Mal den Schnee verfluchte. Schon vor Jahren hatte er die Farm in Illinois, auf der er aufgewachsen war, gegen das sonnige Kalifornien eingetauscht. Und jetzt war er trotzdem wieder in der Kälte, weil Pharaoh Carn ausgerechnet ihn für diese Operation ausgesucht hatte.
Noch während er nach dem Hereinkommen seine Woh nungstür hinter sich abschloss und sich aus seinem Mantel schäl te, drückte er bereits Pharaohs Privatnummer, und kramte gleich darauf einen Feldstecher aus einer seiner Taschen.
„He, Boss, ich bin’s, Law. Ja, schon eingezogen.” Er trat ans Fenster und stellte das Fernglas ein. „Ja, sie sind da. Ich habe sie gestern gesehen und heute früh wieder. Nein, sie sind nirgendwo hingegangen. Klar weiß ich, was Sie gesagt haben, Boss. Bloß be obachten.”
Pharaoh Carn hörte sich Laws Bericht an und rollte dabei die Hasenpfote zwischen seinen Fingern.
„Ich will über alles Bescheid wissen, wohin sie gehen, was sie tun, alles? Hast du mich verstanden?”
„Ja, Boss, klare Sache. Ich melde mich wieder.”
Pharaoh legte auf. Um seine Mundwinkel zuckte ein Lächeln - ein winziges nur, aber die Genugtuung, die sich darin wider spiegelte, war unübersehbar. Er zögerte kurz, bevor er die Ha senpfote in seine Hosentasche schob und dann auf den Knopf der Gegensprechanlage drückte.
„Duke, hol das Auto. Wir fahren ins Luxor. Ich glaube, heute ist mein Glückstag.”
„Jawohl, Sir, Mr. Carn. Bin sofort da.”
Pharaohs Lächeln wurde breiter. Das würde seit seiner Entlassung aus dem Krankenhaus seine erste Unternehmung wer den, und das Luxor mit seiner altägyptischen Anmutung war ihm das liebste Kasino. Er war in der Stimmung, ein bisschen mit Geld um sich zu werfen und vielleicht zu einem späten Mittages sen ins Isis zu gehen. Das Essen in dem eleganten Feinschmecker restaurant des Luxor war nie eine Enttäuschung.
Er ging händereibend zu einem Spiegel. Vielleicht würde er, wenn er schon mal unterwegs war, ja auch einen Frisörbesuch einschieben. Und anschließend ein gutes Steak essen. Er hatte ge hört, dass Jimmy the Shoe in der Stadt war. Er hatte Jimmy seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Er hatte Lust, wieder mal mit ei nem der Jungs zu plaudern.
Er dachte an Francesca, diesmal aber ohne den quälenden Druck. Er wusste, wo sie war. Und wenn er bereit war, würde er sie holen. Beim ersten Mal hatte er den Fehler gemacht, ihren Mann am Leben zu lassen. Das würde nicht wieder passieren. Wenn er sie diesmal mit sich nahm, würde sie danach niemand mehr haben, zu dem sie zurückkehren konnte.
Ein paar Minuten später war er unterwegs. Der Tag war kalt, aber ein langer Kaschmirmantel über einem dreiteiligen Armani- Anzug war ein mehr als ausreichender Schutz gegen die Kälte. Und die beiden Männer auf den Vordersitzen der Limousine neben dem Fahrer würden ihn gegen andere, weniger augenfällige Gefahren schützen.
Die Francobrüder kamen aus Philadelphia und arbeiteten seit mehr als zwei Jahren für ihn! Beide Männer hatten viel Muskeln und wenig Köpfchen, genau so, wie es Pharaohs Meinung nach sein sollte. Bodyguards sollten nicht denken, sondern blitzschnell reagieren.
„Mr. Carn.”
Pharaoh sah zu Duke, der auf dem Sitz gegenüber saß. „Was ist?”
„Gutes Gefühl, dass Sie wieder mal ausgehen, Boss.”
Pharaoh schenkte seinem Mann für alles ein seltenes Lächeln. „Danke, Duke. Mir tut es auch gut.”
Duke nickte, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße. Ein Teil seines Jobs bestand darin, dafür zu sorgen, dass Pharaoh Carn keine unangenehmen Überraschungen erle ben musste. Und er machte seinen Job gut.
Als sie den Las Vegas Boulevard in südlicher Richtung hinun terfuhren, begann Pharaohs Herz vor Vorfreude schneller zu klopfen. Schon von hier aus konnte er die dreißigstöckige Pyra mide des Luxor sehen. Ein paar Minuten später fuhr der Fahrer vor dem Kasino vor.
Duke und die Francobrüder stiegen zuerst aus. Die drei blieben einen Moment stehen und schauten sich wachsam, aber unauffällig um. Dann beugte sich
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