Das Tattoo
seinem hoch gewachsenen schlanken Körper leuchteten immer noch dunkelrot, aber sein Blick wurde von der kleinen Tätowierung mitten auf seiner Brust angezogen. Er trat so nah an die verspie gelte Wand heran, dass er in der kleinen Mulde zwischen seinen Schlüsselbeinen seinen Puls pochen sah.
Die Tätowierung schien ihn auslachen zu wollen. Ewigkeit, besagte sie.
Francesca kannte nicht einmal die Bedeutung des Wortes. Er
legte seine gespreizte Hand auf seine Brust und spürte darunter sein Herz klopfen.
Er wollte, dass sie ihn genauso liebte wie er sie. Er wollte ihre unsterbliche Liebe und Ergebenheit, auch wenn er darauf lange warten musste. Aber er würde sie sich trotzdem zurückholen, selbst wenn er dafür ihren Mann töten musste. Dazu musste er nur noch wieder gesund werden.
„Was soll das heißen, Sie wissen nicht, wo er ist?” fragte Clay.
Detektive Dawson zuckte die Schultern. „Genau was ich sage. Sie müssen verstehen, dass es für die Polizei in L.A. im Mo ment Wichtigeres gibt, als einem Mann hinterherzulaufen, um ihn zu befragen. Dort herrscht immer noch Chaos. Die Rettungs dienste sind noch nicht wieder voll einsatzfähig. Es gibt nach wie vor Stadtviertel, die man nicht betreten kann. Die Bergung der Opfer ist noch nicht abgeschlossen. Das war das schlimmste Erdbeben seit Jahren mit - was haben sie gesagt? - 7,7 auf der Rich terskala?”
„So ungefähr”, murmelte Clay, während er Frankie einen be sorgten Blick zuwarf. Seltsamerweise wirkte sie ruhiger, als er sich fühlte.
„Und was haben Sie jetzt vor?” erkundigte er sich.
Dawson schlug die Akte auf seinem Schreibtisch auf und beugte sich vor, wobei er sich wieder einmal vornahm, einen Seh test machen zu lassen. Seit ein paar Monaten begannen die Buch staben vor seinen Augen zu verschwimmen.
„Okay … Pharaoh Carn, einer der führenden Köpfe des Alle jandro-Kartells, wuchs in Albuquerque, Neumexiko, im Kitter idge House auf. Mit Erreichen der Volljährigkeit zog er aus dem Waisenhaus aus, er arbeitete allerdings weiterhin als Gärtner auf dem Gelände, als er unter dem Verdacht, einen bewaffneten
Banküberfall verübt zu haben, verhaftet wurde. Er wurde schul dig gesprochen und zu fünf Jahren verurteilt.”
„Und was hat er nach seiner Entlassung gemacht?” fragte Frankie.
Dawson blätterte in seinen Unterlagen. „Nun, das nächste Mal wurde er wegen tätlicher Bedrohung in Orange Country verhaftet.” Dawson schaute auf. „Das ist in Kalifornien.” Er konzentrierte sich wieder auf die vor ihm liegende Akte. „Es kam jedoch zu keiner Anklage. Anschließend hat er sich in dem Kartell hochgearbeitet und ein paar Jahre später gehörte er bereits zu den Leuten, die eher Befehle erteilen als welche entgegenzunehmen.”
Frankie erschauerte. „Ein seltsames Gefühl, sich vorzustellen, dass ich so jemand irgendwann einmal gekannt haben soll.”
Dawson nickte. „Ja, das kann ich gut nachfühlen. Vor ungefähr zehn Jahren war ich mit meinem Partner an einer Drogensache dran. Als wir erfuhren, dass eine große Aktion geplant war, ließen wir die ganze Bande hochgehen. Und was glauben Sie, wem ich gegenüberstand, als wir das Haus betraten? Einem meiner Collegeprofessoren.”
Clay war an Dawsons Vergangenheit nicht interessiert. Es war Frankies Situation, die ihnen allen den Schlaf raubte.
„Das heißt also, der Mann, der früher von Frankie besessen war, sitzt mittlerweile an verantwortlicher Stelle in einem Dro genkartell.”
Dawson nickte, dann warf er Frankie einen nachdenklichen Blick zu. „Und Ihnen ist noch nichts eingefallen, was uns weiter helfen könnte?”
Sie ließ niedergeschlagen die Schultern hängen. „Nein.”
Clay legte ihr einen Arm um die Schultern und drückte sie fest an sich. „Es ist okay, Baby. Irgendwann wirst du dich ganz si cher erinnern.” Damit wandte er sich Dawson zu. „Gibt es eine
Möglichkeit herauszufinden, wo sich Carn während der Zeit auf hielt, in der Frankie vermisst wurde?”
Dawson verzog das Gesicht. „Wenn es so einfach wäre, Dreckskerlen wie Carn das Handwerk zu legen, säße er schon längst hinter Gittern, Mr. LeGrand. Solange sich Ihre Frau nicht an irgendetwas Handfestes erinnert, was ihn mit dem Verbrechen in Zusammenhang bringt, befinden wir uns in einer Sackgasse.”
„Aber was ist mit dem Erdbeben … und mit dieser Tätowie rung?” fragte Frankie.
Dawson warf ihr einen entschuldigenden Blick zu. „Schauen Sie, Mrs. LeGrand. Sie glauben nur, dass Sie
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